"Es ist traurig": Was die Briten zu Harrys Skandal-Bio sagen

"Es ist traurig": Was die Briten zu Harrys Skandal-Bio sagen
Im royalen Städtchen Windsor gehen die Meinungen über die Skandalbiografie auseinander.

Peter McDonald lacht. „Also ich glaube, man müsste hinterm Mond leben, um nichts von dem Buch zu wissen“, sagt der gebürtige Schotte, als ihn der KURIER auf der Promenade vor Schloss Windsor trifft.

Er meint natürlich jenes Sachbuch, für das englische Buchläden teilweise um Mitternacht geöffnet wurden: Prinz Harrys Autobiografie hat weltweit für Aufruhr gesorgt, doch wie denkt man im royalen Windsor darüber?

Während in den Souvenirshops rund um das Schloss weiterhin das Konterfei von Königin Elizabeth auf Tassen und Keksdosen feilgeboten wird, das Porträt von König Charles auf Geschirrtüchern im Wind weht und Papiermasken von Kate und William auf Plastikständern stecken, haben die Buchläden nur ein Thema: Gleich in allen vier Schaufenstern der WHSmith-Filiale (britische Buchhandelskette) prangen Poster mit Prinz Harry.

Und vor dem Schaufenster der Waterstones-Zweigstelle bilden sich immer wieder Trauben interessierter Touristen, die Fotos machen.

„Wir lieben Harry“, sagt Rebecca Moran, die mit ihren Töchtern unterwegs ist. „Ich finde es großartig, dass er sich mit dem Buch eine Stimme gibt. Es ist unglaublich, wie seine Familie mit ihm umgeht.“ Ihre Töchter nicken. „Meghan ist ja auch so cool“, ergänzt eine Tochter euphorisch. Viele sind zurückhaltender oder skeptischer.

„Es ist traurig“, findet McDonald. „Traurig für ihn, traurig für die Familie.“ Die Britin Sue Trainer nickt: „In Wahrheit sind beide Buben (William und Harry) Opfer. Der Unterschied ist, dass sich einer in seiner Opferrolle zu suhlen scheint.“

Andrew Miller steht um die Mittagszeit im Buchgeschäft umgeben von kartonierten Aufstellern, die einzig mit Harrys Biografie gefüllt sind. „Ich finde, er hätte das nicht schreiben sollen. Man wäscht seine Schmutzwäsche nicht vor anderen Leuten. Und sein Kommentar über die Todesbilanz während seiner Armee-Zeit ist geschmacklos und beleidigend.“ Miller erzählt, dass es für Meghan und Harry eine unvergleichbare Begeisterung gab. „Zu ihrer Hochzeit konnte man sich hier keinen Zentimeter bewegen. Bei Prinz Edwards Hochzeit war auch etwas los. Aber es war kein Vergleich zu Harry und Meghan.“

Viele Fans dürften außerhalb von Windsor leben. Beim Lokalaugenschein werden zwar viele Blicke, aber kein Griff zum Buch gesichtet. Die Verkäuferin verrät, dass sie an diesem Tag zehn Exemplare verkauft hat. Am Erscheinungstag waren es 31. „Ich hätte mir mehr erwartet.“

Aus London A.-M. Bauer

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