Und auch ein anderes ehemaliges Staatsoberhaupt wurde unlängst in Verbindung mit der dunklen Triade gebracht. So sah ein Forschungsteam aus Polen und Australien in einer Studie, dass Machiavellismus und Narzissmus mehr als doppelt so stark, Psychopathie sogar dreimal so stark mit dem Wunsch zusammenhängen, größer zu sein. Wenn sich Menschen körperlich nicht groß (genug) fühlen, wollen sie auf andere Weise „großartig“ erscheinen, so die Forscher. Am umstrittenen Napoleon-Komplex – Namensgeber war der französische Feldherr und späterer Kaiser Napoleon Bonaparte – könnte also etwas dran sein, insbesondere bei Männern. Doch auch Frauen können Persönlichkeitszüge der dunklen Triade vereinen, erklärt die Psychotherapeutin Barbara Haid. Ein wenig dunkle Triade sei in jedem von uns „grundangelegt, bei den meisten aber nur in einer sehr geringen Ausprägung“.
Man schätze, dass circa sechs Prozent der Menschen als narzisstisch gelten, circa ein Prozent tragen starke psychopathische Züge in sich. Zu den machiavellistischen Tendenzen gebe es keine validen Zahlen. Spitzen-Manager seien häufig betroffen, weil „für diese Menschen die eigenen Interessen – und jene der Firma – ohne Rücksicht auf Verluste und Kosten anderer an oberster Stelle stehen“, erklärt die Expertin. Zudem würden Repräsentanten der dunklen Triade kaum Angst kennen, seien meist sehr intelligent, sowie psychisch und physisch robust, sagt sie.
Und welche der drei Facetten ist die dunkelste?
Eindeutig die Psychopathie, sagt Haid. „Diese Menschen sind kalt, berechnend, extrem rücksichtslos, impulsiv und haben kaum bis gar keine Angst.“ Ein Kernsymptom der Psychopathie sei die Empathielosigkeit. Das ist auch der Grund, warum ihnen in einer neuen Studie diagnostiziert wird, eher eine antifeministische Haltung einzunehmen. Haid überrascht das nicht: „Die Welt mit den Augen der anderen zu sehen, ist ihnen fremd – egal um welches Thema es geht.“
In einer Grazer Studie zeigte sich, dass narzisstische Menschen – zumindest kurzfristig – überdurchschnittlich anziehend wirken. „Eigenschaften wie Narzissmus werden sehr gehypt und fast schon als ‚erstrebenswert‘ angesehen“, warnt Haid. In Filmen – etwa der Bond-Saga – würden die Charaktereigenschaften der dunklen Triade „zu stark glorifiziert“. Haid selbst arbeite mit ihren Patienten intensiv an diesen Themen und bringt ein anderes beliebtes Beispiel: „Pippi Langstrumpf ist eine Kunstfigur, die auch vieles schafft, aber auf eine ganz andere Art und Weise.“
Pippi findet nämlich Verbündete, stellt übergeordnete Dinge und das große Ganze in den Mittelpunkt ihres Seins. „Und ist damit erfolgreich – erfolgreicher als die „dunkle Triade“.
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