Hubble, unser Auge im All wird 25

Symbolbild.
Das erste Teleskop, das vom Weltraum aus operierte, hat unser Bild vom Kosmos revolutioniert.

Totgesagte leben länger: Bereits zum 15. Geburtstag machten sich Menschen aus aller Welt Sorgen um Hubble, weil die NASA angekündigt hatte, das Teleskop mit einem unbemannten Weltraum-Roboter gezielt über dem Ozean zum Absturz zu bringen. Jetzt schreiben wir 2015, Hubble fliegt noch immer im Erdorbit und feiert seinen 25. Geburtstag.

"Hubble war ein sehr großer Schritt vorwärts", sagt der Astrophysiker Wolfgang Baumjohann. Als es gestartet wurde, hatte die Wissenschaft viele Vermutungen, aber kaum Beweise. Heute ist man dank Hubble sicher. Es hat das Bild vom Kosmos revolutioniert und avancierte zum wohl berühmtesten wissenschaftlichen Gerät überhaupt. Kaum eine Zeitung und Illustrierte, die kein Hubble-Foto im Blatt gehabt hätte. Die Liste der Erkenntnisse ist dementsprechend lang: Hubble hat geholfen,

  • die Geburt von Sternen und Planeten aufzuklären,
  • das Alter des Universums – etwa 13,8 Milliarden Jahre – zu bestimmen,
  • die mysteriöse Dunkle Materie zu untersuchen, die das Universum auseinander treibt,
  • bis an die Grenzen des Universums und den Beginn unserer Zeit zu schauen.

An die 13.000 wissenschaftliche Arbeiten sind zum Weltraumteleskop erschienen. 2009 wurde die Reparatur von Hubble unter die Top Ten der Forschungsleistungen des Jahres gewählt.

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USA HUBBLE ANNIVERSARY
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SCIENCE SPACE WHIRLPOOL GALAXY
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DYING STAR PHOTO FROM HUBBLE TELESCOPE
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An artist's concept shows the star V838 Mon which
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Der Trifidnebel (auch als Messier 20 oder NGC 6514…
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Explanation: In 1787, astronomer William Herschel …
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This is a mosaic image, one of the largest ever ta…
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A new undated Hubble image shows NGC 1566, a galax
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NASA handout shows Hubble telescope photograph of
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NGC 6302 lies within our Milky Way galaxy, roughly…

"Wir hatten keine Vorstellung davon, in welchem Maße das erste im Weltraum stationierte Teleskop uns den Blick auf die unvorstellbare Weite und Schönheit des Universums eröffnen würde." Charles Bolden, 1990 Pilot der Start-Mission und damit derjenige, der Hubble im All aussetzte, schwärmt noch immer. Und irgendwie passt es zu den Superlativen dieser Mission, dass er heute Chef der NASA ist.

Fehlstart

Dabei hatte alles mit einem veritablen Fehlstart begonnen: Als das Teleskop im Mai 1990 sein erstes Foto zur Erde funkte, waren die Wissenschaftler fassungslos: Das Bild war nicht nur unscharf, sondern gänzlich unbrauchbar. Und alle Versuche, dies von der Erde aus zu ändern, schlugen fehl – die Optik blieb blind, die Spiegel waren falsch geschliffen worden. Das Unternehmen drohte, ein Riesen-Flop zu werden. Einzige Lösung war, ein Space Shuttle zur Reparatur vorbeizuschicken. Die Aktion gelang. Das Auge im All konnte endlich sehen.

25 Jahre später gehen mehr als eine Million Beobachtungen auf das Konto von Hubble, ebenso viele Bilder wurden geschossen. Wobei – ganz richtig ist das nicht: Natürlich sind diese Bilder, vor allem in ihrer beeindruckenden Farbigkeit, Konstrukte einer Software, die die gemessenen Daten in Wellenlängen umrechnet, die für das menschliche Auge wahrnehmbar sind.

Staubiges Universum

"Diese Gebilde sind tatsächlich nicht das, was wir mit unseren Augen sehen würden", gesteht Zoltan Levay vom Hubble Heritage Team, das für das Veröffentlichen der Bilder zuständig ist. "Aber man muss dazu sagen, dass wir ohnehin nicht viel von dem wahrnehmen könnten, was Hubble uns zeigt, da es nur sehr wenig Licht gibt und Hubble nicht nur sichtbares, sondern auch infrarotes und ultraviolettes Licht aufnimmt." Dennoch seien die Farben nicht willkürlich, sondern basierten auf Daten. Die Wissenschaft arbeitet nicht mit Farbbildern. Diese sind gewissermaßen das Nebenprodukt, das ästhetische Äquivalent aufwendigster Mess- und Rechenverfahren."Das Universum ist ziemlich staubig und daher nichtdurchsichtig."Wolfgang BaumjohannAstrophysikerDie meisten aller Hubble-Bilder sind außerdem Kompositionen von vielen hundert Einzelaufnahmen. Wie überhaupt der Blick ins All mit allerlei Fallstricken verbunden ist. So war es beispielsweise bis vor kurzer Zeit unumgänglich, Weltraum-Observatorien zu bauen. Nur sie erlaubten – außerhalb der störenden, unruhigen Lufthülle unseres Planeten – einen freien Blick in die Tiefen des Alls. Erst mit Hubble wurde es zum Beispiel möglich, einzelne Sterne in anderen Galaxien zu erkennen.

"Will man heute nur im sichtbaren Bereich schauen, kann man das durchaus auch von der Erde aus. Ehe Hubble gestartet wurde, hatte man nur unscharfe Bilder – wegen der Erdatmosphäre", erklärt Baumjohann. Dieses Problem sei mittlerweile gelöst. "Das Universum ist aber auch ziemlich staubig und daher nicht durchsichtig." Mit Infrarot könne man diesen Nebel "durchschauen. Daher wird auch der Hubble-Nachfolger kein Teleskop im sichtbaren, sondern im infraroten Bereich sein." Ab 2018 wird das James-Webb-Teleskop, das teuerste Messgerät der Welt, uraltes Sternenlicht einfangen. Und Hubble endgültig ins Ausgedinge schicken.

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