Wie die Pubertät alle fertigmacht

Pubertier: Papa Jan Josef Liefers kann schwer ertragen, dass seine Tochter 14 wird
Welche Familienkonflikte aus dem neuen Kinofilm "Das Pubertier" erleben Eltern im Alltag?

"In der Erziehung gibt es kein richtig oder falsch. Es gibt nur falsch." Mit dieser Erkenntnis sagt der aktuelle Film "Das Pubertier" alles, was Eltern hören wollen. Es gibt kaum einen schwierigeren Job, als Mutter oder Vater eines Teenagers zu sein. Autor Jan Weiler weiß das und hat mit seinen beiden Büchern über das "Pubertier" Bestseller gelandet, gerade sind das dritte Buch und der erste Film herausgekommen. Seine Beispiele kommen mitten aus dem Leben, erzählte der Vater von Milla (18) und Tim (14) dem Magazin Focus: "Ich kriege eine Menge mit, auch weil mir meine Kinder viel erzählen."

Der Film ist satirisch überzeichnet, aber die Themen sorgen in jeder Familie für Konflikte: Frühes Aufstehen, Chaos im Zimmer, Ausgehzeiten oder auch Aktionen jugendlichen Leichtsinns. Mühsamer Alltag, den Eltern zumindest teilweise kennen. So auch Verena Rosenauer. Sie sah sich den Film mit ihren Töchtern (12 und 14 Jahre) an: "Meine Tochter sagt immer: ,Du hast ein Glück mit mir.‘ Szenen wie im Film gibt es bei ihren Freunden nicht. Die benehmen sich gut, wenn sie wo auf Besuch sind. Auch wenn alle Eltern sagen, dass das Daheim anders ist."

Gelassen bleiben

Wie die Pubertät alle fertigmacht
Pubertier
Im Film zeigen sich manche Teenager von ihrer schlechtesten Seite: Sie rülpsen Gäste an, schreien ,Ich hasse dich‘ und kleiden sich unmöglich. Die Eltern sind so, wie Teenager sie oft sehen: peinlich. Und überfordert.

Wenn bei Rosenauer die Emotionen hochgehen, atmet sie kurz durch und schaut sich selbst von außen zu: "Was stört mich wirklich daran? Geht es um etwas Wichtiges, kann etwas Wertvolles zerstört werden? Manchmal muss man zwischen den eigenen Ängsten und der Notwendigkeit, das Kind zu schützen, unterscheiden." Es sei wichtig, dass Jugendliche experimentierfreudig sind und eigene Erfahrungen machen dürfen: "Irgendwann sind Teenager -Affen von den Bäumen heruntergestiegen, weil sie rebellieren wollten."

Die wilde Zeit ihrer Kinder hat Helga Bachleitner hinter sich: "Im Nachhinein denk ich mir oft, ich hätte vieles gelassener nehmen sollen. Definitiv hilft Humor – und das Wissen, dass es uns allen so geht und es irgendwann wieder vorbei ist."

Auch Petra Dinhof sieht Humor als den wichtigsten Faktor in der Beziehung zu Jugendlichen: "Ich konnte mit meinem Sohn immer über etwas lachen. Auch über das Pubertier-Buch: Ich habe mich mit dem Vater identifiziert und er mit der Tochter." Schwierig war für sie das Alter von 13 bis 16 Jahren: "Man macht sich eben Sorgen. Da ist es wichtig, dem Kind zu vertrauen."

Erziehen könne man das Kind in diesem Alter nicht mehr, zitiert Rosenauer die Erkenntnis vieler Erziehungsberater: "Dafür hat man Zeit bis etwa zwölf Jahre. Und dann muss man hoffen, dass man eine gute Basis gelegt hat." Der Vergleich mit anderen Familien hilft gestressten Teenager-Eltern oft, Nerven zu bewahren. Unter ihnen kursieren drei Buchtipps: Jan-Uwe Rogges "Pubertät", Remo Largos "Jugendjahre" und Jesper Juuls "4 Werte, die Eltern & Jugendliche durch die Pubertät tragen".

"Klappe halten"

Pubertier-Autor Weiler hat für sich die Lösung für Situationen, in denen die Lage zu eskalieren droht: "Einfach Klappe halten. Ruhe bewahren. Lockerlassen. 90 Prozent dessen, was man ihnen sagt, geht in das eine Ohr rein und aus dem anderen wieder raus. Am Ende übernehmen sie den Wertekanon der Eltern doch – auf ihre Art", sagt er. "Wenn zu Hause ein anständiger Ton herrscht, die Eltern einigermaßen okay miteinander umgehen und sich über interessante Dinge unterhalten, dann werden das die Kinder genauso tun."

Manchmal hilft es, die Welt aus der Sicht seines Kindes zu sehen, führt der Film den Eltern vor Augen. Die Hormone spielen verrückt, die erste Liebe ist kompliziert, das Internet unendlich und die Eltern sind peinlich. Sogar Rebellieren sei für Jugendliche heute nicht mehr ganz einfach, schmunzelt Rosenauer bei dem Gedanken an ihre Jugend: "Mit Popstars wie Ed Sheeran kann man seine Eltern nicht schockieren."

Bücher

Gerade ist „Und ewig schläft das Pubertier“ herausgekommen. Autor Jan Weiler verarbeitet darin wie auch in seinen beiden bisherigen Eltern-Satire- Bestsellern seine Kolumnen aus der „Welt am Sonntag“.

Kino

Stars wie Jan Josef Liefers und Heike Makatsch geben den Buchfiguren im Film ihr Gesicht. Auch Fack-ju-Göhte-Lehrer Elyas M'Barek tritt auf.

Fernsehen

Am 7. September läuft im ZDF eine 6-teilige Pubertier-Serie an.

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