Hoher Marktwert
Der Hauptgrund ist wenig überraschend, erläutert der Hamburger Medienpsychologe Jo Groebel: „Gerade unerwartete Persönlichkeiten wie Politiker haben einen hohen Marktwert und können dementsprechend hohe Gagen verlangen.“ Farage soll ein Honorar von bis zu einer Million Pfund (etwa 1,14 Millionen Euro) erhalten – mehr als doppelt so viel wie der ehemalige britische Minister Matt Hancock, der vergangenes Jahr um den Titel „Dschungelkönig“ kämpfte (und drei Prozent davon spendete).
Später gab Hancock an, er wollte in der reichweitenstarken Show auf die Leseschwäche Legasthenie aufmerksam machen, mit der er selbst zu kämpfen habe. Was deutlich nobler klingt als „Ich brauchte das Geld“.
Bei manchen – auch Farage – drängt sich die Frage auf, ob sie während ihrer Polit-Karriere nicht schon genug Aufmerksamkeit erfuhren. „Mediale Präsenz kann zu einer Abhängigkeit führen. Extrovertierte Typen brauchen diesen Zuspruch, das Erkanntwerden und Polarisieren“, erklärt Groebel.
Für Volksvertreter sei das kultige Fernseh-Camp eine seltene Gelegenheit, sich von ihrer einfühlsamen Seite zu zeigen und erlittene Imageschäden zu korrigieren. Ein Polit-Comeback nach der Sendung sei aber unwahrscheinlich, sagt Groebel – „solange unsere Gesellschaft noch nicht komplett ,durchgetrasht’ ist, ist das Risiko, dass peinliche Bilder entstehen, einfach zu groß“. Apropos: Ob er auch in einem Austro-Politiker Dschungelpotenzial erkennt? „Den Strache“, sagt der Psychologe, „könnte ich mir da schon ganz gut vorstellen.“
Politiker und Politikerinnen im Dschungel
Günther Krause, Bundesverkehrsminister a. D.
Der CDU-Politiker wollte weder Geld noch Popularität, sondern am Lagerfeuer Lösungen für die Klimakrise diskutieren. Dazu kam es nicht: Aus gesundheitlichen Gründen musste Krause das Camp nach einem Tag wieder verlassen. Bis dato ist er der einzige deutsche Politiker, der sich in den Dschungel traute.
Nadine Dorries, Ex-Kulturministerin
Sie war die erste Abgeordnete, die am britischen TV-Format
teilnahm, und weigerte sich noch dazu, ihre Gage offenzulegen. Ein Skandal. Im australischen Dschungel machte die Konservative Bekanntschaft mit Straußen-Anus und Kamelfüßen. Nach zwölf Tagen war Dorries dennoch die Erste, die gehen musste.
Kezia Dugdale, Ex-Parteivorsitzende
Kurz nach ihrem Rücktritt als Vorsitzende der schottischen Labour Party zog die damals 36-Jährige (mit Johnson, siehe unten) in den Dschungel. Sie wollte das Vorurteil widerlegen, dass alle Politiker „alt, weiß, männlich und farblos“ sind. Ihre Teilnahme führte parteiintern zu heftigen Kontroversen.
Matt Hancock, Ex-Gesundheitsminister
Er fiel in Ungnade, weil er während des Lockdowns, den er selbst verhängt hatte, eine Mitarbeiterin küsste. Ein Jahr später wurde er aus der konservativen Fraktion ausgeschlossen, weil er ins Dschungelcamp ging. Dort aß er Kamelpenis und Kuh-Anus. Und erreichte am Ende den ziemlich guten dritten Platz.
Stanley Johnson, Ex-EU-Politiker, Vater
Mit 82 Jahren war Johnson 2017 der älteste Kandidat der Dschungel-Geschichte. Der Vater des Ex-Premierministers Boris Johnson wurde Siebenter – und blieb vor allem durch seine ungewöhnliche Camp-Freundschaft mit dem jungen TV-Sternchen Georgia Toffolo in Erinnerung.
Edwina Currie, Ex-Gesundheitsministerin
Die Tory-Politikerin erklärte ganz offen, warum sie bei „I’m a Celebrity ...“ mitmachte: wegen des Geldes. Die 100.000 Pfund seien aber viel zu wenig gewesen, sagte Currie, die unter Thatcher Ministerin gewesen war: „Wenn man Käfer wirklich nicht mag, ist es das nicht wert“.
Kommentare