Gewollte Kinderlosigkeit: Mitleid? Nein, danke
Heiraten, Haus bauen, Kinder kriegen – so stellte sich der erste Freund von Monika Toth die gemeinsame Zukunft vor. „Als er begann, einen Baugrund zu suchen, habe ich die Flucht ergriffen“, erzählt die heute 46-jährige Wienerin und lacht. Die Pläne ihres Ex-Freundes sind mit einer anderen Frau in Erfüllung gegangen; Monika hingegen ist weder verheiratet noch Mutter.
"Mir fehlt das Kinder-Gen"
Beide Entscheidungen hat sie in ihrem Leben ganz bewusst getroffen – und hadert damit auch nicht. „Mir fehlt einfach das Heirats- und das Kinder-Gen.“ Schon als junge Frau sei ihr klar gewesen, dass sie keine Kinder haben will. Von Eltern und Großeltern sei das zunächst immer wieder abgetan und nicht richtig ernst genommen worden. „Oft hat es dann geheißen, dass sich das noch ändern wird, wenn ich den richtigen Mann treffe“, erzählt Monika. Doch auch in folgenden Beziehungen stellte sich der Kinderwunsch nicht ein.
Einmal war sie diejenige, die ihren Freund verließ, weil der zwar beteuerte, sich in puncto Nachwuchs nach ihr zu richten. „Ich habe aber gespürt, dass das für ihn nicht das Richtige ist“, sagt Monika. Mit 39 lernte sie ihren heutigen Freund kennen, der bereits zwei Kinder hatte. „Für mich war es eine Erleichterung, dass das Thema für ihn abgehakt war.“
Krise
Kurz vor ihrem 40. Geburtstag dachte sie dann noch einmal intensiv über die Frage, ob Kind oder nicht, nach. „Ich hatte eine Krise und habe mich gefragt, was mit mir nicht stimmt, ob ich normal bin und ob ich mich nicht dazu zwingen sollte“, sagt Monika. „Ich habe das dann zusammen mit meinem Freund aufgearbeitet. Er hat gesagt: ’Wenn du unbedingt willst, bekommen wir eines.’ Damit war die Sache für mich erledigt.“
Wirklich negative Reaktionen hat Monika aufgrund ihres kinderlosen Daseins nie erlebt. „Im ersten Moment bekunden die Leute manchmal ihr Mitleid. Wenn ich ihnen sage, dass ich das selbst so wollte, können sie nicht immer damit umgehen.“ Viele seien von ihrer Offenheit mit dem Thema überrascht. Für manche Männer sei ihre Entscheidung ungewöhnlich – „weil ich sehr weiblich bin“.
"Kurz vor meinem 40er habe ich mich gefragt, was mit mir nicht stimmt, ob ich normal bin und ob ich mich nicht einfach dazu zwingen sollte."
Dass sie diese irgendwann bereut, glaubt Monika nicht. „Meine Mutter hat immer gesagt, dass ich Kinder bekommen muss, damit ich im Alter nicht alleine bin. Ich habe lieber meine Freundinnen um mich“.
Selbstbestimmt
Gut vorstellen kann sie sich, dass ihre Mutter einen gewissen Druck empfindet, wenn deren Freundinnen Fotos von ihren Enkelkindern herumreichen. „Ich sage ihr dann, dass sie welche von meiner Hündin Rita herzeigen soll“, sagt Monika, die diese auch als „ein bisschen mein Kinderersatz“ bezeichnet.
„Ich kann nicht ein Kind bekommen, damit es jemand anderem besser geht. Am Ende ist man selbst diejenige, die um drei Uhr in der Früh mit dem Kind ins Krankenhaus fahren muss, wenn es hoch fiebert und nicht die eigene Mutter.“ Während Kinder dezidiert ausgeschlossen sind, hält Monika eine Hochzeit prinzipiell noch für möglich – „das ist ok, das tut nicht weh“, sagt sie scherzend.
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