Jobs wollte "Atomkrieg" wegen Android

Jobs wollte "Atomkrieg" wegen Android
Biografie enthüllt dunkle Gedanken der Apple-Ikone. Späte Krebs-OP bereute er, über HP war er enttäuscht.

Durch die nun veröffentlichte Biografie von Walter Isaacson erhält man einen ganz neuen Blick auf das Leben von Steve Jobs. Den letzten Monat vor seinem Tod am 5. Oktober verbrachte Jobs im Kreise seiner Familie, widmete sich seiner Frau, seinen drei Kindern und seinem Biografen. Detailliert schilderte ihm Jobs seine Gedanken zu den Themen, die ihn in seinem Leben beschäftigten. Angesprochen auf Google wurde Jobs "wütender, als ich ihn jemals gesehen habe", beschreibt Isaacson.

Nach der Veröffentlichung eines HTC-Smartphones mit Android im Jahr 2010, welches viele der bekannten iPhone-Funktionen aufwies, formulierte Apple eine Klage. "Unser Verfahren sagt 'Google, du hast verdammt noch mal das iPhone bestohlen, der Massenabsatz hat uns bestohlen'", soll Jobs gewettert haben. "Ich werde meinen letzten Atemzug darauf verschwenden, wenn ich muss und den letzten Penny von Apples 40 Milliarden Dollar auf der Bank ausgeben, um dieses Unrecht zu berichtigen. Ich werde Android zerstören, weil es ein gestohlenes Produkt ist. Ich bin bereit, deswegen einen Atomkrieg zu beginnen."

Jobs traf sich daraufhin mit dem damaligen Google-CEO Eric Schmidt. Ein außergerichtlicher Vergleich kam für ihn nicht in Frage. "Ich will euer Geld nicht", teilte er Schmidt mit. "Und wenn ihr mir fünf Milliarden anbietet, ich will das nicht. Ich habe genug Geld. Ich will, dass ihr damit aufhört, unsere Ideen bei Android zu verwenden. Das ist alles, was ich will." Zu einer Lösung kam es nicht.

Auch sonst lässt Jobs kein gutes Haar an Google: "Abgesehen von der Suche, sind Googles Produkte - Android, Google Docs - scheiße." Den geschlossenen Vertriebsweg von Apple gegenüber dem "offenen" Ansatz von Google verteidigte Jobs. Er sei notwendig, weil das Unternehmen "großartige Produkte" machen wolle, "nicht Dreck wie Android."

Krebs-Operation zu lange aufgeschoben

Die Biografie von Walter Isaacson enthält mehr als 40 Interviews mit Steve Jobs, die ein intimes Porträt eines Mannes zeigen, von dem der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore sagt, jemanden wie ihn gäbe es nur alle 250 Jahre. Isaacson schildert in dem Buch auch, dass sich Jobs lange gegen eine Krebs-Operation gewehrt hat.

Jobs habe gegen den Protest seiner Familie neun Monate lang auf einen Eingriff verzichtet und sich für eine alternative Behandlung entschieden, sagte der Autor Walter Isaacson in einem Interview des US-Fernsehsenders CBS, das am Sonntag ausgestrahlt werden soll. Unter anderem probierte es Jobs mit veganischer Diät, Akupunktur und Kräuterkuren.

Als sich Jobs schließlich 2004 für die erste OP entschieden habe, seien die Tumorzellen auch im Gewebe rund um die Bauspeicheldrüse gewesen. Der Manager litt an einer sehr seltenen Form von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Nach den Worten Isaacsons spielte Jobs auch den Ernst der Lage herunter und sprach von einer Heilung, obwohl er heimlich weiter behandelt wurde. Jobs habe es sehr bereut, sich erst später für eine Operation entschieden zu haben, sagte der Autor.

Der Manager nahm sich wegen seiner angegriffenen Gesundheit wiederholt Auszeiten als Apple-Chef. Im August 2004 erklärte er, dass er sich wegen eines Bauchspieldrüsentumors habe operieren lassen. Im Jahr 2009 folgte eine Lebertransplantation. Jobs starb am 5. Oktober an den Folgen seiner Krebserkrankung.

Stärkeres Erbe als HP

Enttäuscht zeigt sich Jobs in seiner Biografie über den Niedergang von Hewlett-Packard. Jobs kannte Mitbegründer Bill Hewlett persönlich. Im Alter von 13 Jahren rief er ihn einfach an und erhielt postwendend einen Sommer-Job. "Hewlett und Packard errichteten ein großartiges Unternehmen, und sie dachten, sie lassen es in guten Händen", berichtete Jobs seinem Biograf. "Aber jetzt wird es zerhackt und zerstört. Ich hoffe ich habe ein stärkeres Erbe hinterlassen, sodass so etwas mit Apple niemals passiert."

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