Mehr Geld für Schulen in benachteiligten Gegenden

Mehr Geld für Schulen in benachteiligten Gegenden
Heinisch-Hosek will an Pilotschulen testen, was zusätzliche Mittel für bedürftige Schüler bringen.

In manchen Gegenden häufen sich die Probleme: Hoher Migrantenanteil, hohe Arbeitslosigkeit, niedriges Bildungsniveau und viele armutsgefährdete Familien. Die Schulen in diesen Regionen werden mit diesen Herausforderungen allein gelassen. In Ländern wie Kanada, Schweden oder den Niederlanden ist das anders. Dort gibt erhalten die Schulen in Brennpunktregionen mehr Geld. Das Zauberwort heißt dabei Sozialindex. Dazu wird zuerst festgestellt, aus welchen sozialen Verhältnissen ein Kind kommt. Ist es ein Scheidungskind, hat es einen Migrationshintergrund oder kommt es aus einer armutsgefährdeten Familie, bekommt die Schule mehr Personal wie Psychologen oder eine bessere räumliche Ausstattung. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) will jetzt mit den Ländern an mehreren Schulen eine neue Mittelvergabe über einen solchen Sozialindex erproben. "Ich kann mir Pilot-Standorte vorstellen, wo wir - zuerst begrenzt auf einen Schultyp, z.B. die Volksschule - die Indexbasierung umsetzen. Das kann eine Stadt, ein Teil eines Bundeslandes oder ein ganzes Bundesland sein", so die Ministerin.

Im Ministerium sei bereits eine Arbeitsgruppe unter Mitwirkung des Soziologen Johann Bacher (Uni Linz) eingerichtet worden, betonte Heinisch-Hosek in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Diese habe auch schon getagt. Erste Vorschläge sollen beim nächsten Termin der Ministerin mit Vertretern der Bundesländer am 1. Oktober diskutiert werden. "Ich möchte die Länder einladen, gemeinsam den einen oder anderen Modellstandort zu definieren und die entsprechenden Ressourcen gemeinsam neu zu verteilen."

Ressourcen

Die Arbeitsgruppe soll etwa klären, welche Ressourcen von einem Sozialindex betroffen sein werden (etwa Personal, Unterstützungsleistungen wie Sozialarbeiter oder Psychologen, finanzielle Mittel) bzw. nach welchen Kriterien die Finanzierung erfolgt. Ein solcher Index soll sicherstellen, dass Schulen etwa mit einem hohen Anteil an Kindern mit anderer Umgangssprache als Deutsch bzw. Eltern mit niedrigem Bildungsstand, beruflicher Position oder Migrationshintergrund mehr Mittel erhalten.

Bacher hat im Vorjahr bereits ein erstes Beispiel für ein solches Modell vorgelegt: Demnach würde etwa eine Schule mit dem Index 100 die Basisressourcen erhalten. Weisen alle Schüler eine Benachteiligung in allen vier Faktoren (Bildungsstand, Beruf, Migrationshintergrund der Eltern sowie Umgangssprache daheim) auf, würde die Schule beispielsweise um 100 Prozent mehr Mittel erhalten, eine Benachteiligung aller Schüler in einem Faktor würde 25 Prozent mehr bringen usw.

Derzeit werden im Pflichtschulbereich die Lehrerstellen primär über eine Verhältniszahl von Lehrern pro Schüler vergeben. Dazu gibt es noch Zuschläge etwa für Kleinschulen oder die Förderung von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache.

FPÖ-Kritik

Die FPÖ spricht sich vehement gegen eine Finanzierung von Schulen anhand eines Sozialindex aus. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek „verwechselt das Unterrichts- mit dem Sozialministerium“, argumentiert Bildungssprecher Walter Rosenkranz. Mit einer Schul-Finanzierung nach sozialen Gesichtspunkten bei der Zusammensetzung der Schüler begehe die Ministerin „den fatalen Fehler, Schulen zu Sozialeinrichtungen zu machen. In erster Linie sind Schulen jedoch Bildungseinrichtungen und erst in zweiter Linie Sozialeinrichtungen“, so Rosenkranz.

Die Arbeiterkammer (AK) drängt dagegen auf eine rasche Umsetzung der neuen Schulfinanzierung. AK-Präsident Rudolf Kaske hält einen Sozialindex für „einen wichtigen Schritt Richtung Chancengerechtigkeit“. „Österreich bekommt Jahr für Jahr ungleiche Chancen im Bildungssystem nachgewiesen. Dagegen müssen wir etwas tun“, meinte Kaske. Schulen sollten umso mehr Mittel bekommen, je mehr sozial benachteiligte Schüler sie haben.

Kommentare