Tiercoach: Qualzucht verursacht bei Rassekatzen großes Leid
Die nach vorne gebogenen Öhrchen geben der Rasse ihren Namen: Die Scottish Fold kommt seit den 1960er-Jahren mit vererbter Mutation auf die Welt. Der Gen-Defekt wirkt sich aber nicht nur auf die Lauscher aus, oft sind auch andere Knorpel und das Skelett betroffen, schmerzhafte Bewegungsstörungen sind die Folge.
„Wir wollen das Thema ,Katze und Qualzucht‘ wieder mehr thematisieren“, heißt es aus der Wiener Tierärztekammer. Auch Zoodoc Katharina Reitl nimmt sich zum Weltkatzentag am 8. August der Rassekatzen an. Der Aktionstag will alljährlich u. a. auf Missstände in der Haltung hinweisen. Der KURIER-Tiercoach erklärt, welche Merkmale gesundheitliche Probleme verursachen und warum Züchtern nicht uneingeschränkt vertraut werden sollte.
Züchtungen wider die Natur sind Tierquälerei
Von Abessinier über Norwegische Waldkatze bis Türkisch Van: Je nach Dachorganisation sind derzeit mindestens 45 Rassen anerkannt. Die nackte Sphynx, die stummelbeinige Munchkin und die Japanese Bobtail ohne Schwanz sind wider die Natur gezüchtet. Auch die beliebte Perserkatze mit extrem kurzer Schnauze gilt als Qualzucht, Atemprobleme machen ihr das Leben schwer.
Informieren Sie sich über die verschiedenen Rassen
„Man muss sich über die verschiedenen Rassen informieren, bevor man sich für eine entscheidet“, betont Reitl. Für jede gebe es Pro und Kontra, es gelte festzustellen, welche am besten in den eigenen Alltag passt. Siam sind eher reserviert, Bengalen eigenständig. Maine Coons wiederum mögen – hundeähnlich – Familie und Spaziergänge. Die entspannte British Kurzhaar ist sehr auf Menschen bezogen, auf junge wie alte. Die Europäische Kurzhaar – sie ist die klassische Bauernhofkatze – entspricht dem gängigen Bild einer Katze.
Es gibt große Unterschiede im Charakter
„Bei Katzen sind die rassetypischen Unterschiede groß. Die einen z. B. liegen am liebsten nur am Sofa, andere wollen ständig spielen“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Das Aussehen darf bei der Neuanschaffung nicht im Vordergrund stehen. Unabhängige Quellen verschaffen einen Überblick über Vorlieben, Eigenheiten und Wehwehchen.
Züchter informieren mitunter etwas einseitig
„Man darf nicht allein auf den Züchter hören“, betont der KURIER-Tiercoach. Dieser ist in der Regel begeistert von seinen Vierbeinern und informiert nur einseitig. Gerade bei potenziell krankheitsanfälligen Rassen bzw. Mischungen daraus ist eine eingehende Prüfung nötig. Auch die Eltern der Welpen sollten genau gemustert werden. Bei Jungtieren sind die Schwachstellen wie eine kleine Nase noch nicht voll ausgeprägt, ein Blick auf die Vorfahren zeigt die Größe der Schnauze.
Helfen Sie, Qualzuchten zu verhindern
„Verschaffen Sie sich rechtzeitig einen Überblick, welche gesundheitlichen Probleme Sie sich mit der Rasse einhandeln könnten“, appelliert Reitl: „Entscheiden Sie sich immer gegen eine Qualzucht. Die Nachfrage regelt den Markt und Tierleid muss langfristig verhindert werden .“
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