Diskret verpackt
Wem das alles ein bisserl zu weit weg ist, der wird ebenso nach dem Prinzip „Das Gute liegt so nah“ fündig. Irgendwie beruhigend, dass auch hierzulande oder bei den deutschen Nachbarn schlüpfrige Präsente geordert werden können, die diskret verpackt ins Haus geliefert werden. Immer wieder lustig, dennoch stellt sich schon auch ein bisserl die Sinnfrage. Zumal solche guten Gaben gerne mit dem Wunsch auf eine eheliche Erotik-Wiederbelebung verknüpft werden. Im Sinne einer leisen Hoffnung, die ungefähr so lautet: „Wenn ich das am Heiligen Abend schenke, geht am Christtag die Post ab.“
Ich will echt keinem die Stimmung verderben, aber das ist kein Konzept, das erotische Weihnachtswunder bewirken wird. Ein Orgasmusgel macht noch lange keinen Orgasmus. Und Dessous zum Aufessen (ja, die gibt es!) brauchen mehr als nur Hunger auf ein Gabelfrühstück. Ein männlicher Mensch, der gerade mit sich selbst und der Welt nicht im Einklang ist und dessen Verkehrstüchtigkeit deshalb ein wenig reduziert wirkt, wird durch „The Big Book of Pussy“ in der 3D-Version jetzt auch nicht zum Sex-Hengst mutieren und die Schenkerin täglich zwei Mal besteigen. Daran würde das frech gestaltete „Gutschein-Heft für 15 erotische Ideen“ (mit „Bon für ein Blaskonzert“) kaum was ändern, es wird in der Nachtkastllade verstauben.
Wenn schon so was in der Art, dann wenigstens eine Dose „Sexcereal“, das Libidomüsli für ihn. Da hat der gute Mann wenigstens etwas zu knabbern. Ähnliches gilt für sie, die das „Erotische Bodypaint-Set mit Schokolade“ zwar entzückt entgegennehmen, es aber dezent verschwinden lassen wird. Warum? Weil sie sich bei der Vorstellung, sich mit Schokolade von Kopf bis Fuß zu bemalen, unglaublich daneben vorkommt, und den Sex-Faktor daran nicht erkennen kann. Nicht sehr viel besser wird es ihr mit „Knetasutra“ gehen: das Kamasutra zum Nachkneten. Plastilin für Erwachsene also, „Handjob“ einmal ganz anders. Eh lieb. Doch solche Präsente sind vor allem als „Wink mit dem Zaunpfahl“ zu verstehen: Nicht ganz ernst zu nehmen – und trotzdem ist was damit gemeint, will gesehen und gespürt werden. Dass sich was tut, verändert und wieder Bewegung in die erogenen Zonen einer Beziehung kommt. Kleine Anregung: Darüber offen zu reden, wäre vielleicht die bessere Alternative. Ein Anfang. Dann kann man ja noch immer mit Schokolade herumpatzen.
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