Er lernte das Handwerk nach dem Jus-Studium von seiner Mutter, ehe er den Ecowin-Verlag gründete.
„Mich haben immer die Menschen hinter den Büchern interessiert“, so Steiner. Umso schmerzhafter war es für ihn, täglich zwei, drei Angebote abzulehnen. „Da waren so viele schöne Geschichten, die wir alle nicht veröffentlichen konnten.“
Rund eine Million Menschen können von sich behaupten, ein Buch geschrieben zu haben. Das sind nur 0,013 Prozent der Weltbevölkerung. Der Verleger offeriert nun den anderen 99,987 Prozent: „Veröffentlichen Sie Ihre Kurzgeschichten auf meinem Portal story.one – und ich helfe Ihnen dann, Ihr eigenes Buch zu veröffentlichen.“
In der Buchhandlung in der Seestadt Aspern stößt das Jeder-schreibt-sein-Buch-Konzept durchaus auf Gegenliebe. Johannes Kößler, Geschäftsführer der „Seeseiten“, erklärt spontan: „Es gibt zahllose Geschichten, die in uns, in unseren Eltern, Großeltern, Freunden und Bekannten versteckt sind und die nur darauf warten, ans Licht geholt zu werden.“
Eine Verlagsplattform, die hilft, private Geschichten mithilfe ihres handwerklichen Wissens zu veröffentlichen und in die Buchhandlungen zu bringen, ist für Johannes Kößler „ein echtes Geschenk“.
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Sie schreibt über ihren Großvater
Ihr Großvater hat seine Frau und seine vier Töchter im Februar 1946 in einer mutigen Nacht-und-Nebelaktion aus einem Vernichtungslager in der Vojvodina (heute auf dem Staatsgebiet der Republik Serbien) befreit.
Seit zwei Jahren schon will Christa Cermak die facettenreiche Geschichte ihrer Familie als Buch veröffentlichen. Doch zum einen hatte die viel beschäftigte Mitarbeiterin in der Atomenergie-Behörde der Vereinten Nationen lange nicht die Zeit dazu, zum anderen fehlte ihr auch das nötige Selbstvertrauen.
Jetzt darf Christa Cermak in einem Atemzug mit dem legendären Journalisten und Autor Hugo Portisch genannt werden. Der hat story.one ebenso eine berührende Geschichte (von einer Autofahrt durch Südtirol) geschenkt.
Auch Cermaks Beiträge, bisher neun an der Zahl, sind ein Gewinn für alle, die gerne lesen. Sie schreibt zunächst mit der Hand, überträgt ihre Notizen in einem zweiten Arbeitsschritt dann in ihren Laptop. Lustig ist ihre Erzählung mit dem Titel „Manche mögen’s nicht so heiß“, in der sie beschreibt, wie ihre Mutter im Winter irrtümlich in den schneebedeckten Wagen eines fremden Mannes eingestiegen ist, was diesem und auch ihr einigen Erklärungsbedarf bescherte.
„Ich liebe es, spielerisch aus Sprache Geschichten zu machen“, sagt die Dolmetscherin über eine ihrer Leidenschaften, an der sie jetzt auch andere teilhaben lässt.
Sie schreibt über ihren Vater
Ihr Vater war einer der ersten Gastarbeiter in Wien. Er, der in der schönen anatolischen Großstadt Kayseri aufgewachsen ist, folgte der offiziellen Einladung, in Österreich zu arbeiten. Die Geschichten, die Ümit Mares-Altinok über den Vater und die „Familie mit Migrationshintergrund“ in ihren Laptop tippt, stimmen nicht traurig, und auch nicht kulturpessimistisch.
Ganz im Gegenteil. Die sprachaffine Migrationsmanagerin und Kulturdolmetscherin, die in ihrer Kindheit „alle Wiener Arbeiterbezirke“ durchwohnt hat, um am Ende im politisch umkämpften Simmering zu landen, formuliert gerne mit einem Augenzwinkern.
Köstlich die Geschichte über ihre ersten kommunikativen Versuche mit Franzosen: „Je suis Ümit“, stellte sie sich diesen weltgewandt vor, und erntete dafür Lacher oder Empörung, weil die Franzosen „Je suis humide“ (deutsch: „Ich bin feucht“) verstanden haben.
Meistens schreibt die gut ausgelastete Freiberuflerin spätabends in ihrem Esszimmer. „Wenn die Kinder schon im Bett sind.“
Gleich die erste Kurzgeschichte, die sie am digitalen Lagerfeuer der neuen Story-Plattform hochgeladen hat, trug ihr viel Lob ein. Lob beflügelt. Inzwischen hat Ümit Mares-Altinok fünf Geschichten veröffentlicht. Und einen roten Faden für ein Buch hat sie auch schon: „Ich schätze, meine Migrationsbiografie.“
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