Tiercoach über Spielsucht: Damit der Hund kein Balljunkie wird

Ein Terrier jagd mit einem Tennisball im Maul über den Spielplatz.
Es gibt Tricks, damit der Vierbeiner nicht süchtig auf Wurfspiele wird. Die Obsession kann auch körperlich krank machen.

Der Hund kann es nicht erwarten: Kaum aus dem Haus, will er dem Ball hinterherjagen. Er nimmt sich keine Zeit zum Schnüffeln, er schaut sich nicht nach Artgenossen um, er vergisst darauf, warum er eigentlich die Gassirunde dreht. Er hat nur den Kick im Kopf.

„Der Begriff ,Balljunkie‘ hat sich etabliert. Tatsächlich können Vierbeiner aber auch auf Stöcke oder andere Wurfgegenstände süchtig sein“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, woran Halter erste Anzeichen für das krankhafte Verhalten erkennen und wie die psychische Störung in Griff zu bekommen ist.

„In fast jedem Hund steckt ein Jagdtrieb, wobei der Hütetrieb als verkürzte Verhaltenskette dazugehört. Bei manchen Rassen, insbesondere bei Schäferhunden, Border Collies und Terriern, ist er stärker ausgeprägt als bei anderen“, schickt Reitl voraus. 

Halter können den Instinkt der Vierbeiner weiter befeuern

Der Instinkt kann jedoch zusätzlich befeuert werden. Vor allem bei Junghunden, die oral fixiert oder besonders verspielt sind, ist Vorsicht geboten. Genauso bauen hochgradig nervöse Vierbeiner im Ball-Nachhetzen Anspannung ab. Nicht zuletzt sind Hunde, die einfach zu motivieren oder gierig nach Belohnung sind, anfällig für das Suchtverhalten. Gerade Ersthunde-Halter dürfen sich nicht hinreißen lassen, hyperaktive Schützlinge mit ständigen Wurfspielen in die Obsession zu treiben.

Hunde werden auf Adrenalin und Glückshormone süchtig

Ist der Hund ausschließlich auf das Objekt der Begierde fixiert und beruhigt sich auch nach dem Auspowern kaum, sollten Halter eine psychische Störung in Betracht ziehen. Sowohl der Adrenalinkick, als auch die Ausschüttung der Glückshormone kann die Haustiere abhängig machen.

Prävention ist wichtig. „Sie beginnt damit, dass die Spielzeit begrenzt ist. Es muss einen Anfang und ein klares Ende geben“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Auch während des Spiels sollte der Ball nur dann wieder geworfen werden, wenn sich der Hund beruhigt hat. Der Vierbeiner muss lernen, seine Impulse zu kontrollieren

Balljunkies laufen ohne jedes Nachdenken los. Im schlimmsten Fall jagen sie auch Hasen, Motorrädern oder Kindern nach – mit der Gefahr, sich im Zustand der Erregung zu verbeißen.

Der Hund muss den Impuls kontrollieren lernen 

Erziehung ist das Um und Auf. Der Hund muss auf Rückruf folgen. Das Training freilich kann bei spielsüchtigen Haustieren aufwendig sein. Halter müssen den Konflikt mit ihrem Schützling austragen und konsequent daran arbeiten. Bei einem ausgeprägten Zwangsverhalten ist professionelle Hilfe gefragt.

Nicht zuletzt geht es um die körperliche Gesundheit des Vierbeiners. Exzessives Spiel mit Schnellstarts und abrupten Stopps schädigt die Gelenke. Das gilt besonders für unaufgewärmte Vierbeiner, Jungtiere und Senioren.

Der Halter ist in der Verantwortung bei Ballspielen

„Ballspiele machen Hunde definitiv glücklich. Es muss aber auch Auslauf ohne Ball möglich sein“, schließt der KURIER-Tiercoach. Nachsatz: „Gedankenloses Balli-Schmeißen, damit sich der Hund auspowert, man sich selbst aber nicht bewegen muss, ist wirklich kurzsichtig.“

Probleme mit der Katze, Sorgen um den Hund, Fragen  zu Sittich, Schildkröte & Co? Schreiben Sie an: tiercoach@kurier.at

Kommentare