Haustiere: Was Sachkundenachweise wie der Hundeführschein bringen

Ein Münsterländer hat andere Bedürfnisse als ein Chihuahua.
Wer die Bedürfnisse eines Vierbeiners kennt, schützt Tier und Mensch. Was das Fachwissen noch bringt.

Von American Staffordshire Terrier über Rottweiler bis zum Tosa Inu: Wiener Hundehalter kennen den verpflichtenden Sachkundenachweis für zwölf Rasse(mischlings)hunde seit 13 Jahren. In Vorarlberg muss in diesen Fällen ebenfalls Kontakt mit den Behörden aufgenommen werden. In Tirol, dem Burgenland und Kärnten dagegen gibt es von offizieller Stelle keine speziellen Voraussetzungen, die Besitzer von Hunden erfüllen müssen. In der Steiermark, in Oberösterreich und Salzburg wiederum müssen Hundehalter aller Rassen grundsätzlich ihre Sachkunde nachweisen. Das gilt nun auch in Niederösterreich. Hier tritt nun 1. Juni 2023 eine Verordnung in Kraft, die den „Hundeführschein“ für alle neu angeschafften Vierbeiner vorsieht. Bei potenziell gefährlichen bzw. auffälligen Tieren ist der Prüfungsstoff umfangreicher.

KURIER-Tiercoach Katharina Reitl hält Sachkundenachweise, wie es sie seit Jahresbeginn auch für Reptilien und Vögel gibt, für „sehr sinnvoll. Denn Wissen schützt Tiere und Menschen“. Die Expertin erklärt, was bei Gesetzesänderungen grundsätzlich beachtet werden muss und - in Bezug auf den Führschein - warum der Besuch einer Hundeschule niemals Zeitverschwendung ist.

Mensch-Tier-Bedürfnisse abstimmen

„Egal ob in Wien, Niederösterreich oder anderswo: Wer sich ein Haustier zulegen will, sollte sich rechtzeitig über geltende Rechte und Pflichten informieren“, sagt der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Müssen sich bereits potenzielle Halter intensiv mit den Anforderungen von Hund, Katze & Co befassen, stellen sie unter Umständen fest, dass eine andere Rasse besser zu ihnen passt; ein Münsterländer mit ausgeprägtem Jagdtrieb eignet sich nicht zum Stubenhocken, ein Malteser ist mehr Gesellschaftstiger denn Leistungssportler. Eventuell wird in den Vorab-Überlegungen klar, dass eine andere Haustierart eher mit dem eigenen Alltag kompatibel ist – dass sich etwa Schildkröte oder Fische besser ins Familienleben fügen als ein Felltier.

Abkühlphase

„Ein Sachkundenachweis ist kein großer Zeitaufwand und kostet nicht so viel“, sagt die Expertin. Der Nutzen dagegen ist hoch. Die Organisation von Hundeführschein-Kurs und Prüfung verhindern Spontankäufe. Sie sind Abkühlphase, wenn Welpen im Sturm das Herz erobern. Die Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen und dem finanziellen Aufwand im Vorfeld macht aber auch bei wohlüberlegten Entscheidungen einmal mehr bewusst, wie lange ein neues Familienmitglied zeitlich bindet. Gesunde Hunde leben rund 15 Jahre, Katzen werden bis zu 18 Jahre alt, Chinchillas bringen es bis auf zehn Jahre. Die Verantwortung für Hamster währt kürzer als sie für Papageien zu tragen ist. Kleine Hunderassen werden in der Regel älter als große.

Größe ist nicht entscheidend

„Alles, was mit Zwang erfolgt, ist schwierig. Aber leider funktioniert es offenbar auf freiwilliger Basis nicht“, bedauert Reitl. Ausbildungsangebote in örtlichen Hundeschulen sind meist vorhanden. Nicht alle unerfahrenen Halter machen davon Gebrauch. Dabei sollten selbst Besitzer von so genannten Schoßhündchen Kurse belegen. „Hund ist Hund, die Größe macht nicht den Unterschied. Es ist ein Lebewesen, das seinen individuellen Bedürfnissen entsprechend gefördert und geführt werden will.“

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