Hunde lernen schnell, zu betteln

Gelegenheit macht Diebe: Auch Hunde aus gutem Haus fressen, was sie kriegen können.
Leserfragen: Zoo-Direktorin Dagmar Schratter erklärt, dass es kein Streuner-Gen gibt.

Warum stehlen Hunde? Was ist der Grund für stundenlanges Bellen? KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter, Direktorin des Tiergarten Schönbrunn, hat Antworten auf Leserfragen:

Unsere Mischlingshündin stammt aus einer Streunerfamilie. Die Mutter wurde in Griechenland verletzt, nach Österreich in Sicherheit gebracht und bekam hier ihre Jungen. Aus unserem Welpen ist eine freundliche Hündin geworden. Allerdings bettelt sie bei jeder Gelegenheit und schnappt sich heimlich jeden Leckerbissen. Darüber hinaus bleibt sie nicht gerne allein daheim. Hat dieses Verhalten mit ihrer Herkunft zu tun?

Ein "Straßenhunde-Gen" gibt es nicht. Betteln und stehlen stehen bei vielen Hunden auf der Tagesordnung, auch bei solchen, die bestens behütet in einer Familie geboren wurden und aufgewachsen sind.

Betteln entsteht durch operante Konditionierung (Lernen durch Versuch und Erfolg). Hat der Hund einmal etwas bekommen, weil er gebettelt hat, dann hat er schnell gelernt, dass Betteln zum Erfolg führt. Es ist wohl eine ganz persönliche Angelegenheit, ob man das als Problem sieht oder nicht.

Viele Hunde bleiben auch nicht gerne alleine, und manche zerlegen aus Protest sogar die halbe Wohnung. Auch das hat nichts mit der Herkunft des Hundes zu tun.

Wir haben unseren Hund tagsüber im Garten, am Abend darf er in den Wohnbereich. Damit gab es bisher kein Problem. Seit Kurzem aber fängt er bei Dämmerung an zu bellen und hört nicht mehr auf. Er will auch immer hinaus und schläft dann erst spät abends drinnen ein. Zuerst dachte ich an den Vollmond, jetzt kommt mir immer mehr der Nachbar in den Kopf: Er hat einen Jagdhund, den mein Hund nicht mag. Der Mann geht mit seinem Hund oft spät bei uns vorbei, und der Hund bellt, wenn sich dort etwas bewegt. Hat er ihn sekkiert?

Natürlich ist es möglich, dass Ihr Hund bellt, wenn der Nachbarhund vorbeigeht. Antipathien gibt es bei Hunden, auch wenn der Nachbarhund den Ihren nicht sekkiert hat. Dass er aber zwei bis drei Stunden durchbellt, passt nicht dazu.

Sie schreiben nicht, ob der Nachbarhund ein Weibchen oder Männchen ist, eine Läufigkeit bei einem Weibchen würde die Unruhe und das Bellen erklären – auch wenn Ihr Rüde kastriert ist.

Sehr gut möglich ist aber, dass Ihr Hund einfach aus Langeweile bellt, weil er unterfordert ist. Ein ausgiebiger Spaziergang mit ihm, bevor er in sein Nachtquartier kommt, könnte das Problem vielleicht sehr schnell lösen.

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