Papier-Vaginen gegen Genitalverstümmelung

Papier-Vaginen gegen Genitalverstümmelung
Die Künstlerin Mandy Smith will mit dem Projekt "No More Cutting" Bewusstsein für die Praxis schaffen und zeigen, dass jede Vagina einzigartig ist.

Laut Schätzungen des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen sind weltweit rund 200 Millionen Frauen und Mädchen von Genitalverstümmelung betroffen. Die meisten von ihnen haben weder eine Entscheidungsfreiheit darüber, was mit ihren Körper passiert, noch kennen sie die Risiken dieser Praxis.

Die Künstlerin Mandy Smith, Leiterin des Papersmith Studios in Amsterdam, will mit dem Kunstprojekt "No More Cutting" Bewusstsein und einen offenen Diskurs für weibliche Genitalverstümmelung schaffen. Das erklärte Ziel ist es, die Praxis "noch innerhalb einer Generation" zu beenden.

Echte Vaginen als Vorlage

Gemeinsam mit den Künstlerinnen Oksana Valentelis und Kyla Elaine faltet Smith Vaginen aus weißem Papier, die alle unterschiedlich aussehen. Mittlerweile gibt es davon 81 Stück, die alle nach der Vorlage einer realen Vagina geschaffen wurden.

"Das Projekt soll die menschliche Diversität hervorheben, jedes einzigartige Genital wurde aus Papier handefertigt, um die Zerbrechlichkeit und die Schönheit eines jeden zu erfassen", heißt es auf der Website. Aus genau diesem Grund hat Smith, die schon länger mit Papier arbeitet, dieses Material für das Projekt gewählt.

Beispiele der Papier-Vaginen:

Papier-Vaginen gegen Genitalverstümmelung

Papier-Vaginen gegen Genitalverstümmelung

Papier-Vaginen gegen Genitalverstümmelung

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Wunsch nach Designer-Vagina

Seit Smith vor zehn Jahren für ein Uni-Projekt über weibliche Genitalverstümmelung recherchiert hat, ist sie an dem Thema dran geblieben. "Ich war total davon geschockt und es ist mir seitdem als etwas im Hinterkopf geblieben, für das ich Geld sammeln und Bewusstsein schaffen möchte", sagt Smith zum KURIER.

Hinzu kommt, dass Smith die steigende Zahl an Schamlippenkorrekturen in der westlichen Welt erschütternd findet. "Das ist ebenfalls etwas, das mich beschäftigt und das ich aus mehreren Gründen für besorgniserregend halte. Die Übersexualisierung junger Menschen führt dazu, dass sie ihren Körper als ein Objekt für ein bestimmtes Publikum empfinden, anstatt zu realisieren, dass sie komplett normal sind und selbstbewusst genug sind, das zu wissen", so Smith.

"No More Cutting" soll demnach auch eine Plattform sein, die Einzigartigkeit weiblicher Genitalien in ihrer natürlichen Form zu feiern.

1000 Papier-Vaginen geplant

Insgesamt sollen im Rahmen des Projekts 1000 dieser Papier-Vaginen entstehen, die nächstes Jahr bei Ausstellung präsentiert werden. "Es wäre großartig, wenn wir damit in nicht allzu ferner Zukunft einen Raum damit bedecken könnten. Wenn man sie dann alle nebeneinander betrachtet, versteht man die Idee von Diversität besser", so Smith.

Unterstützen kann man das Projekt "No More Cutting", in dem man eine handgefertigte Papiervagina-Brosche kauft, die Einnahmen gehen an die NGO Equality Now, die sich weltweit für Frauenrechte einsetzt. Frauen über 18 sind zudem dazu aufgerufen, anonym ein Foto von ihrer Vagina auf der Website des Projekts hochzuladen. Diese wird dann von Smith und ihrem Team aus Papier nachgebastelt.

Papier-Vaginen gegen Genitalverstümmelung

Information zur Genitalverstümmelung

Laut einem Bericht des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF vom Februar sind vor allem Mädchen in muslimischen Ländern West- und Nordafrikas von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Die Hälfte von ihnen lebt in Ägypten, Äthiopien und Indonesien. Die höchsten Raten werden in Somalia, Guinea und Dschibuti verzeichnet.

Lage in Österreich

Das Europäische Institut für Geschlechtergerechtigkeit (EIGE) geht in Österreich von rund 8000 betroffenen Frauen aus. Die weibliche Beschneidung ist hierzulande seit 2001 per Gesetzt verboten. Der Artikel 90 im Strafgesetzbuch ist seit 2012 auch extraterritorial anwendbar, das heißt auch im Ausland durchgeführte Beschneidungen von Mädchen und Frauen werden strafrechtlich verfolgt.

Bei der weiblichen Genitalverstümmelung werden die Klitoris (Klitoridektomie) oder die inneren Schamlippen (Vulvektomie) teilweise oder komplett entfernt. Bei der extremsten Form dieser Praxis (Infibulation) wird das gesamte äußere Genital entfernt und beide Seiten der Vulva zusammengenäht.

Lebenslang beeinträchtigt

Die Eingriffe werden meist ohne Narkose durchgeführt und können lebenslang gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Zu diesen gehören chronische Infektionen, starke Schmerzen beim Urinieren, der Menstruation, beim Sex bei der Geburt sowie ein psychisches Trauma. Zu Todesfällen aufgrund weiblicher Genitalverstümmelung gibt es keine offiziellen Zahlen.

>> Zur Website von "No More Cutting"

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