Kanarienvögel - die Meistersinger

Ein ehemaliger Vorsitzender des Klubs war ein begeisterter Kanarienvogel-Züchter. Deshalb gab er auch seinem Verein Norwich City den Spitznamen "Canaries". Der Vogel ziert auch heute noch das Wappen des Vereins. Auch die Mannschaft läuft in kanariengelben Trikots aufs Feld.
Tiercoach: Kanarienvögel sind beliebte Heimtiere. Wer sie artgemäß hält, lässt sie ausgiebig baden und frei fliegen.

Ohren auf und hingehört: Überall piepst und zwitschert es. Amsel, Drossel, Fink und Star legen sich derzeit genau so ins Zeug wie Nachtigall und Lerche. Vogelgesang gehört zum Frühling und trägt Fröhlichkeit durch die Luft. Der Meistersinger ist aber der domestizierte Kanariengirlitz. Der kleine Wildvogel wird seit rund 500 Jahren gezielt gezüchtet – und das seit jeher wegen seiner großen Stimme.

"Kanarienvögel sind in Österreich nach dem Wellensittich die beliebtesten Heimvögel. Das liegt an ihrem hübschen Aussehen und natürlich an dem herausragenden Gesang", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn kennt die Vorzüge der melodischen Künstler. Sie weiß aber auch, welche Ansprüche das Federvieh bei artgemäßer Haltung stellt.

Duo

Kanarienvögel sind im Gegensatz zum Wellensittich keine Schwarmvögel. Trotzdem eignen sich die geselligen Tiere nicht für ein Solistendasein. "Die Einzelhaltung ist per Tierschutzgesetz verboten", betont die Expertin.

Männchen sind die besseren Sänger. Zwei von ihnen harmonieren jedenfalls, zwei Weibchen passen ebenso gut zusammen. In einer Gruppe bei beengtem Platzangebot kann es zu Streit kommen.

In Bezug auf Menschen sind Wellensittiche zutraulicher. Doch auch Kanarienvögel können handzahm werden: "Wenn man ihnen regelmäßig Zeit widmet, mit ihnen spricht und sie mit Leckerbissen anlockt", sagt der KURIER-Tiercoach. Zuerst verführt eine Spezialität den Vogel durch die Gitterstäbe, später zum Verlassen des Käfigs und schließlich auf die offene Hand.

Der Käfig für zwei muss mindestens 60 cm mal 35 cm Grundfläche aufweisen und 40 cm hoch sein. Jedem weiteren Paar stehen plus 50 Prozent Fläche zu. Noch mehr Raum ist optimal. Die Haltung in einer Außenvoliere mit Schutzhaus ist möglich. "Der Käfig soll an einem hellen Platz stehen, geschützt vor Zugluft und direkter Sonneneinstrahlung", sagt Schratter. Tischhöhe ist Minimum, Vögel überblicken die Lage gerne von oben.

Zur Käfigeinrichtung zählen Sitzstangen in unterschiedlicher Dicke. Sie sorgen für Fußgymnastik und Krallenpflege. Die Naturäste sollen gut zu umgreifen sein. Spielzeug ist überflüssig. Ein ausgepolsterter Nistkasten oder ein Körbchen dient als Schlafplatz, eine Schüssel mit Wasser – mindestens zwei Zentimeter tief – trägt zu Sauberkeit und Komfort bei. "Kanarienvögel baden sehr gerne und ausgiebig", erklärt der KURIER-Tiercoach. Der Käfig muss einmal pro Woche ausgemistet werden. Vogelsand bindet den Kot, Vogelgrit fungiert als Verdauungshilfe.

Satt werden Kanarienvögel von Samen und Körnern. Mischfutter ist im Handel erhältlich. Dazu können Obst und Grünzeug angeboten werden. Eine Sepiaschale liefert Nährstoffe und pflegt den Schnabel. "Jungtiere in der Aufzucht und Tiere im Federwechsel brauchen zudem Ergänzungsfutter mit hohem Eiweißgehalt", sagt die Expertin. Trinkwasser muss stets bereit stehen.

Fenster

Kanarienvögel - die Meistersinger

Kanarienvögel haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Ein Leben im Käfig ist nichts für sie. "Eine schöne Voliere ist optimal, andernfalls sollen sie einmal pro Tag die Möglichkeit zum Freiflug bekommen", sagt der Tiercoach. Hektische Bewegungen sind dann zu vermeiden. Giftige Zimmerpflanzen im Heimtierhaushalt sind ein Tabu. Aus Vorsichtsmaßnahmen müssen die Vorhänge zugezogen und die Fenster zu sein.

Bei geöffnetem Fenster – und selbstredend verriegelter Käfigtüre – dagegen hat der Kanarienvogel die Chance, sein Repertoire zu erweitern. Er lernt nicht nur von Artgenossen, auch Rotkehlchen,

Zaunkönig, Meisen, Lerchen, Sperlinge sowie Gimpel und Stieglitz inspirieren den Sangeskünstler.

Wussten sie, ... ... dass die "Sänger im gelben Federkleid" vom Kanarengirlitz abstammen? Die Wildvögel bewohnen die Kanarischen Inseln, die Azoren und Madeira. Spanische Eroberer brachten die Tiere um 1496 nach Europa.

... dass sich die Tiere rasch größter Beliebtheit erfreuten? Sie wurden Symbol für Luxus und Weltgewandtheit.

... dass 500 Jahre Domestikation mehr als hundert Rassen hervorbrachten? Die heutigen Kanarienvögel sind damit echte Heimtiere. Es gibt Gesangskanarien, Farbkanarien und Gestaltkanarien.

... dass die finkenförmigen Vögel daheim in der Regel 13,5 cm bis 14,5 cm groß werden? Ausnahme sind die Gestaltzüchtungen mit Längen zwischen 11 cm und 23 cm.

... dass Kanarienvögel zehn bis zwölf Jahre alt werden? Nach einer Brutzeit von etwa 13 Tagen schlüpfen vier bis sieben Jungtiere pro Gelege – und das zwei Mal im Jahr. Die Nestlingszeit dauert zirka 25 Tage. Mit acht bis zehn Monaten sind Kanarienvögel geschlechtsreif.

... dass die gefiederten Heimtiere beim geringsten Anzeichen von Gesundheitsstörungen zum Tierarzt müssen? Aufgeplustertes Gefieder, Augenausfluss, Niesen, Durchfall, vermehrte Unruhe, Juckreiz oder vergrößerter Kropf können auf eine Erkrankung hinweisen.

... dass die Zweibeiner eine ausgeprägte Körpersprache entwickelt haben? Ein abgespreizter Flügel, ein aufgesperrter Schnabel können Drohgebärden sein. Schnabelwetzen soll einen aggressiven Artgenossen beschwichtigen oder den Schnabel reinigen.

Gegenseitiges Putzen drückt Sympathie für einander aus. Auch beim Schnäbeln bekunden die Tiere einander Zuneigung.

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