Das Stück hilft dem Publikum, die Bilder selbst zusammenzufügen
Hilf mir, es selbst zu tun!" Diesen vielleicht bekanntesten Grundsatz der Montessori-Pädagogik überträgt der Kulturverein Saba sehr gelungen auf das Ein-Personenstück, das einen Gutteil des Lebens dieser bewegenden Kinderärztin und pädagogischen Missionarin zeigt. Erstmals. Nun im 3-Raum-Theater: „Maria Montessori ungeschminkt."
Geschrieben von Helmut Korherr spielt Kurt Hexmann die Maria Montessori. Dass die starke Frau, die es in etlichen Bereichen jeweils als erste in Männerdomänen schaffte (technische Schule, erste Medizinstudentin Italiens...) von einem Mann gespielt wird, ist schnell mal vergessen. Hexmann, von Kollegen „Textmaschine" genannt, wirkt neutral, fast geschlechtslos, ein Mensch, der die Geschichte dieser außergewöhnlichen Person mit Hilfe seiner Sprache, Mimik und sparsamen Bewegungen lebendig werden lässt. Ein Live-Musiker, Franz Dorfner, beschränkt sich auch auf nur eine E-Gitarre und ein Effektgerät. Ein Vorhang. Achja, und eine Kugel, eine Pyramide und Würfel – diese in unterschiedlicher Größe – überdimensionale Elemente der be-greifbaren Montessori-Materialien für Mathe.
Diese wenigen und doch so anregenden Mittel helfen der Zuschauerin/dem Zuschauer, die Bilder zum Erzählten ebenso wie die Gefühle sich selbst im eigenen Kopf auszumalen.
Viel Unbekanntes über Montessori
Neben diesem rund eineinhalb-stündigen Theatererlebnis bietet das Stück auch sehr viel Interessantes, so manches kaum Bekanntes über Montessoris Leben – vom Sohn Mario, den sie die ersten Jahre zu Pflegeeltern gibt, weil ein – noch dazu uneheliches - Kind mit der Karriere ihres Lebensgefährten und ihrer eigenen nicht auf die Reihe zu bekommen gewesen wäre. Der Sohn wird später ihr engster mitarbeiter/-streiter bei der Verbreitung der so revolutionären Form des Lernens, die die Lernenden in den Mittelpunkt stellt. Nur wer er ist, das darf niemand wissen.
Das Stück beginnt 1939 knapp bevor Maria Montessori nach Indien fliegt, wo eine frühere Wiener Mitarbeiterin von ihr schon heimlich Vorarbeit geleistet hatte – nicht unbedingt zur Freude der Grande Dame. Und wohin sie sich auch flüchtet, um dem 2. Weltkrieg zu entgehen. Von hier aus erzählt sie (er) den bisherigen Lebensweg. Ungeschminkt. Neben der Kindesweglegung wird – ungeschminkt – auch geschildert, wie Montessori sich von Italiens faschistischem Diktator Benito Mussolini einwickeln hatte lassen, weil er ihre Projekte irgendwie auch unterstützte. Wofür sie sich reflektierend auch am liebsten selber ohrfeigen hätte wollen.
Zwischendurch eingestreut nimmt das Stück auch immer wieder Bezug zu dem einen oder anderer von Montessoris pädagogischen Grundsätzen.
Infos
Maria Montessori ungeschminkt
Ein-Personen-Stück von Helmut Korherr
Als Maria Montessori: Kurt Hexmann
Regie: Christian Spatzek
Musik: Franz Dorfner
Bühne: Team Braunsteiner
Kostüm Babsi Langbein
Maske & Souffleuse: Uschi Baum
Technik: Ali Holy
Eine Produktion des Kulturvereins SABA
Vorstellungen: 9.- 13. Oktober, 19.30 Uhr
3raum-anatomietheater
A-1030 Wien; Beatrixgasse 11
Information und Karten
Telefon: 0650/32 33 377
bzw. siehe Link unten
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