Kaninchennamen: Klopfer hat ausgedient

Von Adolf bis Lilli: Die Namen der Kleintiere werden immer individueller, die Vierbeiner vermenschlicht.

Klopfer war der Renner. Seit Disney das vorlaute Kaninchen in seinem traurig-schönen Klassiker „Bambi“ zum heimlichen Star erkor, wurden auch unzählige Kaninchen daheim auf den Name getauft. Heute sind – zumindest deutsche – Haustierhalter bei der Namensgebung kreativer, wie eine Studie der Universität Mainz zeigt.

„Es gibt einen Hang zu exklusiven oder sehr individuellen Namen“, sagt Melissa Holzschuh. Als Kind hatte die Germanistin selbst zwei Kaninchen – Romy und Rocky. Heute ist sie Expertin für die gesamte Namenswelt der flauschigen Tierchen. Für ihre Studie hat sie fast 1000 von Kaninchenbesitzern ausgefüllte Fragebögen analysiert. Erkenntnisse über Hunde- oder Katzennamen gab es zuvor schon. Nun ist auch geklärt, warum Kleintiere heißen, wie sie heißen.

Aussehen & Charakter

Kaninchenfreunde lassen sich laut der Untersuchung recht häufig vom Aussehen oder vom Verhalten ihres Tieres zu einem bestimmten Namen verleiten. Die Langohren heißen dann Hoppel, Mümmel oder Puschel. Bei besonders kratzbürstigen Kaninchen kommen mitunter historische Schreckensfiguren ins Spiel. „Es gab auch zwei Kaninchen, die Adolf und Stalin hießen – von unterschiedlichen Besitzern. In beiden Fällen war die Begründung, dass die Tiere einen bösen Charakter hätten. Sie seien bissig“, sagt Holzschuh.

Andere tauften die Tierchen nach Lust und Laune; mit Namen, die sie irgendwo aufgeschnappt und für gut befunden hatten. Etwa Frodo aus „Herr der Ringe“ oder Merci aus der Schokoladen-Werbung. Gleichzeitig zeigte sich, dass die Trends bei menschlichen Vornamen auch bei Kaninchen ankommen. Unter die fünf häufigsten Namen schafften es bei der Studie Lilli, Paul und Max. Die anderen lauten Luna und Krümel.

Vermenschlichung

Für die Namensforscher bestätigt das eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung. „Die Tiere rücken immer näher an den Menschen ran, das schlägt sich auch in ihren Namen nieder“, sagt die Mainzer Uni-Professorin Damaris Nübling. Dass Haustiere vermenschlicht würden, sei seit Jahren zu beobachten. „Der Anteil der menschlichen Namen bei Hunden hat sich zum Beispiel in den vergangenen 110 Jahren etwa verdreifacht. Namen wie Waldi, Bello, Lumpi oder Rex sind hingegen fast ausgestorben“, sagte die Expertin für historische Sprachwissenschaft. Die Grenzen zwischen Tier und Mensch verschwimmen. Nun sind eben die Kaninchen dran.

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