"Ghostbusters"-Shitstorm: Hollywoods Sexismus-Problem

Das neue Ghostbusters-Quartett ist weiblich: Das Internet ist darüber nicht erfreut
Die Geisterjägerinnen treiben Frauenfeinde zur Weißglut.

Wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, dass Frauen in Hollywood weiterhin gegen enorme Widerstände anzukämpfen haben - die wütenden Reaktionen auf den neuen "Ghostbusters"-Film liefern ein eindringliches Beispiel. In der Neuverfilmung der erfolgreichen Fantasy-Komödie von 1984 sind die Geisterjäger alle weiblich. Und aus dem Internet prasselt ein Shitstorm ohnegleichen auf sie nieder. "Dieser Müll wurde produziert, um Feminazis glücklich zu machen", wütet ein Twitter-Nutzer von vielen.

Negativrekord auf Youtube

Neben frauenfeindlichen Schimpfkanonaden gibt es sogar auch Todesdrohungen an Regisseur Paul Feig und seine Crew. Auf YouTube erzielte die offizielle Vorschau des Films, der im Juli in den USA und im August in Österreich in die Kinos kommt, inzwischen einen Negativrekord: Bereits rund 900.000 User klickten auf "Gefällt mir nicht" - so viele wie noch nie für einen Filmtrailer in dem Videoportal.

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Ein mühsamer Kampf

Die Hauptrollen in dem Film spielen Leslie Jones, Melissa McCarthy, Kate McKinnon und Kristen Wiig. In der Originalfassung waren die Geisterjäger selbstverständlich alle männlich. Regisseur Feig sagt, er habe wegen des Films "das schlimmste frauenfeindliche Zeug" zu hören bekommen. Es sei unglaublich, dass dieser mühselige Kampf gegen Vorurteile im Jahr 2016 immer noch gekämpft werden müsse.

Ähnlich wütende Reaktionen hatte es auch gegeben, als für die bisher jüngste sowie die kommende Folge der "Star Wars"-Saga mehrere Hauptrollen mit Frauen besetzt wurden, wie die Internetseite "Women and Hollywood" (Frauen und Hollywood) anmerkt. Die Ausfälle zeigten, wie tief noch immer die Idee verwurzelt sei, dass die Hollywood-Großproduktionen "die Domäne der Männer" seien, sagt Martha Lauzen, eine Expertin für Frauen im Film an der San Diego State University.

Weibliche Stars gegen Diskriminierung

Die Diskriminierung der Frauen in der US-Filmindustrie wird inzwischen von immer mehr weiblichen Stars in aller Deutlichkeit angeprangert. Patricia Arquette, Jennifer Lawrence, Gwyneth Paltrow, Meryl Streep, Emma Watson und andere haben öffentlich darüber geklagt, dass Männer besser bezahlt werden und die interessanteren Rollen bekommen.

Der Mangel an Frauenrollen mit Tiefgang resultiert offensichtlich auch daraus, dass unter den Regisseuren und Drehbuchautoren die Frauen weiterhin eklatant unterrepräsentiert sind. Nach einer Studie der Expertin Lauzen waren bei den 250 kommerziell erfolgreichsten Filmen des vergangenen Jahres nur neun Prozent der Regisseure und elf Prozent der Drehbuchautoren weiblich.

Möglicher Wandel durch Kassenerfolg

Allerdings schadet die US-Filmindustrie mit der Benachteiligung von Frauen offenbar tendenziell dem eigenen Geschäft. Trotz des wütenden Aufbegehrens gegen die Frauen in "Ghostbusters" oder "Star Wars" - die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Filme mit weiblichen Hauptrollen hätten im Jahr 2014 um 3,3 Prozent höhere Einnahmen erzielt als jene mit Männern, sagt die Filmexpertin Stacey Smith von der University of Southern California.

Der Kassenerfolg dieser Filme könnte den Wandel zu einem frauenfreundlicheren Hollywood vorantreiben. So sieht es jedenfalls die Schauspielerin Jessica Chastain ("The Tree of Life", "Zero Dark Thirty"). Bereits jetzt tue sich etwas, sagte sie im vergangenen Jahr der "Welt am Sonntag". "Es gibt da draußen sehr wohl ein Publikum, das mehr Vielfalt, mehr Frauen in großen Rollen sehen will. Wir sehen das Licht am Ende des Tunnels."

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