Mehr als reine Tierliebe

Von Natur aus unterschiedliches Wesen: Menschen fühlen sich meist von einer Haustierart besonders angezogen
Es gibt Hundemenschen und Katzenmenschen – weil sich die Vierbeiner aufgrund der Domestikation stark voneinander unterscheiden

Hundemenschen besitzen weit mehr Hundekörbe, Halsbänder und Leinen als Hunde. Sie unterschreiben Briefe und schicken Grüße auch im Namen ihres Bellos. Das Foto in ihrer Brieftasche? Zeigt ihren Vierbeiner. Nicht zuletzt machen sie sich über den Hund die selben Sorgen wie andere über ihre Kinder.
Katzenmenschen geben morgens – noch bevor sie das eigene Frühstück richten – frisches Futter in den Napf. Nächtens wälzen sie sich im Bett zur Seite, weil ihr Schmusetier den Polster für sich alleine beansprucht. Beim Einrichten der Wohnung planen sie genügend Liegeplätze für ihren Schützling ein. Schließlich reden sie über die Katze wie andere über ihren Nachwuchs.
„Es stimmt schon, dass es Hundemenschen und Katzenmenschen gibt. Da geht es um mehr als nur um Tierliebe“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn erklärt, warum sich Hund und Katze im Charakter so sehr voneinander unterscheiden, und wieso sich Halter zu einer dieser beiden Heimtiere besonders hingezogen fühlen.

Vorliebe

Die Österreicher haben ein Herz für Felltiere. „Hund und Katze sind die beliebtesten Heimtiere in Österreich“, weiß Schratter. Geschätzte 720.000 Hunde leben hierzulande in zirka 648.000 Haushalten. Mehr als zwei Millionen Katzen werden in 1,2 Millionen Haushalten verwöhnt. Die Jahrtausende lange Geschichte ihrer Domestikation hat die Vierbeiner zu dem gemacht, was sie heute sind: Soziale Rudeltiere auf der einen Seite, Individualisten auf der anderen Seite.
„Eine Theorie besagt, dass der Mensch den Wolf aktiv gezähmt hat“, erklärt die Expertin. Hunde sollten Wächter, Hüter und Jagdhelfer sein. Durch genetische Änderungen entwickelten sich die wilden Vierbeiner tatsächlich zum treusten Gefährten der Zweibeiner, die Rudeltiere lernten, einen artfremden Führer anzuerkennen. Unterordnung und Gehorsam liegen in der Natur von Affenpinscher bis Zwergspitz. Katzen dagegen gingen eine freiwillige Zweckgemeinschaft mit Menschen ein. Sesshaft gewordene Ägypter legten Getreidevorräte an, diese lockten Mäuse in die Siedlungen, mit ihnen kamen die Wildkatzen. Langsam wurden die geduldeten Mäusefänger zu Haustieren. Ihren Freiheitsdrang haben sie bis heute nicht abgelegt, doch die einstigen Einzelgänger verhalten sich mittlerweile durchaus sozial – aufgeschlossen für enge Freundschaften mit Artgenossen und intensiven Kontakt zu Menschen. Sie akzeptieren Zweibeiner zumindest als gleichrangig. Die Grundtendenzen bei Hund und Katze bleiben, individuelle Wesens-Unterschiede gibt es freilich hier wie da.
„Es heißt, Hundemenschen sind treu und neigen zu Hierarchie, Katzenmenschen sind unangepasst und Schöngeister. Das ist überzeichnet“, sagt der Tiercoach. Haustiere sind nicht Spiegel der Persönlichkeit des Halters, Eigenschaften gehen durchaus auseinander. Doch das Anderssein von Hund und Katze wird wahr genommen, die Wahl für die eine oder andere Art oft danach getroffen. Schratter: „Die einen sind eher von der Unterwürfigkeit des Hundes angetan, andere von der Unabhängigkeit der Katze.“ Wichtig sei in jedem Fall, dass die Ausprägungen des Heimtieres und der Lebensstil des Besitzers zusammen passen. Wer einen Begleiter für ein aktives Leben sucht, wird im Hund den besten Freund finden. Wer Zeit gerne daheim am Sofa verbringt und sich mit Streicheleinheiten nach Laune des Vierbeiners richtet, findet das Glück mit einer Katze. „Manche Heimtierhalter haben Hund und Katze“, sagt Schratter und zählt selbst dazu. Die Biologin, die sich auch gut mit Graupapageien versteht und Ziegen als ihre Lieblingstiere bezeichnet, fühlt sich „eher als Hundemensch“: „Hunde sind mehr Partner. Katzen führen als Teil der Familie ihr eigenes Leben.“

„Ein Leben ohne Hund ist ein Irrtum.“ Carl Zuckmayer (1896–1977), Schriftsteller

„Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.“ Rainer Maria Rilke (1875–1926), Lyriker

„Der Hund ist der sechste Sinn des Menschen.“ Friedrich Hebbel
(1813–1863), Dramatiker

„Jedes Katzentier ist ein Meisterstück der Natur.“ Leonardo da Vinci
(1452–1519), Universalgenie

„Alles Wissen, die Gesamtheit aller Fragen und alle Antworten sind im Hund enthalten.“ Franz Kafka (1883–1924), Schriftsteller

„Die Menschheit lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: In Katzenliebhaber und in vom Leben Benachteiligte.“ Francesco Petrarca (1304–1374), Dichter

„Wer nie einen Hund gehabt hat, weiß nicht, was Lieben und Geliebtwerden heißt.“ Arthur Schopenhauer (1788–1860), Philosoph

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