"Körper g'streckt/Hurra perfekt"
„HAK, Hasch, AuL/sind nicht faul/Körper g’streckt/Hurra, perfekt!“ – Hunderte Jugendliche der Handelsakademie, -schule und des Aufbaulehrgangs in der Pernerstorfergasse (Wien-Favoriten) bewegten sich Freitagmittag im Rhythmus dieses Spruchs im Schulhof. Der Spruch und das kleine Work-Out dazu sind aber keine einmalige Angelegenheit. Rund ein Dutzend Videos von diesen Aktionen – ob in einer Klasse oder beim Skikurs – existieren bereits.
Radelnd lernen und lernend radeln
Diese auch als Eye-Catcher gedachten Aktionen sind ihrerseits aber auch „nur“ Teil eines umfassenderen Gesundheits- und Bewegungsprogramms. So stehen seit mittlerweile vier Jahren in einem Klassenraum im Erdgeschoß sechs Fahrrad-Ergometer – ein wenig umgebaut und mit Pulten versehen, so dass Schülerinnen und Schüler hier die jeweilige Unterrichtsstunde mitverfolgen. Die Ergometer „gehören“ sozusagen einer Stammklasse der Handelsschule – „wenn wir Sponsoren finden, statten wir natürlich mehr Klassen aus“, meint der dafür zuständige Lehrer Matthias Klinger. Wenn die Klasse – wie beim KURIER-Besuch – gerade nicht da ist, können andere Klassen die Räder nutzen. Die 2bs war diese Woche auf Sportwoche – zufällig am Freitag gerade auf einem Radausflug. Für den (Kinder-)KURIER legten sie eine Pause ein, damit zwei Jugendliche Video-Interviews geben konnten.
Damla Sençan: „So drei bis vier Mal in der Woche sitz ich eine Stunde am Ergometer. Das macht einfach mehr Spaß als auf dem Sessel zu sitzen und ich kann mich beim Treten auch besser konzentrieren. Ich geh auch zu Hause, wenn ich was auswendig lernen muss, auf und ab und durch alle Zimmer der Wohnung.“ Ihr Kollege Marko Gicić hat sich bewusst für diese Klasse entschieden, „ich wollte das einfach ausprobieren. So machen die Stunden jedenfalls mehr Spaß. Fürs Konzentrieren macht’s bei mir keinen Unterschied, aber beim Lernen zu Hause bewege ich mich jetzt schon ein bisschen mehr als früher.“
Klassenvorständin Ulrike Schlor-Horacek tüftelt immer am Anfang des Schuljahres einen Plan aus, nach dem die Jugendlichen auf die Ergometer kommen. „Da schauen wir auch auf die Größe, so dass nicht immer die Sitzhöhe verstellt werden muss. Die Jugendlichen sind auch für die Ergometer verantwortlich, schauen, dass sie immer funktionieren oder wenn einmal etwas kaputt ist, sie schnell repariert werden.“
Ein weiterer Ergometer steht übrigens im im Naturwissenschafts-Saal. Dieses Rad wird in den naturwissenschaftlichen Unterricht eingebaut, erklärt Juan-Jose Gascon-Wingenbach. „Wir berechnen dann nicht nur, sondern probieren aus und sehen, wie lange man radeln muss, bis so viele Kalorien verbraucht sind, wie etwa ein Schokoriegel enthält und das ist immerhin gut eine halbe Stunde bis 40 Minuten.“
In jeder Klasse zwei Peers für Vital4Brain
Seit einigen Jahren beteiligt sich diese Schule auch am Vital-4-Brain-Programm der UNIQA – hier allerdings wurden Schülerinnen und Schüler selbst zu Coaches ausgebildet – wie Patrick Vyskocil aus der 5cK und Stefan Reiter (5bK) dem KiKu schildern. „Das läuft in drei Phasen ab: Aufwärmübungen wie Ohren massieren oder mit den Fingern den Kopf abklopfen, dann die eigentlichen Übungen wie Fingerklavier, Bewegungskanon und andere und danach eine Relaxis-Phase, die den Übergang zum Unterricht herstellt. Wir waren auf einem dreitätigen Seminar mit dem Erfinder des Programms, dem Direktor des Gymnasiums Zehnerstraße in Wr. Neustadt, Werner Schwarz (ehemaliger Leistungssportler) und haben dann Mitschülerinnen und Mitschüler eingeschult.“ So gibt es nun in jeder Klasse zwei Jugendliche, die durchaus mitten in der Stunde die Lehrkraft stoppen und fünf bis zehn Minuten kleine Bewegungs- und Koordinationsübungen anleiten. Kein Verlust, denn danach lernt sich’s wieder wesentlich leichter und besser.
Einer der Ausbildungsschwerpunkte: Gesundheit, Bewegung & Ernährungsmanagement
Außerdem, so der Direktor der Schule, Jörg Hopfgartner, weist beim KiKu-Besuch noch darauf hin, „dass wir auch einen Schwerpunkt (von sechs) haben, der Gesundheit, Bewegung und Ernährungsmanagement heißt. Zwei Wochenstunden sind dem gewidmet. Da geht’s einerseits darum, selbst auf die eigene Gesundheit zu schauen – wir wollen in der Schule die Jugendlichen nicht nur auf Wissen neugierig machen, sondern auch auf das Leben insgesamt, ihnen Lebenskompetenz vermitteln und andererseits ist dieser Bereich sicher eine Berufssparte mit guten Job-Perspektiven.“
Für Leistungssportler_innen
Und überdies führt die Handelsschule einen Zwei für Leistungssportler_innen. Die vielleicht bekannteste bisher war die Weltklasseschwimmerin Fabienne Nadarajah. Aktuell sind Manuel Thurnwald, Rapid-Spieler in der Bundesliaga-Kampfmannschaft und rhythmische Sportgymnastin Nicole Rupprecht, die im Vorjahr bei den Olympischen Spielen in Brasilien war.
Zwei weitere bekannte Absolventen sind Mario Pavelić (Rapid-Spieler) und Mateusz Szymczyk, Landhocke-tormann des Nationalteams.Die Schüler_innen haben hier vier Jahre für die Handelsschule Zeit, um ihr jeweiliges Trainingspensum absolvieren zu können. Ihre Ausbildung umfasst u.a. Sportkunde, Sport- und Eventmanagement, Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz.
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