Tiercoach: Wenn der Abschied vom Haustier für immer ist
Die Katze war altersschwach, der Hund unheilbar krank, das Kleintier von Geburt an nicht ganz fit. Obwohl der Tod für sterbenskranke Haustiere meist eine Erlösung ist, fällt der Abschied vom tierischen Familienmitglied schwer. Dazu kommt in der Regel die Last, den Termin für das Ableben selbst zu bestimmen.
„Halter entschuldigen sich bei uns in der Ordination oft, dass sie weinen, wenn es mit ihrem Liebling zu Ende geht“, erzählt Zoodoc Katharina Reitl: „Aber Weinen ist eine völlig normale Reaktion, wenn es um ein Familienmitglied geht.“ Der KURIER-Tiercoach nimmt Allerseelen – den katholischen Gedenktag an die Verstorbenen – zum Anlass, um bei der Trauerarbeit zu unterstützen.
Haustiere sterben heutzutage selten eines natürlichen Todes. „Bestehen körperliche Qualen ohne Aussicht auf Besserung, darf der Schützling erlöst werden“, kennt Reitl die Voraussetzungen für Euthanasie. Der Patient bekommt eine Überdosis und schläft unter Narkose für immer ein. Wichtig ist, den passenden Zeitpunkt dafür zu finden. Dieser hängt vom Leid des Tieres ab, von den Plänen des Besitzers – ein stressiger Tag strapaziert die Nerven noch mehr – und vom Kalender des Veterinärs – ein ruhiger Termin z. B. vor Ordinationsbeginn ist sinnvoll.
Unumgänglich ist ein Gespräch mit dem Tierarzt des Vertrauens. Hier kann nicht zuletzt geklärt werden, was mit dem Leichnam geschehen soll. Ein Park ist kein Friedhof; Begräbnis oder Einäscherung wollen wohl bedacht sein.
„Der Tod eines Weggefährten heißt loslassen und eine Veränderung im Leben zu akzeptieren“, sagt der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. In vielen Fällen machen sich Besitzer über den eigenen Kummer und Trennungsschmerz hinaus Sorgen um ein Zweittier; auch diesem steht eine Umstellung bevor.
„So wie Menschen unterschiedlich mit dem Verlust umgehen, reagieren auch Vierbeiner und Vögel unterschiedlich“, sagt die Tierärztin. Beobachtungen lassen den Schluss zu, dass zumindest Hund, Katze, Ratte, Meerschweinchen, Kaninchen, Degu und Papageienartige die Verkleinerung der Familie bemerken. Sie verhalten sich verstört bis erleichtert: Manche fressen nicht, manche sind antriebslos oder ängstlich, andere suchen nach dem Freund, einige blühen gar auf.
„Wir empfehlen, den anderen Tieren einen entsprechenden Abschied zu ermöglichen“, sagt Reitl. Wird der Patient etwa daheim eingeschläfert, können die Artgenossen dabei sein. Wird die Euthanasie auswärts durchgeführt, können die Hinterbliebenen z. B. an der leeren Transportbox oder an Haaren aus dem Fell schnuppern.
„Man muss sich die letzten gemeinsamen Stunden einfühlsam und vor allem frühzeitig überlegen“, sagt der Tiercoach: „Auch wenn man den Tod gerne wegschiebt. Der Moment kommt bestimmt.“
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