Instagram: Wo die Sonne immer scheint

Auf Instagram zählen die schönen Dinge des Lebens. Die Socality Barbie macht sich darüber lustig
Quadratische Bildchen, perfekt inszeniert – die Foto-App boomt. Ein Satire-Account nimmt nun die Gewohnheiten der User aufs Korn.

Barbie ist auch nicht mehr das, was sie einmal war: Plötzlich trägt sie warme Woll-Ponchos, geht am Strand spazieren und paddelt im Kajak über einen Fluss. Die Fotos von ihren Erlebnissen postet sie mit den Schlagwörtern "sei authentisch" oder "gesegnet" in der Foto-App Instagram. Ihren Abonnenten vermittelt sie damit vor allem eines: Mein Leben ist so viel besser als deines.

Die "Socality Barbie" ist ein Satire-Account einer US-amerikanischen Fotografin, der die Gewohnheiten anderer Instagrammer – so werden die User des Netzwerks genannt – verspottet. Einem lokalen Fernsehsender sagte die Mittzwanzigerin, die anonym bleiben möchte: "Mit diesem Konto wollte ich mich über die Leute lustig machen, die den Hashtag #liveauthentic (zu Deutsch: lebe authentisch, Anm.) verwenden. Für mich sahen diese Fotos nämlich alle gleich aus, also alles andere als authentisch."

Die Persiflage der Fotografin auf die Instagram-Gemeinde amüsiert das Netz: Mehr als eine Million Abonnenten hat die "Hipster-Barbie" aktuell, und es werden täglich mehr. "Ich denke, das ist, weil sie so leicht zuzuordnen ist. Entweder schaut das eigene Instagram-Profil genauso aus wie ihres oder man kennt mindestens eine Person, die solche Fotos postet", erklärt sich die Erschafferin des Accounts die hohe Fan-Anzahl.

Auf der Überholspur

Eine Persiflage ist immer dann erfolgreich, wenn viele Menschen das Original kennen. Die Fotografin aus den USA ist mit ihrem Satire-Account auf den aktuellen "Insta-Hype" aufgesprungen – denn Instagram, seit 2012 im Besitz von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, wächst derzeit rasanter als alle anderen sozialen Netzwerke (2014 um 36 Prozent).

Und nicht nur das: Laut einer aktuellen Studie wird in keinem anderen sozialen Medium so viel interagiert – also geliked und kommentiert – wie im hippen Fotoportal. Jedes Monat werden 300 Millionen Menschen weltweit auf "Insta" aktiv, loggen sich ein, liken, kommentieren. Die überwiegende Mehrheit der User ist weiblich und jünger als 30.

So wie Hannah aus Graz. Knapp 7000 Personen sehen regelmäßig die hübschen Fotos der 26-Jährigen – von ihrem Wohnzimmer, ihren Reisen, ihren Outfits. "Für mich ist Instagram eine tolle Inspirationsquelle", erzählt die Bloggerin (www.provinzkindchen.com). "Man bekommt Einblick in das Zuhause anderer Menschen, entdeckt neue Rezepte und kann in ferne Länder reisen, ohne überhaupt dort gewesen zu sein."

Die von Socality Barbie viel zitierte Authentizität ist auch Hannah wichtig. "Am liebsten folge ich Accounts, die persönlich sind und das gewisse Etwas haben. Solche mit 100.000 Followern und Hochglanzbildern weit weg von der Realität interessieren mich nicht." Die Studentin ist durchaus politisch interessiert, genießt es aber, auf Instagram einen Ort zu haben, "wo sich einmal alles nur um die schönen Dinge des Lebens dreht und man sich nicht aufregen muss, weil man über eine politische Diskussion stolpert".

Die schöne, heile Insta-Welt ist für viele eine willkommene Abwechslung, bestätigt die Psychologin Sandra Gerö, die sich mit neuen Medien beschäftigt. "Man muss nicht diskutieren, kann einfach nur schauen und entspannen." Das hieße aber nicht, dass alle Nutzer oberflächlich seien: "Instagram ist nichts anderes als ein digitales Fotoalbum. Früher hat man in ein Album ja auch nur die schönsten Fotos geklebt."

Erfolgsfaktoren

Eine ganze Altersgruppe, die sich über perfekt inszenierte Bildchen definiert – kann das gut gehen? Ja, meint die Psychologin. "Selbstdarstellung hat immer so einen negativen Touch – dabei ist sie ein wichtiger Teil der Identitätsentwicklung im Jugendalter." Und die kann heutzutage schon einmal bis Mitte, Ende Zwanzig dauern.

