Iran will sich vom Internet abkoppeln

Iran will sich vom Internet abkoppeln
Im Iran wird das Internet stückweise abgeschaltet. In einem ersten Schritt würden im September 2012 alle Ministerien und staatlichen Stellen vom weltweiten Datennetz getrennt. Das sagte einem Bericht von „Wired“ zufolge der iranische Minister für Telekommunikation, Reza Taqipour, auf einer Konferenz an der Universität in Teheran. Bis 2013 solle das ganze Land an ein nationales Intranet angebunden sein und vom Internet abgekoppelt werden.

Das weltweite Datennetz habe sich vor allem in Krisenzeiten als nicht vertrauenswürdig erwiesen, sagte Taqipour, nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur FARS, die als Sprachrohr der mächtigen Revolutionsgarden gilt. Das Internet sollte sich nicht in der Hand von ein oder zwei bestimmten Ländern befinden. Es werde heute als mächtiges Medium gesehen, sowohl auf wirtschaftlichem als auch auf sicherheitspolitischem und auf sozialem Gebiet.

Taqipours Aussagen sind offenbar als Anspielung auf die arabische Revolution zu verstehen, deren Unterstützer sich vielfach über Internetdienste organisierten und via Internet Informationen austauschten. Auch im Iran kam es nach den Präsidentschaftswahlen 2009 zu Protesten gegen das Regime. Niedergeschlagen wurden sie durch ein brutales Vorgehen von Regierungskräften. Mit einem eigenen Netz soll das Monopol „einiger westlicher Länder“ gebrochen werden, erklärte der Minister vor seinen Zuhörern an der Amir-Kabir-Universität. Das nationale Intranet werde von allen „unmoralischen“ Inhalten gesäubert sein.

Intranet statt Internet
Angekündigt wurde der Plan, im Iran ein landesweites Intranet als Ersatz für das Internet zu etablieren bereits Anfang 2011. Seit diesem Zeitpunkt hat sich die Überwachung der Bürger intensiviert. Die Liste der Verbote und Pflichten ist lang. So müssen beispielsweise die Betreiber von Internet-Cafés ihre Gäste registrieren, per Videokamera überwachen und die von ihnen besuchten Seiten protokollieren.
Um die Zensur effektiv durchzusetzen, arbeiten angeblich 120.000 Hacker und Blogger im Auftrag des iranischen Regimes. Banken, Versicherungsunternehmen und Telekommunkationsunternehmen dürfen nur dann mit ihren Kunden E-Mails austauschen, wenn sie diese über eine iranische Domain verschicken. Aus diesen Gründen wird der Iran von der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ als einer von zwölf Feinden des Internets gesehen.

Mit der Abkoppelung vom Internet will sich der Iran aber auch gegen Cyberangriffe der wehren, die sich gegen sein Atom- und Rüstungspramm richten. Teheran verdächtigt Israel und westliche Staaten, hinter den Virenattacken zu stecken.

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