Krishma Ayoubi, gerade einmal 14 Jahre alt, hat von diesem Angebot der privaten Initiative sichtlich profitiert: Sie war das einzige Mädchen, das sich vor einem Jahr zum Fußball angemeldet hat. Sie wurde anfangs von den Burschen belächelt: „Du bist sehr klein, dazu ein Mädchen mit Kopftuch“, zitiert sie nach ihrem Torschuss, was sie sich zunächst von einigen halbstarken Mitspielern anhören musste.
„Bei uns“, sagt Caroline Loudon von der Hobby Lobby, „können alle Kids, die mittun, ihre Talente entdecken und Selbstvertrauen tanken“. Die junge Akademikerin hat zuvor zwei Jahre lang für die Bildungsinitiative Teach for Austria gearbeitet. Heute steht sie an der Seitenlinie.
Mit Genugtuung beobachtet sie von hier den Erfolgslauf der 14-Jährigen mit dem schwarzen Kopftuch und der ebenso selbstbewusst zur Schau getragenen rot-weiß-schwarzen Trainingsjacke ihres älteren Bruders.
Krishma Ayoubi wird im Spiel mit den Buben längst von allen akzeptiert. Nicht nur das: In diesem Schuljahr konnte die Viertklässlerin als rechte Hand des hier ehrenamtlich tätigen Trainers neue Kompetenzen erwerben. Ihr Auftreten auf dem Platz lässt bereits eine Pädagogin der nahen Zukunft erahnen. Nebenbei konnte sie andere Mädchen der Schule zum Fußballspielen animieren.
„In unserem Youth Leader Programm lernen wir jungen Leuten, selbst Verantwortung zu übernehmen“, erläutert Caroline Loudon, die das Programm leitet. 14 Schüler sind derzeit als Co-Kursleiter im Einsatz. „Alle haben sie punkto Selbstsicherheit und Fähigkeiten, Konflikte zu lösen, schon große Sprünge gemacht.“
Das Spektrum der angebotenen Hobbys in der Lobby ist breit gestreut: Fußball und Kick-Boxen sind an allen Standorten (neben Favoriten Simmering, Ottakring und die Brigittenau) sehr beliebt. Es gibt aber auch Spanisch-und Französisch-Kurse, dazu Comic-Zeichnen-Workshops und einiges mehr. Das Angebot richtet sich in jedem Schulsemester jeweils nach den Interessen der ehrenamtlich aktiven Kursleiter, die immer wieder wechseln. Zur Zeit sind 65 aktiv.
Nach dem Training stellt die talentierte Schülerin mit einigem Stolz fest: „Ich habe schon früher gerne mit meinen Brüdern Fußball gespielt. Aber dass ich es so gut kann, das habe ich eigentlich erst hier feststellen können.“
Aufgeben war für sie nie eine Option, betont sie. „Du musst auf deine Träume, dein Herz hören. Und du darfst dich auch nicht von den Zurufen anderer beirren lassen.“ Viel schöner hätten es wohl die hoch dotierten Marketingprofis des Weltfußballverbands (FIFA) auch nicht formulieren können.
Bei Krishma, der Wiener Schülerin, klingt ihr Motto nicht auswendig gelernt. Sie hat im Alter von sieben Jahren ihre Heimat Afghanistan verlassen müssen und war seither nie mehr dort. Nicht nur wegen des Kriegs, auch, weil es für Mädchen wie sie keine Perspektiven gibt.
„Sie ist eine ruhige, aber in sich ruhende Persönlichkeit“, freut sich Programmleiterin Loudon. Erklärter Fan des Fußball-Talents und der Hobby Lobby ist aber auch die Direktorin der Mittelschule in der Quellenstraße 144. Petra Schwarz hat früh erkannt, dass das Zusatz-Angebot für ihre Lehrer und ihre Schüler „eine Bereicherung“ ist.
In eigenen Workshops am Wochenende lernen Krishma und die anderen jungen Co-Kursleiter, wie sie selbst eine Kurseinheit konzipieren und Kinder begeistern können. Im Sommer steht noch ein Sommerpraktikum in einem der Partnerunternehmen auf dem Programm.
Die Schülerin, die mit dem Fußball tanzt, wechselt dann in eine Handelsschule, strebt danach die Matura und ein Studium an. Das wird sie benötigen, denn sie will ihr Talent nützen: „Ich wäre eine gute Lehrerin.“
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