Weltknuddeltag: Halt mich, nur ein bisschen

Weltknuddeltag: Halt mich, nur ein bisschen
"World Hugging Day": Wie lange die ideale Umarmung dauert und wer sie heuer besonders verdient hat.

Zuletzt sind sie selten geworden, dabei wären sie gerade in der Krise hilfreich: Umarmungen machen gesund, stärken den Zusammenhalt und beugen Depressionen vor. Aus diesem Grund wird in vielen Ländern am heutigen Tag der „National Hugging Day“, auch „Weltknuddeltag“ oder „Weltkuscheltag“ genannt, zelebriert. Was man dazu heuer wissen muss.

Ein Pfarrer war’s In den eher tristen Wochen zwischen Weihnachten und Valentinstag gibt es viel zu wenig Liebe, befand der US-Pastor Kevin Zaborney im Jahr 1986 – und erkor den 21. Jänner kurzerhand zum „National Hugging Day“ (Umarmungstag). Dieser soll Menschen ermutigen, ihre Liebsten öfter in den Arm zu nehmen und ihre Zuneigung auch in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Geschichte

Denn ebendies ist noch gar nicht so lange selbstverständlich: Erst im Laufe der vergangenen fünfzig Jahre wurde es normal, Menschen in der Öffentlichkeit als Ausdruck von Freundschaft oder Zuneigung zu drücken. Deutlich älter ist das Wort „hug“ (Englisch für umarmen) – es soll sich vom altnordischen „Hugga“ ableiten, was „trösten“ bedeutet und bereits vor Hunderten Jahren erstmals verwendet wurde.

Umarmungswürdig Cleverer Marketinggag oder rührende Geste? Jedes Jahr bestimmt Zaborney mit seinem Team eine Person, die eine Umarmung besonders verdient hat. Heuer fiel die Wahl auf den siebenjährigen Adam King, der mit der Glasknochenkrankheit zur Welt kam und mit seiner „virtuellen Umarmung“ in einer Fernsehshow während des Lockdowns viral ging. Der junge Ire tritt unter anderem in die Fußstapfen von Joan Rivers, der geborgenen chilenischen Bergleute und Barack Obama, der ja als begnadeter „Hugger“ gilt.

Die Länge zählt

Was der ehemalige US-Präsident offenbar im Blut hat, wurde auch wissenschaftlich erforscht. Die ideale Umarmung dauert laut einer Studie der University of London zwischen fünf und zehn Sekunden, der gewünschte Druck hängt davon ab, wie nahe man der Person steht. In der Realität ist das „Drücken“ kürzer, wie eine Studie der Olympischen Sommerspiele aus dem Jahr 2008 ergab: Dort hielten spontane Umarmungen zwischen Athleten und ihren Trainern im Schnitt nur 3,17 Sekunden.

Distanzkuscheln Selbst davon konnten Milliarden Singles während der vergangenen zwei Jahre nur träumen. Der kalte Kontaktentzug setzte vielen Alleinlebenden in der Corona-Pandemie zu und führte zu teils ku(h)riosen, virensicheren Ersatzprogrammen. So bieten immer mehr Bauern „Kuh-Kuscheln“ für einsame Seelen an – die schweren, ruhigen Tiere sollen den Pulsschlag kalmieren und Glücksgefühle auslösen.

Psychologie

Denn das Gehirn schüttet bei längerem Körperkontakt bekanntlich einen wohligen Hormoncocktail aus. „Werden wir umarmt und umarmen wir selber, empfinden wir uns als geborgen, als gemocht und als sicher in der Welt“, erklärt die Psychologin Romi Sedlacek die Macht der Umarmung. „Wir docken mit solch einer Umarmung an eine ganz alte Geste der Evolution an, die uns vermittelt: Du bist nicht alleine, du bist geschützt, du bist akzeptiert. Fehlt diese Komponente, kommt es zu Einsamkeitsgefühlen bis hin zur Depression. Insbesondere dann, wenn die Berührungslosigkeit lange andauert.“

Die offizielle Website nationalhuggingday.com riet während der Pandemie zwar nicht generell vom Umarmen ab – man sollte dabei aber wenn möglich eine Maske tragen und innerhalb der eigenen familiären „Blase“ bleiben. Fremdere Personen sollte man – heuer besonders – vor dem Umarmen um Erlaubnis bitten. Dann aber steht dem Oxytocin-Rausch nichts mehr im Weg.

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