Geschäfte mit Welpen

Welpen begeistern Hundefreunde: Sie via Internet zu kaufen, kann problematisch sein
Wer einen Vierbeiner erstehen will, sollte dessen Vorgeschichte kennen. Seriöse Züchter suchen den Kontakt zum künftigen Besitzer

Süß waren die zwölf Wochen alten Malteser-Welpen. Und gratis noch dazu. Das versprach zumindest eine Anzeige im Internet. Bei eMail-Kontakt wollte die in London weilende Verkäuferin plötzlich 150 Euro pro Tier plus 100 Euro für den Transport: Das Verbrauchermagazin Konsument warnt in seiner Oktober-Ausgabe vor Online-Handel mit Hundebabys: Drei von vier Annoncen, auf die eine Testerin zum Schein einging, erwiesen sich als zumindest dubios.

„Es gibt zwei absolute No-Gos beim Hundekauf: Tiere aus dem Internet, die noch dazu als ,ganz günstig‘ angepriesen werden. Und Welpen auf Märkten oder aus dem Kofferraum heraus“, sagt KURIER-Tiercoach-Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn erklärt, worauf es bei der Hundewahl ankommt, und welche Bezugsquellen seriös sind.

Rassehund oder Mischling, das ist zunächst die Frage. Fällt die Entscheidung für Dackel, Retriever, Mops & Co, sind Züchter die erste Anlaufstelle. Halter, die beabsichtigt für Nachwuchs sorgen, laden ihre potenziellen Kunden zu mehrmaligem Besuch ein. Sie erlauben, dass die Muttertiere in Augenschein genommen werden. Und berücksichtigen, dass die Jungtiere inklusive Stammbaum frühestens ab der achten Lebenswoche abgegeben werden dürfen. Die Welpen – von maximal drei ähnlichen Rassen – leben im Familienverband.

Kontaktpflege

„Seriöse Züchter wollen die Besitzer kennenlernen. Das Interesse sollte auf Gegenseitigkeit beruhen“, sagt die Expertin. Der Österreichische Kynologenverband – er ist Dachverband von rund 100 österreichischen Hundeverbänden mit etwa 500 angeschlossenen Vereinen – erteilt Auskunft. Und gibt Adressen von Zuchtvereinen und Hobbyzüchtern weiter, die einen Qualitätsstandard sicherstellen wollen.

„Kaufen Sie niemals einen Hund, ohne anzuschauen, woher er kommt“, sagt der KURIER-Tiercoach. Welpen, die in Hinterhöfen oder Zwingern wie Waren hergestellt und der Mutter frühzeitig weggenommen werden, erleben keine tiergemäße Sozialisation. Sie entwickeln häufig Verhaltensstörungen, die kaum in Griff zu bekommen sind. Schratter: „Der illegale Hundehandel ist seit der Ostöffnung enorm gestiegen. Gut gemeinte Rettungsaktionen unterstützen nur die Machenschaften verantwortungsloser Händler.“

Wer mit der Anschaffung von Familienzuwachs tatsächlich Gutes tun will, schaut sich in heimischen Tierheimen um. Die lokalen Institutionen sind voll mit Mischlingen jeden Alters, aber auch mit Rassehunden verschiedener Art. Auch hier gilt: „Erkundigen Sie sich über das Vorleben des Tieres und die Gegebenheiten. Die Grundlage schaffen Züchter und Vorgeschichte, der Rest sind Erziehung und Einbinden“, betont die Expertin. Nur erfahrene Hundehalter kommen mit Hunden mit problematischer Vorgeschichte zu Recht.

Glückliche Welpen werden immer wieder auch über Veterinärmedizinische Ordinationen vermittelt. Hobbyzüchter schlagen dort Flugblätter vom Nachwuchs (aus Zufallsbegegnungen) an. „Der Tierarzt steht für den Seriositätsnachweis“, sagt Schratter. Auch Zoohandlungen dürfen nur den Kontakt zwischen Hund und Käufer herstellen. Das Tierschutzgesetz verbietet das Anbieten lebender Ware. Kein Vierbeiner will in der Auslage wohnen.

Rassehund: 400 Hunderassen stehen zur Auswahl – von Affenpinscher bis Zwergschnauzer. Jede Rasse ist auf bestimmte Wesensmerkmale gezüchtet, jede hat ihre speziellen Bedürfnisse. Aussehen und Größe des erwachsenen Hundes sind weitgehend vorbestimmt. „Die Rasseeigenschaften werden oft durch Charaktereigenschaften überdeckt. Dadurch gibt es sehr große individuelle Unterschiede“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter.

Qualzüchtung: Das Tierschutzgesetz verbietet ausdrücklich Züchtungen, „bei denen vorhersehbar ist, dass sie für das Tier oder dessen Nachkommen mit Schmerzen, Schäden oder Angst verbunden sind“.

Mischrassehund: Promenadenmischungen stehen geplantem Nachwuchs um nichts nach – weder in Sachen Intelligenz, noch was die Robustheit betrifft. Wissenschaftliche Studien widerlegen die landläufige Meinung, dass die wilden Mischungen gesünder sind als Rassehunde. Wie die erwachsenen Tiere aussehen, lässt sich schwer vorhersagen. Schratter: „Wer keine konkreten Vorstellungen von einem Hund hat, ist mit einem Mischling gut beraten.“

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