Eine wahre alte Geschichte wird heute am Theater lebendig

Eine wahre alte Geschichte wird heute am Theater lebendig
"Der vergessene Maler" wieder im Linzer Theater des Kindes

Interessant und spannend, weil`s eine wahre Geschichte ist", findet die elfjährige Lea das Stück "Der vergessene Maler". Das hat es auch dem gleichaltrigen Elias angetan, "eine echte Geschichte und noch dazu sehr gut dargestellt". "Und auch ziemlich lustig", ergänzt Clara (9), besonders, wenn die Frau, die ausschaut wie eine Oma, den Haakon fragt, ob ihm auch wirklich niemand gefolgt ist".

Eine wahre alte Geschichte wird heute am Theater lebendig

Die Anklänge an klassische Krimis entsprechen auch der wahren Geschichte. Der norwegische Kunstfachmann und -sammler Haakon Mehren wurde vor mehr als 20 Jahren von Bildern informiert, die in einem alten Lager stehen. "Ich hab sie gesehen und sofort gewusst, die sind großartig, außergewöhnlich", erzählt er dem Online-Kinder-KURIER. Er war zur Premiere des Stücks im Rahmen des Schäxpir-Festivals nach Linz gekommen. "Dann habe ich auch erfahren, dass das norwegische Nationalmuseum in Oslo, dem die Bilder auch gezeigt worden waren, sie für Mist gehalten hat. Daran hat sich leider bis heute nicht viel geändert, auch wenn in der Zwischenzeit alle Medien und viele Politiker die Bedeutung Axel Waldemar Johannessens schätzen und es schon Ausstellungen im Palazzo Ducale in Venedig und im Wiener Leopoldmuseum gegeben hat."

Eine wahre alte Geschichte wird heute am Theater lebendig

In Letzterem nahm die Entstehungsgeschichte des Stücks seinen Ausgang. Theater-des-Kindes-Leiter Andreas Baumgartner: "Vor zwei Jahren war ich bei einer Besprechung in Wien für Schäxpir 2011. Ich hatte eine Stunde Zeit und bin ins Leopold-Museum gegangen, weil ich endlich die Edward-Munch-Ausstellung sehen wollte. Nach vier Bilder war ich schon ein bissl depressiv und hab entdeckt, auf Ebene minus 2 gab`s noch eine kleiner Ausstellung mit dem Titel vergessener Maler. Die hab ich mir angeschaut und die Erklärung dazu über die späte Entdeckung Johannessens hat mich fasziniert. Sofort hab ich gewusst, das muss ein Stück werden. Ein jung (42 Jahre) verstorbener, in Vergessenheit geratener Maler, die Ehefrau bald danach gestorben, zwei kleine Kinder, die bei Freunden aufwachsen..."
Eins gab das andere - Treffen mit Haakon Mehren, Autor gesucht, Kooperation mit dem Liechtensteiner Theater am Kirchplatz, die die Musik beisteuerten, mit der Landesgalerie, um gleichzeitig mit dem Stück Original-Bilder auszustellen...

Eine wahre alte Geschichte wird heute am Theater lebendig

Und nun spielt das Ensemble die Geschichte des Malers (1880 - 1922), der mehr für seine Schnitzereien - unter anderem für Theaterbühnenbilder in seiner Umgebung bekannt war. Dessen Bilder achtlos wo lagerten, bis Jahrzehnte nach seinem Tod (1990) ein Kunstsammler sie entdeckt und die expressionistischen Arbeiten richtig einschätzt. Aber lange und mühsam recherchieren muss, bis er herausfindet, wer sie gemalt hat. Und noch mehr um Anerkennung des Stellenwerts dieser Werke kämpfen muss.
Parallel zu der kriminalistischen Aufdeckerstory taucht im Theaterstück auch immer wieder - in dünkleres Licht gehüllt - die Figur des Malers selber auf - mit Szenen aus seinem Leben, die nun wirklich rein ausgedacht, aber wahr sein könnten.

Eine wahre alte Geschichte wird heute am Theater lebendig

Spannender, integraler Bestandteil des Stücks ist das Bühnenbild mit Reproduktionen von Bilder Johannessens - erst wenigen, dann zunehmend mehreren und am Ende einer Ausstellung - zu Lebzeiten des malers gab`s übrigens keine einzige. Die erste fand ein halbes Jahr nach seinem Tod in einer Osloer Galerie statt, die zweite fast 70 Jahre später, als Haakon Mehren die rund 90 Bilder des Malers erkundet und aufgetrieben hatte.

Eine wahre alte Geschichte wird heute am Theater lebendig

Er erklärt Mehrens Werk, von dem sechs Originale nun in der Landesgalerie Linz ausgestellt sind, kurz: Es gibt drei Hauptgruppen von Werken:
Sozialkritische. Der selbst in Armut aufgewachsene und lebende Johannessen malt arme Menschen - voller Sym- und Empathie, ob Bettler oder Prostituierte und immer wieder auch Kinder. Eines der Bilder der Linzer Schau: Hungrige Kinder aus Wien. In Norwegen, Dänemark und Schweden waren nach dem ersten Weltkrieg echt hungrige Kinder aus Wien in den Sommerferien aufgenommen worden, um sie aufzupäppeln. "Die beiden Kinder wohnten bei dem Schriftsteller-Ehepaar Arne und Hulda Garborg."
Bilder von Familienangehörigen, besonders die beiden Töchter Aasa und Solveig, die das liebevolle Verhältnis in seiner Familie zeigen.
Die dritte Gruppe sind Bilder über die Schönheit der Natur, er war der Ansicht, eine heile Welt braucht eine heile Natur.

Eine wahre alte Geschichte wird heute am Theater lebendig

Haakon Mehren hatte in Innsbruck Medizin studiert. "Mein Vater war Arzt und ist früh gestorben, ich sollte sozusagen seinen Weg fortsetzten, hab schon als kleines Kind Spritzen als Spielzeug bekommen. Ich bin dann draufgekommen, dass das nicht mein`s ist. Da ich von meiner Familie her aber auch viel mit Kunst aufgewachsen bin - mit Originalbildern von Klee, Picasso, Munch, über meinem Kinderbett hing zum Beispiel Blaue Winternacht - hab ich mich dafür entschieden.

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"Ein bisschen eigenartig war es nun schon, im Theater zu sitzen und ein Stück über mich zu sehen, ich glaube, es gibt nicht viele Norweger, über die es ein Stück gibt", schmunzelt Haakon Mehren im Gespräch mit dem KiKu auf dem Weg vom Theater zur Galerie


Der vergessene Maler
Theater des Kindes (Linz)
Koproduktion mit TAK Theater Liechtenstein
Autor:
Alexander Kratzer
Regie: Andreas Baumgartner.
Musik: Marco Schädler.
Ausstattung: Georg Lindorfer.
Darsteller_innen: Katharina Schraml, Ines Stockner, Thomas Schächl und Harald Bodingbauer.

20. Juni, 19.30 Uhr, 27. und 28. Juni 19.30 Uhr, 4. Juli, 19.30 Uhr.

Theater des Kindes im Kuddelmuddel
4020 Linz, Langgasse 13
Karten und Infos: 070 /60 52 55.

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