Vor lauter Bäumen den Wald sehen

Der Wald hat viele Funktionen.
In Österreich kommen 400 Bäume auf einen Einwohner. Der Wald trägt zur Erholung bei - von Mensch und Klima.

Heute wird vor lauter Bäumen der Wald gesehen. Weil er Energiespender, Lebensraum und Wirtschaftsfaktor ist. Und weil er geschützt werden muss. Die Vereinten Nationen haben 1971 den Frühlingsbeginn zum Internationalen Tag des Waldes ausgerufen, alljährlich rücken seither am 21. März die holzigen Grünflächen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

In Österreich ist nahezu die Hälfte der Staatsfläche mit Wald bedeckt, rund 80 Prozent davon liegt in Privatbesitz. Etwa 300.000 Menschen sind entlang der Wertschöpfungskette Holz beschäftigt. In der „Wald-Nation“ mit etwa 3,4 Milliarden Bäumen kommen rund 400 Bäume auf einen Einwohner.

Und die schätzen den Reichtum offenbar: Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass sich mehr als 90 Prozent der Befragten regelmäßig in der Natur aufhalten, 73 Prozent davon bevorzugen dabei den Wald. „Immer mehr Menschen zieht es in die Natur und in den Wald. Das spüren wir deutlich“, sagt Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste, die ÖBf hatten die Studie beim Sora-Institut in Auftrag gegeben.

Freizeitfaktor

Rund 1000 Personen wurden befragt, 84 Prozent gaben dabei „Spazieren und Wandern“ als Lieblingsbeschäftigung im Wald an. Auf Platz zwei folgte mit 21 Prozent das Sammeln von Pilzen und Beeren. Sportliche Aktivitäten wie Laufen und Joggen (17 Prozent) oder Radfahren bzw. Mountainbiken (sechs Prozent) lagen ebenfalls weit dahinter. 69 Prozent sahen den Wald als Quell der Erholung, wo man Ruhe finden und Kraft tanken oder die Stille genießen kann.

„Der Wald befriedigt dabei essenzielle körperliche, seelische und soziale Bedürfnisse, die sich grundsätzlich sehr positiv auf die Gesundheit des Menschen auswirken“, erklärt Daniela Haluza vom Institut für Umwelthygiene der MedUni Wien am Zentrum für Public Health. Zudem sei der Wald als Erfahrungs- und Lernraum von großer Bedeutung – insbesondere für Menschen mit psychosozialen oder körperlichen Bedürfnissen, für ältere Personen sowie Jugendliche und Kinder. Umweltmedizinerin Haluza: „Nachhaltige Naturerfahrungen im Wald sensibilisieren und fördern alle Sinne.“

Klimawandel

Im Kleinen fördern Bäume das Wohlbefinden von Menschen, im Großen halten sie das weltweite Ökosystem im Gleichgewicht. „Der Wald liefert den erneuerbaren und CO2-neutralen Rohstoff Holz und trägt zum Klimaschutz bei, indem er Kohlenstoff speichert und das Mikroklima reguliert“, betont Freidhager. Das ist auch dem Präsident der Land&Forst Betriebe Österreichs bewusst. Felix Montecuccoli lobt die eigene Sache: „Die heimischen Waldbesitzer sichern auf Basis privaten Eigentums, einer nachhaltigen Bewirtschaftung und großer Eigenverantwortung unverzichtbare Leistungen für Gesellschaft und Umwelt.“

Angesichts der aktuellen klimatischen Veränderungen werden die komplexen Waldleistungen immer wichtiger: Der Wald ist nicht nur die Lunge der Erde, er verfügt auch über eine Schutzfunktion – indem er Wasser speichert, den Boden vor Erosionen bewahrt und mit seiner Bestockung Lawinen unterbindet.

Auszeichnung für Wien

Dass Grün die Lebensqualität entscheidend beeinflusst, weiß auch die Stadt Wien. Mit einem Waldanteil von rund 20 Prozent ist die Bundeshauptstadt eine der grünsten Städte Europas. Das brachte der Stadt nun für ein Jahr den Titel „European Forest City“ ein. Die Bezeichnung wird jährlich vom European Forest Institute an eine europäische Stadt verliehen und soll das Bewusstsein von Bevölkerung und Entscheidungsträger für die Bedeutung der Wälder stärken.

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