"Ich habe mich irgendwie verbogen“, gestand die gute Bekannte mit Hexenschuss ein wenig ächzend. Sie schnackselt neuerdings auch im Auto – und das mit knapp 55. Denn wie es das Schicksal so will, hat sie sich als Liierte eine Affäre mit einem Verheirateten angelacht, und da kann es schon einmal vorkommen, dass sich zwei heimlich Liebende am Waldesrand oder auf einem entlegenen Parkplatz zu Kuscheln und Koitus einfinden. Es ist, was es ist, sagt die Geilheit – blöd ist nur die Sache mit der Elastizität. Erstens ist die Gute nicht besonders yogaaffin und in manchen Körpergegenden recht verkürzt. Zweitens kutschiert ihr Fremdgänger-Pendant bedauerlicherweise nicht in Stretchlimousine durch die Stadt, sondern fährt Smart. Man kann nur ahnen, was das konkret bedeutet – vögeln im Zündholzschachterl, man ist ja kein Schlangenmensch.
Und dennoch glitzert’s seltsam in den Augen der Bekannten – weil so ein Kraftfahrzeug-Koitus eben auch was kann. Er fühlt sich so schön verboten und abgründig an, aufregend, prickelnd – das verheißt herrlichste Jugend. Erinnerungen werden wach, an den Kfz-Mechaniker, der es mit der gepimpten Kiste auf der Höhenstraße röhren ließ, was im Grunde viel besser war als der Akt danach. Zurückgekippte Liegesitze, Herumturnen und Stöhnen auf der Rückbank, angeschlagene Scheiben, Handjobs im Schatten des Schaltknüppels, verschwommene Spermaflecken auf dem Sitz. Auch von einer kühnen Nummer im Kofferraum habe ich schon gehört, weil sich der – in Kombi mit der Rückbank – zu einer netten Spielwiese umbauen lässt.
Automobil-Fetischismus
Wer jetzt denkt, das wäre alles zu diesem Thema gewesen, dem entgegne ich nur: Nein ist es nicht. Weil es da noch die eine oder andere interessante Steigerung gibt. Die das wäre: Sex MIT dem Auto, statt Sex IM Auto. Nein, Sie haben sich nicht verlesen, das kommt vor, als rarer Fall von Auto-Erotik. Im „Lexikon der unzüchtigen Vergnügungen“ findet sich unter dem Kapitel „Automobilfetischismus“ folgende Definition: „Die Sehnsucht nach heißer Brennstoffeinspritzung“. Es geht also darum, dass Menschen tatsächlich Spaß daran finden, mit ihren Autos Sex zu haben. In oben genanntem Buch erfährt man dazu folgendes: „Richtig ins Rampenlicht gerückt aber ist der Automobilfetischismus Anfang 2007, als der britische Automechaniker Chris Donald sich an eine Zeitung wandte und später das überaus hilfreiche Dokument ,Liebe mit Autos und anderen Fahrzeugen’ im Internet publizierte, in dem er aus seinem reichen Erfahrungsschatz und dem anderer Automobilfetischisten plauderte.“ Der Gute gab auch Tipps, etwa: „Das Auspuffrohr ist nicht die einzige Option!“ Ruhig Blut: Das Phänomen ist selten. Und trotzdem so faszinierend, dass es auch cineastisch verarbeitet wurde. Da wäre etwa der Film „The Counselor“, in dem Javier Bardem mit Cameron Diaz in einem Ferrari-Cabrio fährt. Irgendwann steigt sie aus, macht sich unten frei und legt sich so auf die Windschutzscheibe, dass er zusehen kann, wie sie quasi Sex mit dem Glas hat. Eine Art Metapher, heißt es in Filmkritiken. Im Gegensatz dazu geht es im Film „Titane“ (der eine Goldene Palme bekam) um das erotische Verhältnis einer jungen Frau zu Autos. Dafür fesselt sie sich auf dem Rücksitz eines Cadillacs und hat mit sich und dem Sitz Sex. Den Rest an Seltsamkeiten erspare ich Ihnen. Stattdessen flugs zurück zum Schlicht-Praktischen: Welche Stellungen sind ideal beim Auto-Sex für Zwei? Auf der Rückbank Doggystyle. Auf dem Beifahrersitz die Missionarsstellung. Die ganz große Freiheit erlebt man natürlich auf der Motorhaube.
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