Geburtstag am 29. Februar? So feiern Schalttagskinder

Geburtstag am 29. Februar? So feiern Schalttagskinder
Sie haben nur alle vier Jahre sie Geburtstag - gefeiert wird trotzdem.
Von Uwe Mauch

5803 Menschen haben am Montag, den 29. Februar in Österreich Geburtstag. Das sind nur ein Fünftel so viele wie am folgenden Dienstag. Am 1. März dürfen sich 27.780 Menschen gratulieren lassen. Dazu haben die Zahlenjongleure der Statistik Austria ausgerechnet, dass die Wahrscheinlichkeit, in diesem Land an einem Schalttag geboren zu sein, bei 1 zu 1461 liegt.

Der 29. Februar ist in der Tat ein besonderer Tag. Ein Vermächtnis von Papst Gregor XIII. Der ordnete am 24. Februar 1582 in einer päpstlichen Bulle die Einführung von Schalttagen an. Damit sollte das Kalenderjahr mit seinen 365 Tagen auf längere Sicht dem Sonnenjahr angeglichen werden. Zur Erklärung: Das Sonnenjahr bestimmt die Jahreszeiten und währt etwas länger als 365 Tage.

Im Gregorianischen Kalender gelten alle durch 4 teilbaren Jahre als Schaltjahre, mit Ausnahme der Jahrhundertwenden, die nicht durch 400 teilbar sind, also zum Beispiel 1700, 1800, 1900.

So weit die Zahlen. Und nun zur Gefühlsebene jener, die am 29. Februar einen Jubeltag haben. Blöd die Konstellation: Endlich wieder ein 29. Februar – und dann ist es ein Montag. Doch die Schalttagskinder nehmen es, wie es ist. Sie haben gelernt, flexibel zu feiern.

Promi-Schaltjahrkinder

Am 29. Februar Geburtstag haben auch das deutsche TV-Sternchen Lena Gercke und der erfolgreiche Schweizer Schriftsteller Martin Suter. Gercke wurde 1988 geboren, Suter 1948. Für immer jung! Die beiden werden – mit Augenzwinkern – heuer sieben bzw. 17 Jahre alt. Ihr Geburtsdatum stört Frau Gercke nicht: "Ich kenne es ja nicht anders. Wenn ich nur alle vier Jahre hätte feiern dürfen, hätte ich das ziemlich ungerecht gefunden. Umso schöner wurde immer mein ,echter‘ Geburtstag am 29. Februar gefeiert." Die Blonde und der Denker sind übrigens die einzigen einigermaßen prominenten Schalttagskinder. Sieht man vielleicht noch vom deutschen Fußball-Profi Benedikt Höwedes ab (wurde am selben Tag wie Gercke geboren) und Dana Schweiger, der Ex-Frau des deutschen Schauspielers Til Schweiger.

Die historischen Suchmaschinen werfen dafür zwei echte Größen aus: am 29. 2. 1792 wurde in Pesaro der italienische Opernkomponist Gioachino Rossini geboren ("Der Barbier von Sevilla"; "Aschenputtel"; "Wilhelm Tell"), und am 29. 2. 1908 in Paris der derzeit in Wien ausgestellte und heftig diskutierte französische Maler Balthasar Kłossowski de Rola, besser bekannt als Balthus.

Geburtstag am 29. Februar? So feiern Schalttagskinder
Franz Hermann, 52, Chef der KURIER-Bildtechnik: „Das ist ja heute erst mein 13. Geburtstag. Ich habe mir freigenommen, um mit meiner Frau und meinem Sohn ein paar gemeinsame Stunden zu verbringen. Mein Sohn, der Fabian, hat übrigens am 1. Jänner Geburtstag. Er wurde 1995, am Tag des Beitritts Österreichs zur Europäischen Union, geboren. Persönlich ist mir mein Geburtstag nicht so wichtig. Ich will mich da auch nicht in den Vordergrund drängen. Daher sage ich meinen Leuten, die mir in Nicht-Schaltjahren am 28. Februar gratulieren möchten, dass sie zu früh dran sind. Und den anderen, dass sie meinen Geburtstag verpasst haben. Mit dem 29. Februar ist das etwas anders. Der beginnt in meinem Umfeld bereits nach Weihnachten ein Thema zu werden. Spätestens, wenn mich der Lagerhaus-Gerdschi in Pamhagen darauf anspricht, wird mir bewusst, dass ich an einem besonderen Tag Geburtstag habe. Was ich mir zum Geburtstag wünsche? Dass das, was die Menschen in diesem Land aufgebaut haben, noch lange Bestand hat. Ich bin jedenfalls dankbar, dass ich hier in Österreich geboren wurde.“
Geburtstag am 29. Februar? So feiern Schalttagskinder
Lisa Pfligl
Lisa Pfligl, 24, angehende Medizinerin: „Für mich ist der heutige Tag schon etwas Besonderes, ein runder Geburtstag sozusagen. Und dann ist es ein Montag! Daher bin ich mit meinem Freund auf Urlaub nach Teneriffa geflogen. Schade ist nur, dass die Mama heuer keinen Kuchen backen kann. Aber wir Schalttag-Geburtstagskinder müssen halt immer flexibel sein. Auch die sozialen Medien kennen sich bei uns nicht aus, manche von uns haben bei Facebook zwei Mal Geburtstag. Ich selbst bin eine Verfechterin des 1. März. Weil am 28. Februar war ich schlichtweg noch nicht auf der Welt. Aber ich nehme es niemandem in meiner Familie und von meinen Freunden übel, wenn er mir schon im Februar gratuliert. Ich freu’ mich über jeden Gratulanten. Immerhin bin ich ja im Februar geboren. Der 29. Februar ist auch für meine Umgebung etwas Besonderes, denn diesen Tag merken sich auffallend viele Leute. Was ich mir zum Geburtstag wünsche? Ich wünsche mir, dass auch noch in vier Jahren alles so gut läuft wie jetzt. Und natürlich wünsche ich mir so viele Sonnenstunden wie hier auf Teneriffa.“
Geburtstag am 29. Februar? So feiern Schalttagskinder
Der steirische Landeshauptmann und ÖVP-Landesparteiobmann Hermann Schützenhöfer im Interview. Wien, am 14.07.2015.
Hermann Schützenhöfer, 64, Politiker: „Für mich ist das heute ein ganz normaler Geburtstag, Ich werde den Tag im Büro verbringen. Irgendwann werde ich mit meinen Mitarbeitern mit einem Glaserl anstoßen. Am Abend kommen dann meine beiden erwachsenen Kinder zu uns. Wir werden gemeinsam essen, und ich werde meine Fastenzeit kurz unterbrechen. Das ist schön. Lange wird es aber nicht gehen, denn ich fliege tags darauf in der Früh zum Automobilsalon nach Genf. In den anderen Jahren feiern wir immer am 28. Februar. Das war schon in meiner Kindheit so. Denn ich sollte, wie man bei uns sagt, kein Märzenkaibel sein. Ich komme aus einfachen Verhältnissen, da gab es zum Geburtstag ein Stück Schokolade oder Stutzen, auch als Motivationsschub. Gute Freunde rufen mich übrigens in den Nicht-Schaltjahren rund um Mitternacht an. Was ich mir zum Geburtstag wünsche? „Dass ich meinen nächsten runden Runden an einem 29. Februar, das wäre dann der Achtziger, noch halbwegs bei Gesundheit feiern kann. Und dass das Projekt Europa, das in diesen Tagen ernsthaft gefährdet ist, bis dahin nicht zerfällt.“

Kommentare