Das Herz als Sinnbild - für Liebe, Leidenschaft und Sehnsucht

Das Herz als Sinnbild - für Liebe, Leidenschaft und Sehnsucht
Kulturgeschichte des Herzens vom Bildnis zum Emoji: Wofür das Symbol wirklich steht.

"Love u“, gerne auch „LiDi“ (für „Lieb Dich“) oder HDL (für „Hab Dich lieb“) in rasch und sehnsüchtig getippten Handy-Botschaften: So schaut’s aus, in Zeiten digitalisierter Romantik. Heute schickt Amor seine Pfeile via Messaging – da muss keiner mehr seine Leidenschaft hinauszögern. Wozu harren und hoffen? Alles kann raus. Jetzt. Sofort.

Wir erleben eine Sehnsuchts-Ejaculatio-praecox – sehr schnelles, oft vorschnelles Kommen (mitunter auch schnelles Gehen) von Begierden und Sehnsüchten, manchmal schlicht aus einer momentanen Laune heraus. Aus dem Büro, Supermarkt, vom Strand oder spätnachts mit Herzklopfen dem/der Geliebten übermittelt. Weil’s verbindet und die Ekstase am Leben erhält. Liebesbriefe auf Bütte? Warten auf Wonneworte aus Tinte? Eine Rarität und eher etwas fürs Museum. Dafür gibt’s heute WhatsApps oder Emails als Schätze, die niemals vergilben. Aber was wäre dieses von Tempo geprägte Tête-à-Tête der Liebesbotschaften im Namen der Passion ohne all die schönen Emojis? Halb so anschaulich. Also hat mittlerweile jeder die Chiffren der Begierden drauf: das Smiley mit ausgestreckter Zunge als frivoles Symbol für Oralsex, das „Teufelchen“ als „Ich-wäre-jetzt-gerade-geil“-Botschaft oder die „roten High Heels“ für irgendeine Sünde, wurscht welche. Hauptsache: verboten, arg, geil. Schließlich das Herz. Rot. Pochend. Stark. Für die ganz großen Gefühle. Intensiv und drängend. Wer das Herz tippt, will was, meint was. Nix, das man einem Tinder-Date akut nach dem ersten Mal aufdrängen sollte. Fluchtgefahr! Und trotzdem schwingt beim Herz auch Frivol-Sinnliches mit, nicht nur die Idee eines „für immer Dein“.

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