"Pandemüde": Eh schon alles wurscht?

"Pandemüde": Eh schon alles wurscht?
Zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie und inmitten der bisher heftigsten Phase lavieren viele Menschen zwischen Panikmodus und innerer Resignation. Was Omikron mit unserer Psyche macht.

"Ich bin raus" verkündete der deutsche Kolumnist Jan Fleischhauer dieser Tage auf seinem Twitter-Profil. Als dreifach Geimpfter, der sich monatelang an alle Corona-Maßnahmen gehalten habe, sei er "nicht mehr bereit, den Panikmodus mitzumachen".

Das provokant formulierte Posting traf einen Nerv in den sozialen Medien. Horror-Prognosen von bis zu 30.000 Neuinfektionen und Aussagen wie von US-Virologe Fauci, wonach sich ohnehin "fast jeder" – geimpft oder nicht – mit der Omikron-Variante infizieren werde, befeuern die grassierende "Pandemüdigkeit" (eine virale Wortkreation aus Pandemie und Müdigkeit). Die Stimmung schwankt zwischen "eh schon alles egal, ich werde mich sowieso anstecken" und freiwilliger Selbstisolation jener Menschen, denen die aktualisierten Regierungsmaßnahmen nicht weit genug gehen. Dass das Gesundheitsministerium die Strategie der "Durchseuchung" entschlossen dementierte, kam für viele zu spät.

Was macht die neueste, vielleicht intensivste Corona-Phase mit uns – zwei Jahre, nachdem die Pandemie ihren Lauf nahm? "Es ist normal und verständlich, dass sich bei vielen nach so langer Zeit eine Art Wurschtigkeit einstellt", sagt der Gesundheitspsychologe Georg Hafner. "Menschen sind Gewohnheitstiere und manchmal gewöhnen wir uns an Situationen, die ein Abstumpfen befördern. Das hat Vor- und Nachteile."

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