Bunt gemischtes Tanz-Schauspiel mit Roma aus vielen Ländern
Eine zwanzigjährige Alleinerzieherin erzählt von ihrem Freund, der im Gefängnis wegen Drogen sitzt. Fatima, die eigentlich Rajmund heißt, möchte eine Geschlechtsumwandlung vornehmen. Eine Dame aus Deutschland regt sich über die stinkenden „Zigeuner" auf, die dem Staat die Arbeitsplätze wegnehmen. Die Darsteller erzählen berührende Geschichte aus ihren Ländern und den grausamen Vorurteilen mit denen sie tagtäglich konfrontiert werden. Ein Stück über Roma und ihr Leben. Vergewaltigung, Rassismus und Diskriminierung spielen bei „Open For Everything", unter der Regie von Constanza Macras, im Rahmen der Wiener Festwochen, eine große Rolle. Es wird getanzt, gesungen und erzählt.
Im Zentrum stehen eine fünfköpfige Live-Band sowie zwölf Roma und sechs Mitglieder der „Dorky Park". Die Performer sind zwischen 11 und 35 Jahre alt. Eine Besonderheit der Aufführung sind die unterschiedlichen Sprachen, die hier zur Geltung kommen, sowie die Untertitel dazu.
Hyoung - Min Kim (32) war mit der Inszenierung äußerst zufrieden. Auch die Zusammenarbeit mit Regisseurin Constanza Macras lief reibungslos. „Das Besondere an dem Stück sind die unterschiedlichen Kulturen, die hier zusammenkommen. Jeder bringt verschiedene, eigene Erfahrungen in die Aufführung mit. Es sind berührende, ergreifende Geschichten, die wir mit den Zuschauern teilen wollen." Sie kennt die Regisseurin bereits seit sieben Jahren und hat mit ihr oft zusammengearbeitet. Mit 15 Jahren hat Hyoung-Min angefangen zu tanzen und es war für sie eine wunderbare Erfahrung. „Es gibt jede Menge, die man während des Tanzens durchleben muss. Aber man lernt verschiedene Leute kennen. Und es macht großen Spaß. Das Schönste dabei ist, dass sich niemand darum kümmert wo du herkommst. Wir sind einfach eine Gemeinschaft", sagt die Tänzerin aus Süd-Korea. Sie hat an einer koreanischen Universität studiert und mittlerweile ihr eigenes Tanzprojekt gestartet.
Auch die 16-jährige Monika Peterova war vom Stück begeistert. Fünf Jahre tanzt sie bereits. „Ich liebe einfach alles daran. Alles. Für „Open for Everything" gab es ein Casting in Ungarn. Constanza Macras musste sich zwischen drei Tänzerinnen entscheiden und sie hat mich ausgewählt", sagt die junge Tschechin. Drei Monate und etwa acht Stunden am Tag probten die TänzerInnen für die Aufführung. Es wurde in Budapest, Wien und Berlin geübt. Die SchauspielerInnen kommen u.a. aus Kanada, Israel, Südkorea, Argentinien, Deutschland, Tschechien und Holland. Für Monika war es die erste wirklich große Produktion. Aber sie hat im Tanz schon einige Erfahrungen gesammelt. Demnächst hat sie vor, die „Prague Dancing School" zu besuchen. „Ich tanze Spanish, Hip Hop und Roma Dance", erzählt sie fröhlich. Constanza Macras ist von ihren TänzerInnen total begeistert. „Sie haben schnell gelernt und ich bin echt zufrieden. Ich habe das Gefühl, die Performance wird von Mal zu Mal besser", so die Regisseurin zum KiKu.
Die meisten der SchauspielerInnen kennt Constanza Macras aus früherer Zusammenarbeit. Es gab Castings in verschiedenen Ländern mit insgesamt 400 BewerberInnen. Auf die Frage, welche Botschaft hinter dem ergreifenden Stück steckt, antwortet die Regisseurin: „Ich möchte den Zuschauern keine Antworten vorgeben. Sie sollen sich selbst ein Bild davon machen. Es gibt verschiedene Arten die Inszenierung zu sehen."
Das Bühnenbild von „Open For Everything" ist äußerst umfangreich. Einerseits das Orchester, andererseits ein Auto, ein Zebra oder die heilige Maria. Hinter dem Ganzen sieht man Bilder, wie zum Beispiel von einem Wohnhaus in Rumänien. „Das Bühnenbild ist sehr abstrakt. Da haben wir zum Beispiel das Zebra, das eigentlich mehr als Pferd fungiert. Und die wunderschöne Maria in der Kapelle."
Ein Tipp den die argentinische Regisseurin angehenden TänzerInnen gibt: „Disziplin, Vertrauen und Spaß ist wichtig." Das nächste Projekt von Constanza Macras findet im September in London beim Festival „Cultural Olympiad" statt.Liisa Mikkola
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