Bitte nicht eintreten....!
Update: 24. 03. 2016: Die zwölf beteiligten Länder hinzugefügt
Der Anfang ziiiiieht sich. Deklamierte Leitartikel rund um (Erwerbs-)Arbeit, deren mögliche Entwicklung und Joblosigkeit. Doch dann - nach gefühlten zu vielen der insgesamt rund 80 Minuten dauernden Performance „I work, therefore I am“ -, geht’s endlich wirklich theatral los.
„Bitte nicht eintreten, Sie werden aufgerufen!“, ertönt eine Stimme aus dem Off. Was im ersten Moment auf Wartesaal beim ArbeitsMarktService hindeutet, entpuppt sich als Warten auf ein Casting für Rollen am Stadttheater.
Nur spielen wollen
Viele Ängste
Zittern vor dem Auftritt vorm Intendanten, danach niedergeschlagenes Rauskommen und beschreiben, wie ignorant der war. Mehr oder minder. Zwei kommen mit einem zeitweisen Engagement in den Bühnenraum der Wartenden. Sie freudestrahlend, er zweifelnd, denn Bedingung für den Job ist, sich einen Chip in den Unterarm implantieren zu lassen, der stets sämtliche Gesundheitsdaten speichert und ans Theater weiterleitet. Das ist ihm dann doch zu steil und er „ent-wirbt“ sich, „um sich die Freiheit herauszunehmen, das Jobangebot zurückzuweisen bevor er zurückgewiesen wird“.
Immer wieder treten bzw. tanzen oder springen drei weitere Figuren auf die Bühne – Allegorien: die Angst, die Illusion und der Narziss. Letzterer als Tänzer, die beiden ersteren mit Fragen, Kommentaren und abgewandelten klassischen Zitaten, etwa aus Goethes Faust.
Prekär und temporär - dehnt sich aus
Aus diesen Erfahrungen leiten die Fachleute, die den gesamten Arbeitsmarkt beobachten ab, dass sich diese - vor allem prekäre und immer wieder nur vorübergehende Beschäftigungen – auch auf viele andere Bereiche ausweiten. Und, dass es oft mehr auf die Selbstvermarktung als aufs eigentliche Können und Wissen ankomme.
International
Steigende Arbeitslosigkeit, nicht zuletzt und vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen, oft auch mit guten Ausbildungen, veranlasste das Europäische Theaterhaus im deutschen Lingen, ein internationales Projekt zu diesem Thema zu initiieren. Die Spielleiter_innen von 12 Theaterhäusern bzw. vor allem sozialpädagogischen Einrichtungen in zwölf verschiedenen Ländern (Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Litauen, Niederlande, Österreich, Polen, Slowenien) trafen einander im Jänner und arbeiten – mit Ausnahme der Jungen Burg – fast ausschließlich mit Laien und Jugendlichen. Vernetzt sind sie über eine interne Web-Plattform. Für den 24. Mai ist in allen Städten ein Aktionstag geplant, Ende Juni treffen die Spielleiter_innen einander wieder. Später „wird es eine tiefgreifende Dokumentation geben“, so die Auskunft aus Lingen.
I work, therefore I am
Junge Burg
Ein Projekt zur Zukunft der Arbeitswelt
Paul: Raphael Cisar
Sebastian: Pierre Gold
Stella: Laura Hermann
Renate: Anna Mitterberger
Hans: Bernhard Singer
Die Angst: Natalie Heilinger
Die Illusion: Albane Troehler
Der Narziss (Tänzer): Frédéric Troehler
Regie: Annette Raffalt
Bühne und Kostüme: Eva Gumpenberger, Stefanie Muther
Video: Sophie Lux
Choreographie: Daniela Mühlbauer
Dramaturgie: Annette Friebe
Licht: Ivan Manojlović
In Videos: Michael Czerny, Team4 KünstlerInnenservice (AMS), Petra Draxl, AMS-Wien-Leiterin, Sabine Frasch, Head of Human Resources; Daniel Häni, Unternehmer; Jana Horst, Schauspielerin; Markus Vincze, Robotiker/TU Wien
Wann & wo?
26. März, 2. und 3. April
Burgtheater, Vestibül, Landtmannseite
1010, Universitätsring 2
Telefon: 01 51444-4140
info@burgtheater.at
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