Alte Rebstöcke
„Ich habe auch schon Totalausfälle erlebt“ erinnert sich Pichler. „Damit müssen wir leben. Das Wetter wird immer extremer. Alte Rebstöcke sind sehr wichtig, weil sie mit den Folgen des Klimawandels besser zurechtkommen.“ Die ältesten Rebstöcke des Weinguts Pichler sind 80 Jahre alt.
Der Telefonanruf des KURIER erreichte den Winzer während der Arbeit im Weingarten. Das amerikanische Fachmagazin Wine&Spirits hatte Pichler in die aktuelle Liste die 100 besten Weingüter des Jahres aufgenommen.
Es ist nicht die erste Auszeichnung für den Weinproduzenten. Er war schon mehrmals Winzer des Jahres und auch in den vergangenen Jahren schon zweimal auf der Liste der Top 100 des US-Weinmagazins. „Es ist immer schön, wenn man Anerkennung für seine Arbeit bekommt. Man freut sich über jede Wertschätzung.“
Sein Erfolgsrezept lautet: „Mit Identität und Authentizität bist du nicht austauschbar.“ Auszeichnungen in internationalen Fachmagazinen „sind nicht nur für den Betrieb, sondern auch für die Region und für ganz Österreich wichtig“, betont Pichler.
USA, Deutschland und Asien sind wichtige Märkte
Zweidrittel seiner Weinproduktion gehen in den Export. Die wichtigsten Märkte im Ausland sind die USA, Deutschland und Asien.
Pichler freut, dass auch bisher noch nicht so prominente Winzer und Winzerinnen wie etwa Dorli Muhr in die Lister der Top 100 aufgenommen wurden. Ihr Weingut in Carnuntum hat vom Klimawandel profitiert. Die höheren Durchschnittstemperaturen sorgen für sehr gute Jahrgänge in Serie.
Muhr betont, dass unter den vier Auserwählten des US-Magazins drei österreichische Rotweinwinzer sind. Außer ihrem Weingut in Prellenkirchen (Niederösterreich) durften sich auch die Weingüter Moric (Mittelburgenland) und Wachter-Wiesler (Eisenberg) über die internationale Wertschätzung freuen. Bislang galt Österreich vor allem als Land mit sehr guten Weißweinproduzenten. Muhr sieht großes Potenzial für Rotweine.
Ausnahmewinzerin
Seit sie 2002 den Weingarten ihrer Familie am Spitzerberg übernommen hat, setzt sie konsequent auf Qualität. Vor wenigen Tagen wurde sie vom Gault&Millau zur Ausnahmewinzerin des Jahres gekürt. Für ihren Blaufränkisch Ried Spitzerberg, Obere Spitzer 2020, gab es vom bekannten britischen Weinkritiker Stuart Pigott 98 von 100 möglichen Punkten.
„Nur von den alten Reben bekommen wir den feinsten Wein. Damit sie alt werden müssen sie auch pflegen“, weiß Muhr. 800 Arbeitsstunden fallen jährlich für jeden Hektar Weingarten an. 70 Prozent der Flaschen werden exportiert.
Im Zuge der Übergabe der Weingüter an die jüngere Generation wird die Weinwirtschaft laut Muhr auch deutlich weiblicher. „In zehn Jahren werden in Carnuntum 70 Prozent der Weinflaschen von Frauen produziert .“
Weltweit weniger Wein
Die internationale Organisation für Rebe und Wein hat eine Schätzung über die heurige Weinernte veröffentlicht. Die weltweite Weinproduktion wird auf rund 244 Millionen Hektoliter sinken. Das sind um sieben Prozent weniger als 2022, und die niedrigste Menge seit 1961. Die Ursache dafür ist der Klimawandel.
Die großen Produzentenländer sind Italien, Frankreich und Spanien. In Österreich soll es heuer einen leicht überdurchschnittlichem Ertrag von rund 2,5 Millionen Hektoliter Wein geben. Rund ein Viertel davon geht in den Export. Eine konstante Produktionsmenge ist wichtig, um die Exportmärkte regelmäßig bedienen zu können. Die wichtigsten Exportländer sind Deutschland und die Schweiz sowie die USA, Kanada und die nordeuropäischen Staaten. Asien gilt als Hoffnungsmarkt. Der Brexit hat deutliche Auswirkungen auf die Exporte in das Vereinigte Königreich. Es gab im Vorjahr ein Minus von 38 Prozent. Die gesamte Weingartenfläche in Österreich beläuft sich auf 44.537 Hektar. Davon sind 30.400 Hektar oder rund 68 Prozent mit weißen Qualitätswein-Rebsorten bepflanzt.
Der Grüne Veltliner ist mit einem Anteil von über 32 Prozent mit großem Abstand die meistangebaute Rebsorte in Österreich. An zweiter Stelle folgt die Sorte Zweigelt mit 14 Prozent und an dritter Stelle der Welschriesling mit sechs Prozent der Rebfläche.
Die mit Abstand meisten Weingärten gibt es in Niederösterreich, gefolgt vom Burgenland und der Steiermark.
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