Große Chance für junge Musikstudenten
Eine halbe Stunde. In dieser Zeit verwandelt sich ein 23-jähriger Tiroler Bersch in einen richtigen Don Giovanni.
Und dann tritt Andreas Schwaiger auf die Bühne, um dreieinhalb Stunden die Hauptrolle in Mozarts Oper zu singen und zu spielen. Nicht bei den Salzburger Festspielen, dennoch in einem schönen Rahmen: im Schönbrunner Schlosstheater.
Zugegeben, die Baritonstimme des Musikstudenten Schwaiger wird von seinen Professoren als vielversprechend bewertet, aber solch eine tragende Partie haben erst wenige in seinem Alter übernehmen dürfen.
Ideales Sprungbrett
Möglich gemacht hat diesen Karrieresprung eine außergewöhnliche Kooperation der Wiener Musikuniversität mit der Betreiberfirma des Schönbrunner Schlosstheaters und der Orangerie.
"Das ist hier für mich ein ideales Sprungbrett", erklärte Wolfgang Schwaiger vor der Premiere am Freitagabend. Vor zwei Jahren hat er den Grafen Almaviva in Le nozze di Figaro gesungen, im Vorjahr auch den Notar Dr. Falke in der Fledermaus. Tatsächlich wird er nach der letzten Vorstellung am 21. August im Schlosstheater seine Koffer packen und wie der Fußballtrainer Peter Stöger in Köln ganz neu beginnen. Nicht beim 1. FC im Müngersdorfer Stadion wie Stöger, sondern im Opernhaus in der Kölner Innenstadt.
Schwaiger freut sich über sein Engagement in Deutschland. Singen ist das Größte für ihn: "Dem Publikum nur mit dem Klang der Stimme Emotionen zu vermitteln, dabei die Vibrationen im eigenen Körper zu spüren, das ist für mich einfach wunderbar."
Dass vor Kurzem der Ruf aus Köln ertönt ist, verdankt er nicht nur seiner Stimme, das hat auch damit zu tun, dass er bereits einige große Partien in seinem Lebenslauf anführen kann.
Sein Mentor, Peter Hosek, sieht das junge Opernprojekt, das heuer schon zum dritten Mal in Schönbrunn über die Bühne geht, auch als Ausbildungsinitiative. Als einen SV Josko Ried, um in der Sprache der Fußballer zu bleiben, für junge Opernsänger. Hosek, der in jungen Jahren selbst Gesang studiert hat, ist von den Leistungen der Darsteller begeistert: "Wenn einer dreieinhalb Stunden auf der Bühne steht und sich dabei nicht verbrüllt und auch am Ende nicht eingeht, dann ist das eine wirklich große Leistung."
Mit einem Ohr
Wolfgang Schwaiger gibt zu, dass ihm die Rolle als Don Giovanni einiges abverlangt: "Man agiert da fast wie ein Sportler auf der Bühne. Dabei ist man mit einem Ohr immer beim Orchester und mit einem Auge beim Dirigenten. Alles muss ineinandergreifen, bei den elendslangen Texten ist man auch als Schauspieler gefragt."
Der junge Sänger stammt aus einer musikalischen Familie: "Ich habe schon als Bub mit dem Großvater musiziert. Mit sieben bin ich zu den Wiltener Sängerknaben in Innsbruck gekommen, und nach dem Zivildienst zum Studium nach Wien."
Schwaiger ist einer von mehreren jungen Sängern und Sängerinnen, die zum Sprung von der Wiener Musikuniversität in die große Opernwelt ansetzen. Und noch etwas begeistert ihren Maestro Hosek: "Feiern können die, da geht die Post ab."
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