IBM-Chip ahmt Gehirn nach
Forschern des Technologie-Konzerns IBM ist nach eigenen Angaben ein Durchbruch bei der Entwicklung eines "intelligenten" Chips gelungen. Dank einer komplett neuartigen Architektur könne der Chip in Grundzügen Fähigkeiten des menschlichen Gehirns nachbilden, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Die erstmals vorgestellten Prototypen seien zum Beispiel in der Lage, das Computerspiel Pong zu spielen, die Zahlen 0 bis 9 zu "erkennen" und zu navigieren, hieß es. Sie sollen den Grundstein dafür legen, künftig "lernende Computer" zu entwickeln.
Zusammenhänge erkennen und Hypothesen bilden
Die Prototypen wurden von Ingenieuren des IBM-Forschungszentrums Almaden in Kalifornien hergestellt und gehen jetzt in die Testphase. Sie sind zwar wie gewöhnliche Mikroprozessoren aus Silizium gebaut, ihre Architektur ist aber nicht linear, sondern den neurobiologischen Strukturen des menschlichen Gehirns nachempfunden. So sollen Grundfunktionen ermöglicht werden, die der menschlichen Wahrnehmung, dem Erkennen und dem Reagieren ähneln. Ziel ist es unter anderem, einen
Computer zu entwickeln, der sensorische Daten aufnimmt, sie analysiert und sich darauf aufbauend dynamisch neu gestaltet und agiert.
Im Unterschied zur traditionellen "Von-Neumann-Architektur", bei der programmierte Befehle sukzessive abgearbeitet werden, sollen Computer mit dem neuen Chip selbstständig Erfahrungen machen und "lernen" sowie Zusammenhänge selbst erkennen und Hypothesen bilden können. Künftig würden Anwendungen der Informatik immer anspruchsvoller, dass sie mit heutigen Mitteln nicht mehr effizient realisiert werden könnten, sagte Dharmendra Modha, Projektleiter des Instituts. Die neuen Prototypen läuteten eine neue Generation von Computern und Anwendungen in Wirtschaft und Wissenschaft ein. Wann mit einem fertigen Produkt zu rechnen ist, wurde nicht genannt.
Forschungsprojekt mit US-Verteidigungsministerium
Das Forschungsprojekt "SyNAPSE" (Systems of Neuromorphic Adaptive Plastic Scalable Electronics) ist ein Projekt des US-Verteidigungsministeriums. Wissenschaftler von IBM und Hewlett-Packard sowie des zu General Motors und Boeing gehörenden Forschungslabors HRL Laboratories wirken seit 2008 daran mit.
Kommentare