Was Harry macht, hat Familientradition - nur ist es gewinnbringender
"Niemand hätte mich darauf vorbereiten können, dass der Duke of Sussex einmal das Wort ,Peniswärmer’ verwendet – und dass das Sinn ergibt“, sagt Stephen Colbert. Prince Harry sitzt dem TV-Comedian in dessen Talkshow gegenüber, er schmunzelt. Er hat gerade erzählt, dass er sich einst bei einer Nordpolexpedition Frostbeulen am royalen Penis holte.
Psychohygiene
Ob das der Tiefpunkt in der Serie abgründiger Einblicke in Harrys Leben war, bleibt abzuwarten. Neu ist diese Art der Selbstinszenierung samt öffentlicher Psychohygiene jedenfalls nicht: Viele Royals vor ihm haben sich in TV-Studios und halbautorisierten Biografien öffentlich mitgeteilt – auch seine Eltern.
König Charles ließ sich Mitte der 1990er zwei Jahre lang von Kameras begleiten, um sein Image aufzupolieren. Das schlug fehl: Nachdem er emotionslos bestätigt hatte, seine Frau Diana betrogen zu haben („Das war das Letzte, was ich wollte“), sprachen ihm zwei Drittel der Briten die Eignung als König ab. Diana selbst rächte sich ein Jahr später mit ihrem ikonischen Auftritt in der BBC: Dort sprach sie von ihrer Bulimie, Camillas Rolle in ihrer Ehe („es gab dadurch etwas Gedränge“) und ihrer Affäre mit James Hewitt, Harrys angeblich echtem Vater.
Millionen in Harrys und Meghans Stiftung
Harrys Selbstvermarktung ist allerdings deutlich lukrativer als jene seiner Vorgänger. Seine Memoiren verkauften sich in Großbritannien allein am Dienstag 400.000 Mal, damit ist „Spare“ das am schnellsten verkaufte Sachbuch aller Zeiten. Er soll dafür einen 10-Millionen-Dollar-Vorschuss kassiert haben, zudem hat er mit dem Verlagshaus Penguin Random House einen Vertrag über zwei bis drei weitere Bücher abgeschlossen – das bringt ihm angeblich weitere 30 bis 40 Millionen. Die mitteilsame Netflix-Doku, die Harry mit seiner Frau Meghan über seine genau für diese Zwecke gegründete Archewell Foundation mitproduzierte, spülte dem Paar zusätzlich 100 Millionen Dollar in die Kasse.
Was die Sympathien der Öffentlichkeit angeht, tritt Harry aber eher in die Fußstapfen seines Vaters als in jene Dianas. Ihre Beliebtheitswerte wuchsen nach den TV-Enthüllungen 1995 massiv, freilich zu Lasten jener der anderen Royals. Bei Harry ist es umgekehrt: Er hatte sein Popularitäts-Allzeit-Hoch im Jahr 2017 – kurz vor seiner Hochzeit lag der Wert bei plus 70. Jetzt, nach Bekanntwerden erster Details aus seinen Memoiren, sank sein Standing auf das Rekordtief von minus 38. Unterboten wird Harry dabei nur von einem Mitglied der Royal Family: seiner Frau Meghan.
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