Ukrainische Senioren backen in der "Vollpension"

Ukrainische Senioren backen in der "Vollpension"
Schöne Geste im Generationencafé in der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien.
Von Uwe Mauch

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause öffnet das Generationencafé "Vollpension" in der Musik und Kunst Privatuniversität im ersten Wiener Gemeindebezirk wieder. Alle, die sich gerne von der Oma oder dem Opa verwöhnen lassen, können ab dem 11. Juni an den Wochenenden wieder den Standort im Ersten besuchen. Das Besondere: Sechs ukrainische Senioren und Seniorinnen backen dort nach ihren Familienrezepten.

Süßes und Salziges aus der Ukraine

Die "Vollpension" schafft seit dem Jahr 2015 Jobs für Senioren und Seniorinnen, die sich geringfügig etwas zu ihrer oft Pension dazuverdienen und dabei in Austausch mit jungen Menschen kommen können. Nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine entstand die Idee, Arbeitsplätze für aus der Ukraine geflüchtete Menschen zu schaffen, um so neben finanzieller Unterstützung auch die Inklusion zu fördern.

Die "Neuen" aus der Ukraine bereichern das Angebot im Generationencafé mit süßen und salzigen Köstlichkeiten aus ihrer Heimat, so Moriz Piffl-Percevic, Co-Gründer der Vollpension.

Ein bitterer Beigeschmack

Leider hat die Initiative der Vollpension auch einen bitteren Beigeschmack: Denn verdienen Geflüchtete mehr als 110 Euro im Monat dazu, verlieren sie ihre Grundversorgung in der Höhe von 250 Euro. Die Kollegen und Kolleginnen können deshalb nicht so viel mitbacken, wie sie gerne möchten.

Daher haben die Gründer der "Vollpension" einen Plan: „Eine Möglichkeit, die wir gerade überprüfen, ist ein Trinkgeldfonds. Das schaut so aus, dass alle bei uns mit den Omas aus der Ukraine solidarisch sind: Wir werden das Trinkgeld also so aufteilen, dass trotz der Restriktionen eine faire Entlohnung rauskommt. Und wie ich unsere Gäste kenne, werden sie diese Initiative noch zusätzlich unterstützen. Wir haben jetzt mehrere Wochen auf eine vernünftige Lösung für den Zuverdienst seitens der Politik gehofft, wollen jetzt aber endlich ins Tun kommen und nicht mehr länger zuwarten,“ so Julia Krenmayr, Mitgründerin des Generationencafés.

"Ich habe Freunde gefunden"

Dass die kleine Geste eine große menschliche Wirkung hat, beweist die Geschichte von Frau Zoya. Sie ist aus Kiew vor dem Krieg geflüchtet und jetzt Teil des Teams der Vollpension: „Der Krieg, die Flucht und die Ankunft waren und sind eine Herausforderung. Aber meine Arbeit hier in der Vollpension erleichtert mir meinen neuen Alltag. Ich habe Freunde gefunden, einen Ort, an dem ich mich wohlfühle, an dem ich die Stadt, die Kultur und die Menschen kennenlernen darf.“

Neben weiteren ukrainischen Backomas werden auch noch bis zu acht Arbeitsplätze für sogenannte Omas und Opas “vom Dienst” rund um die Wiedereröffnung geschaffen. Wer gerne mit Jungen kommuniziert, Anschluss sucht und sich zur schmalen Pension was dazuverdienen möchte, kann sich unter www.vollpension.wien/jobs bewerben.

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