Erst kommen die Teenies, dann die Werbung – das gilt natürlich auch für die sozialen Medien. Ab Ende September dürfen Unternehmen in Österreich auch auf Instagram werben; in Deutschland ist das schon seit einigen Monaten der Fall. Judith Denkmayr hat mit ihrer Agentur Digital Affairs die erste Instagram-Kampagne einer österreichischen Marke (eine beliebte Kräuterlimonade, Anm.) in Deutschland realisiert. Die Social-Media-Expertin führt den "Insta-Hype" auf mehrere Faktoren zurück: "Die Plattform saugt einen sofort ein. Bevor man eine Sekunde Einsamkeit verspürt, bekommt man eine Liste von Facebook-Freunden, die auch auf Instagram sind."

Scrollen statt klicken

Die zunehmende Verbreitung der Smartphones spielt keinem sozialen Medium mehr in die Hände als Instagram. Denn die App war, im Gegensatz zu dein meisten Netzwerken, von Anfang an nur für die mobile Nutzung gedacht. Denkmayr: "Scrollen ist das neue Klicken. Man muss keine Texte oder langen Kommentare schreiben." Während auf Facebook ein Algorithmus regiert, läuft auf Instagram – noch – alles ganz chronologisch. "Daher sehen meine Abonnenten alles, was ich poste – im Gegensatz zu Facebook."

Instagram: Wo die Sonne immer scheint
Bildnummer: 35264656 Instagram SpeiseeisFotografieBlauEiscremewaffelRetroWolkengebildeBilder im Retrostil von 1940 - 1980 Kuchen und Süßwaren RotRosa Bildhintergrund Farbbild Vanilleeis Eine Person Eingefroren Gourmet-Küche Mobile Stock Zwischenmahlzeit Milchprodukte Erdbeere Iphonography Glatte Oberfläche Im Freien Eis Kalt Erfrischung Frische Dessert Gewaffelt Himmel Tag

Dann sind da natürlich noch die nostalgisch anmutenden Filter, die, über ein Foto gelegt, alles noch ein bisschen makelloser wirken lassen. "All das führt zu einer sehr wohligen, positiven Stimmung", sagt Denkmayr. "Auf Instagram scheint immer die Sonne." Und auch Hannah räumt ein: "Vielleicht ist die Möglichkeit einer ‚schönen, heilen Welt‘ ein bisschen mitverantwortlich für den Erfolg."

"Laut Eigendefinition ist Instagram aktuell, trendy und aufregend. Genauso muss man sich auf der Plattform verhalten, wenn man erfolgreich sein will", weiß Matthis Prabitz. Mit seiner Kreativ-Agentur Von Matthis berät er Unternehmen bei ihrem Instagram-Auftritt.

Verknüpfen Sie sind neu bei Instagram? Dann verbinden Sie ihren Account mit Facebook & Co. Jetzt wissen Ihre Freunde auch, dass Sie auf Instagram sind.

Hashtags Verwenden Sie Hashtags. Einfach das Rautezeichen # vor einen Begriff stellen. So werden Ihre Fotos leichter gefunden und Sie steigern die Interaktion mit anderen Nutzern. Der erfolgreichste Hashtag ist übrigens #love mit mehr als einer Milliarde (!) Beiträgen.

Location Ein kleines, aber wichtiges Feature: den Ort hinzufügen. Nicht nur über Hashtags, sondern auch über die Geolocation, also die Ortsangabe, werden Ihre Beiträge gefunden. So bekommen Sie bis zu 80 Prozent mehr Engagement.

Bildsprache Experimentieren Sie mit anderen Fotobearbeitungs-Apps, bevor Sie die Bilder hochladen. Unser Tipp: VSCO Cam und Snapseed. Finden Sie Ihre eigene Bildsprache und Story. Hilfreich ist auch, sich einem speziellen Thema zu widmen. Sind Sie mehr der Foodie oder der Fitnesstyp? Architektur oder Reisen? Versuchen Sie, mit jedem Bild eine kleine Geschichte zu erzählen.

Timing Niemals um drei Uhr früh ein Foto posten. Die höchsten Zugriffszahlen sind morgens und nach Büroschluss. Der beste Zeitpunkt ist am Mittwoch zwischen 17 und 18 Uhr.

Engagement Liken, kommentieren und folgen Sie. Instagram funktioniert nicht als One-Way-Kommunikation. Seien Sie aktiv und "taggen" Sie (mit @) andere Nutzer und Marken. So werden Sie leichter von anderen Usern und Accounts entdeckt und können Ihre Follower-Zahl steigern.

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