Jugendliche lassen Menschen strahlen

Jugendliche lassen Menschen strahlen
Kranke Kinder besuchen, Holz für alte Leute sammeln... Schüler_innen tun Gutes und werden dabei vom BIPA-Schulprojekt finanziell unterstützt.

Wir wollten a Wengerl was mit den Kindern machen. Zwei Kinder aus Albanien wurden bei uns im Krankenhaus Steyr mehrere Wochen behandelt. Wir haben uns gedacht, denen wir sicher langweilig und es wär schön, wenn sie Besuch bekommen und unterhalten würden." So beginnt Simone Maier den Anfang ihres Projekts "Teens for Kids - Wir begleiten schwer kranke Kinder auf ihrem Weg zum gesund werden", dem Kinder-KURIER zu schildern. Sechs Schülerinnen der HLW Steyr haben dieses im Pflichtfach Gesundheits- und Projektmanagement in Angriff genommen. Und damit die Kategorie Kinder beim BIPA-Schulprojekt-Bewerb gewonnen.
Zu sechst teilten sich die Jugendlichen die Besuchsdienste auf - rasch gelang es ihnen die anfängliche (Sprach-)Barriere zu überwinden und mit Arta (8) bzw. Edson (12) jeweils alles mögliche zu spielen. "Mit der Zeit ist es voll cool geworden und die beiden haben sich dann schon immer wieder gefreut, wenn wir gekommen sind", schildert Helene Stadler. "Am Ende sind sie überhaupt voll aufgetaut und haben schon voll Englisch mit uns geredet."
Arda konnten sie vor allem mit einem Ausflug auf den elterlichen Bauernhof einer der Projektteilnehmerinnen begeistern. "Vor der bunten Kunststoffkuh wollte sie sich unbedingt fotografieren lassen", beschreibt Maier das Foto, das das Projektteam auch dem KURIER schickte.
Noch heute, wo das Mädchen und der Bub wieder gesund in ihrer Heimat leben, besteht der Kontakt - "vor allem über Facebook".
Die beiden Sprecherinnen gestehen: "Es war auch für uns selber ein Gewinn, voll schön, hat uns stolz gemacht, Kinder zum Lächeln und Lachen zu bringen, obwohl's ihnen schlecht geht."
Neben diesem persönlichen Hauptanteil sammeln die Steyrer Jugendlichen noch Geld. Den Großteil der 20.000 Euro Projektgeld betrachten sie als Startkapital für ein mobiles Ultraschallgerät, das sie gemeinsam mit der "Allianz für Kinder" nach Albanien bringen wollen. "Das kostet ungefähr 35.000 Euro und damit könnten Kinder dann zu Hause untersucht werden", beantworten die beiden die Frage, was mit dem zuerkannten Betrag aus dem Schulprojekte-Topf passieren soll.

Holz und Obst

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Wir kriegen Holz von überall her, das sammeln wir und schneiden, wenn's zu groß ist, klein, so dass die Leute das in den Kamin reinkriegen, schildert Bentain Hendl dem (Kinder-)KURIER das Projekt "Das gute Holz", das in der Kategorie SeniorInnen die meisten Stimmen bekommen hatte. Der 19-Jährige werkt darin ebenso wie andere Jugendliche im Rahmen von "Deine 2. Chance - externer Hauptschulabschluss" im Vorarlberger Dornbirn.
Neben dem Lernen fiel den Jugendlichen und ihrem Lehrer ein, sich am BIPA-Schulprojekte-Bewerb beteiligen zu können. Konkret kamen sie auf die Idee mit dem Holzsammeln. "Wir versorgen vor allem ältere Menschen damit. Und das ist schon schön, wenn man sehen kann, wie wir da mit unserer Aktion Hilfe und Freude verbreiten kann, wenn die Wohnung nicht kalt bleiben muss."

Dreifach g'sund

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Aus dem selben Schulabschlusskurs kommt noch ein zweites Siegerprojekt: "Das gute Obst" - bestes in der Kategorie Jugendliche. Das, so Hilal Kanyelmaz in breitem Vorarlberger Dialekt, der hier ins Hochdeutsche übersetzt sei, werde erst so richtig in Angriff genommen. "Wir wollen Obstbäume anpflanzen und dann mit dem Verkauf der Früchte beginnen. Was wir dabei verdienen, damit wollen wir armen Leuten helfen - mit Geld, Kleidung, Essen, was diese Lüt (so die gsiberger Variante von Leuten) halt brauchen." Ihr Kollege Ismail Takev ergänzt noch: "Und außerdem ist Obst ja nix Schlimmes, sogar was G'sundes!"

Wie fühlt es sich an,...

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... in einem Rollstuhl zu fahren? Oder wie, nichts zu sehen? Wie kommunizieren Menschen, die nichts hören? Oder wie war's, einmal von Drogen abhängig gewesen zu sein? Das und noch mehr über Menschen, die von der Gesellschaft oft an den Rand, ins Abseits gedrängt werden, wollen 12 Jugendliche der 5a des zweisprachigen Gymnasiums der Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt/Celovec anderen vermitteln, erzählen Mirjam Sadjak und Hannah Zdovc dem Reporter am Telefon. Dazu schufen die Deutsch- und Slowenisch-Sprechenden das Projekt "Change your view", mit dem sie die Kategorie Familien bei diesem Bewerb gewannen. "Wir organisieren ein Fest im Pfarrhof von Globasnitz (bei Bleiberg). Dort bauen wir Stationen auf und die Leute vom ganzen Ort können kommen und mit den Rollstuhlfahrern, einer gehörlosen Frau, einem ehemaligen Drogensüchtigen … reden. Einer der beiden Rollstuhlfahrer hat auch schon gesagt, er will Besucher ausprobieren lassen, wie man sich so fortbewegen kann, wo Hürden aufgebaut sind und welche Rechte behinderte Menschen eigentlich haben", gibt Sadjak einen Ausblick auf das Fest, das Mitte Mai stattfinden soll. Ihre Kollegin Zdovc ergänzt, dass "einer der beiden Rollis bewegt sich schon immer so fort, der andere erst seit einem schweren Unfall, kann sich also ans Gehen erinnern, auch wieder zwei verschiedene Sichtweisen."
Sichtweisen, die vielleicht auch jene so mancher BesucherInnen verändern könnten...
heinz wagner

Info

113 Einreichungen, 75 Umsetzungen/500.000 Euro
BIPA stellte zum 30. Geburtstag 500.000 € für Sozialprojekte von Schülerinnen und Schüler zur Verfügung. Eingereicht werden konnte in vier Kategorien: Kinder, Jugend, Familie, Senioren.
Rund 2000 Jugendliche aus 9. bis 13. Schulstufen aller Schultypen aus ganz Österreich reichten insgesamt 113 Projekte ein.
Über die eingereichten Projekte konnte wochenlang im Internet abgestimmt werden. Mehr als 266.000 Userinnen und User stimmten ab, um mindestens ein Projekt zu unterstützen. Zusätzlich wählten acht Fachleute (auch der Kinder-KURIER) je ein Projekt pro Kategorie.

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