Tiercoach: Warum es Sachkundenachweise für alle Haustiere bräuchte

Ein gelb-weißer Königspython hat sich zusammengerollt.
Wissen schützt vor Leid. Ab Mitte 2026 soll es für Hunde und Exoten österreichweite Regelungen geben. Auch Katzen könnten profitieren.

Passt der Weimaraner oder der Chihuahua zum eigenen Lebensstil? Sollte das ständige Winseln des Vierbeiners alarmieren? Welche Ansprüche haben Bartagamen? Braucht der Python täglich frisches Futter? Wie groß muss die Voliere für den Kakadu sein? Bei welchen Symptomen ist der Veterinärmediziner gefragt?

Wissen schützt Tiere am besten“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach ist überzeugt, dass Leid in der Regel durch fehlende Fachkenntnis verursacht wird und nicht durch böse Absicht. Im Vorfeld zum Welttierschutztag am 4. Oktober erinnert die Expertin, welche Sachkundenachweise hierzulande Pflicht sind, und erklärt, warum eine Qualifikation ebenso für Katzen- und Kleintierhalter sinnvoll wäre.

„So eine Crash-Ausbildung kann nur ein Minimum an Infos vermitteln“, sagt Reitl. Doch schon das Basiswissen mache bewusst, dass Exoten durchaus hohe Ansprüche stellen – an Temperatur, Licht, Luftfeuchtigkeit und Größe des Terrariums, an eine spezielle Ernährung, um gesund zu altern, an zeitlicher und finanzieller Zuwendung im Falle einer Erkrankung. 

Aufklärung vor der Anschaffung soll zudem Spontankäufe verhindern; schillernde Exoten sind oft für wenig Geld zu haben. Nur wer den täglichen Aufwand abschätzen lernt, kann Verantwortung auf Lebenszeit übernehmen. 

Der Kursbesuch muss bei der Meldung von Gecko, Ara & Co. beim Wiener Veterinäramt (MA 60) belegt werden. Die anderen Bundesländer sollen kommendes Jahr mit einem einschlägigen Sachkundenachweis nachziehen. 

Wildtiere müssen bei der Behörde gemeldet werden

Meldepflicht für Wildtiere aller Art besteht schon jetzt in ganz Österreich.

„Es ist erschreckend, dass nach mehr als zwei Jahren immer noch viele nichts vom vorgeschriebenen Sachkundenachweis für Exoten gehört haben“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Seit Anfang 2023 müssen Privatpersonen in Wien einen Kurs absolvieren, wenn sie Reptilien, Amphibien oder bestimmte Papageienvögel halten wollen. 

In mindestens vier Stunden lernen künftige Besitzer, was für die artgemäße Pflege und Sicherheit ihrer Schützlinge notwendig ist. Darüber hinaus informieren autorisierte Kursanbieter über die rechtlichen Bestimmungen. Aktuelle Kosten in Wien: 40 Euro.

„Beim Hundeführschein gibt es derzeit keine österreichweite Regelung“, bedauert der Zoodoc. Erst ab 1. Juli 2026 soll derselbe Sachkundenachweis für alle Hundehalter zwischen Boden- und Neusiedler See gelten. 

Mit der Novelle des Tierschutzgesetzes ist dann eine einheitliche Theorie- und Praxisausbildung vorgeschrieben – unabhängig von der Hunderasse; für alle Hundeführer ab 16 Jahren, die ab diesem Stichtag einen Vierbeiner in Österreich erwerben. 

Laut Parlamentskorrespondenz soll damit sichergestellt werden, „dass es zu keinen unüberlegten Anschaffungen kommt und der Halter bzw. die Halterin sich seriös und unter fachlicher Anleitung mit den Bedürfnissen des Tieres auseinandersetzt“. Im Moment variieren die rechtlichen Vorgaben noch je Bundesland.

„Die Vereinheitlichung ist ein Meilenstein, aber auch andere Tierarten brauchen mehr Aufmerksamkeit“, plädiert Reitl für eine Ausweitung der Sachkundenachweise. Wohnungskatzen, Kaninchen und Nagern etwa eben „völlig hinter verschlossenen Türen, da passiert sehr viel Leid“. Außenstehende haben keinen Einblick, wie liebevoll und kompetent die Vierbeiner umsorgt werden.

Der KURIER-Tiercoach schließt: „Wir sollten nicht nur bei Lebensmitteln auf das Tierwohl achten, sondern auch bei allen Haustieren, die unter unserem Schutz stehen.“

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