Koriander-Duft: Diese Seife spaltet die Netz-Gemeinde

Koriander-Duft: Diese Seife spaltet die Netz-Gemeinde
Eine US-amerikanische Schnellrestaurantkette provoziert mit ihrem neuen Produkt im Internet emotionale Reaktionen.

Die einen lieben ihn, die anderen nehmen schon beim Anblick des Küchenkrauts Reißaus: Die Rede ist von Koriander. Aus den Küchen Asiens und Mexiko ist die langstielige Pflanzenart jedenfalls nicht wegzudenken.

Chipotle, eine US-amerikanische Fast-Food-Kette, die sich auf mexikanisches Essen spezialisiert hat, nutzt das polarisierende Kraut nun zu Marketingzwecken. Anfang Dezember stellte man auf Social Media eine Koriander-Seife vor. Kostenpunkt: umgerechnet etwas mehr als 7 Euro.

Die Produktidee dürfte auf einer Aussage fußen, mit der die Koriander-Abscheu oftmals begründet wird: Manche Menschen erinnert der Geschmack der Gewürzpflanze nämlich an Seife.

Im Sommer hatte Chipotle noch scherzhaft ein Bild von Koriander-Seife auf den sozialen Netzwerken geteilt. Weil das Posting derart viele Reaktionen hervorrief, entschloss man sich offenbar dazu, mit der Seife in Produktion zu gehen. Laut Chris Brandt, Chief Marketing Officer bei Chipotle, liegt man mit der Verwandlung von "digitalen Momenten in echte Erlebnisse" im Trend, wie er gegenüber CNN erklärte.

Mit der sonderbaren Seife hat Chipotle ein Marketing-Hit gelandet: Wie CNN berichtet, war das Hygieneprodukt binnen weniger Tage ausverkauft. Derzeit ist es auf der Website von Chipotle nicht mehr abrufbar.

Auf Twitter reichen die Reaktionen von Unglauben über Unverständnis bis hin zu Begeisterung. "Koriander ist ekelhaft", postet ein User. "Ich musste mich gerade übergeben", bekundet ein anderer. "Das brauche ich als Weihnachtsgeschenk", schreibt ein weiterer Nutzer.

Koriander-Gen

Die Koriander-Debatte ist auch für die Wissenschaft interessant. Einer Studie aus dem Jahr 2012 zufolge, die im Fachblatt Flavour veröffentlicht wurde, schmeckt Koriander für rund 17 Prozent der europäischen Bevölkerung nach Seife.

Verantwortlich dafür sind laut einer weiteren Studie, die im selben Jahr erschien, die Gene. Durchgeführt wurde die Untersuchung vom US-amerikanischen Biotech-Unternehmen 23andMe, das kommerzielle Gen-Tests anbietet. "Diese Ergebnisse bestätigen, dass es eine genetische Komponente bei der Geschmackswahrnehmung von Koriander gibt, und deuten darauf hin, dass die Abneigung gegen Koriander möglicherweise auf genetische Varianten der Geruchsrezeptoren zurückzuführen ist", schlussfolgern die Wissenschafterinnen und Wissenschafter in ihrer Arbeit. Konkret könnte das Gen "OR6A2" dazu beitragen, dass Koriander in der europäischen Population als seifig wahrgenommen wird.

Ist die Abneigung gegen die grünen Blätter also allein auf die Gene zurückzuführen? Die Erkenntnisse sind umstritten. "OR6A2" beinhaltet tatsächlich den Bauplan für einen Geruchsrezeptor. Der könnte wiederum spezielle Aldehyde im Koriander erkennen, die mit dem "seifigen Aroma" in Verbindung gebracht werden.

Das große Problem in der Riechforschung: Bei weniger als 20 Prozent der etwa 400 menschlichen Riechrezeptoren ist nachgewiesen, welcher Duft welchen Rezeptor aktiviert. "Es gibt keine Daten dazu, mit welchem Duft man Rezeptor OR6A2 aktivieren kann, also auch nicht ob mit Aldehyden", betonte der Biologe und Mediziner Hanns Hatt dazu dem Magazin Quarks kürzlich in einem Interview.

Geschmacksgefühl

Was dem Menschen schmeckt und was nicht, hat außerdem viel mit Gewöhnung und Emotionen zu tun. "Ausschlaggebend ist, in welchen Gefühlszuständen wir mit gewissen Lebensmitteln zum ersten Mal in Kontakt kommen", erklärte Jürgen König, Leiter des Departments für Ernährungswissenschaften der Universität Wien, in einem früheren KURIER-Interview.

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