Ostern ohne Eskalation: So gelingt's

Ostern ohne Eskalation: So gelingt's
Beim Treffen mit den Verwandten fallen unangebrachte Kommentare? Eine Expertin erklärt, wie man damit umgeht.

Von Emily Kietsch

Die Familie kommt zusammen, es gibt einen feinen Osterbrunch, Eier werden gesucht, alles ist zumindest ein bisschen feierlich. Und plötzlich sagt diese eine Tante zu einem: „Du hast aber auch ein kleines Bäuchlein bekommen.“ Oder: „Du musst ordentlich essen, du siehst ganz blass aus.“

Unangenehme Kommentare von Verwandten hat wahrscheinlich jeder schon zu hören bekommen. Kurz stockt einem der Atem, Wut und Scham kommen hoch – wie am besten reagieren? „Das Problem ist, dass wir uns häufig besonders von der Familie sehr getriggert fühlen, weil es sich meistens um eine enge Beziehung handelt – da kommen eine Menge Emotionen zusammen“, sagt Elisa Franz, Rhetorik- und Kommunikationstrainerin.

Kurz durchatmen

Doch man könne Schlagfertigkeit und den Umgang mit spitzen Anmerkungen lernen. Kommt jemand mit einer provokanten Äußerung daher, empfiehlt Franz, nicht vorschnell zu reagieren. Die Expertin erklärt: „Schlagfertigkeit bedeutet nicht immer, direkt aus dem Affekt heraus etwas zu entgegnen, sondern souverän zu bleiben.“ Gerade an Feiertagen empfiehlt Franz, bedacht vorzugehen: „In der Regel ist die Familie dann ohnehin emotionaler, es gibt Alkohol – das Risiko ist größer, dass Gespräche schneller eskalieren.“

Um auf blöde Sprüche richtig zu reagieren, haben wir mehrere Optionen. Wir könnten versuchen, das Gesagte zu ignorieren, sagt Franz. Das funktioniere gut bei Aussagen wie: „Früher haben wir das anders oder besser gemacht.“ Um sich aus negativen Emotionen herauszuholen, sei es ratsam, eine Tätigkeit vorzuschieben. Die Rhetoriktrainerin nennt ein Beispiel: „Ich könnte sagen, ich muss mal eben etwas aus der Küche oder aus dem Auto holen.“ So habe man die Möglichkeit, das Gespräch souverän zu beenden.

Natürlich ist es auch ratsam, Grenzen zu setzen. Die Expertin empfiehlt, in Ich-Botschaften zu sprechen: „Mir wird das gerade zu viel, und ich merke, ich bin von deiner Äußerung verletzt oder überfordert.“ Darauf ließe sich schwer etwas entgegnen. 

Was auch immer gut funktioniere: Das Thema beim anderen lassen, indem man entgegnet: „Okay, das ist deine Meinung.“ Sicherlich kann man auch mit etwas Gemeinem zurückschießen – schließlich hat die andere Person vermutlich den Spruch gemacht, weil sie sich irgendeinen Befriedungsmoment davon erhofft. „Das Spiel müssen wir nicht mitspielen“, warnt Franz allerdings. Stattdessen hat die Expertin einen weiteren Tipp: „Bei Schlagfertigkeit geht es vor allem um den Überraschungsmoment beim Gegenüber. Den erzielen wir, wenn wir das Gesagte in etwas Positives umdeuten.“

Positiv kontern

Positives Umdeuten muss Franz zufolge nicht immer wahrheitsgetreu sein – Hauptsache, es verschlägt der anderen Person den Atem. Dafür nimmt man das, was als Beleidigung gesagt wurde – und macht es zu einem Kompliment.

Wenn die Schwiegermutter herummäkelt, es wäre irgendwas nicht so perfekt wie bei ihr, kann man entgegen: „Wenn du damit ausdrücken willst, dass ich es anders mache als früher, ja, das war meine Absicht.“ Werde etwa von der Oma die Figur kommentiert, schlägt die Expertin folgenden positiven Konter vor: „Wenn du damit meinst, dass ich mich gesund halte und nicht mehr jede Erkältung mitnehme, dann ja, danke dir.“ Oder: „Wenn du damit meinst, dass ich mir nicht mehr so den Kopf um Kalorien mache – dann ja, mir geht es viel besser!“

Wenn Kommentare fallen, die einen selbst oder den Partner getroffen haben, braucht es laut Franz ein klärendes Gespräch darüber, was verletzt hat. An den Feiertagen kann das aber überfordernd sein. „Ich empfehle in solchen Situationen, im Nachhinein noch einmal das Gespräch zu suchen.“

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