Geburtenkontrolle soll Artenvielfalt sichern

Wilder Osten: Im rumänischen Biosphärenreservat Donaudelta leben zu viele Wildpferde.
Im Donaudelta erhalten Stuten ein Immun-Kontrazeptivum, um Tier- und Pflanzenwelt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Was zu viel ist, ist zu viel. Weil sich die Wildpferde im rumänischen Donaudelta rasch vermehren und mit ihrer Futtersuche das natürliche Gleichgewicht beeinträchtigen, entwickelte Vier Pfoten ein Artenschutzprogramm: Seit 2013 versucht die Tierschutzorganisation die Vermehrung der rund 1000 frei lebenden Pferde mit humanen Methoden einzudämmen. Ihr Ziel: Der Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes sowie der Pferdepopulation. 50 Stuten erhielten bereits das Immun-Kontrazeptivum.

Pferdepopulation

Das Donaudelta ist als einziges Flussdelta weltweit zur Gänze Biophärenreservat. Denn das 2825 Hektar große Gebiet in der einzigartigen Landschaft bietet seltenen und besonderen Pflanzen Lebensraum. Auch für Wildpferde, deren Vorfahren vor etwa 400 Jahren durch die Tataren in den Norden des Donaudeltas kamen.

Nach dem Zusammenbruch der landwirtschaftlichen Kolchosen 1989 wurden weitere Pferde von der Bevölkerung im Gebiet freigelassen. Zudem wurden Tiere von ihren Besitzern in das Flussdelta gebracht, um dort - illegal - zu grasen. Das Zusammenspiel dieser Umstände führte zu einem Ansteigen der Pferdepopulation.

Schäden

Mit dem wachsenden Bestand stieg auch der Bedarf an Futter- und Weideland und die Tiere wanderten immer weiter in den streng geschützten Waldbereich des Biosphärenreservats hinein, wo sie auch Baumrinden und seltene, geschützte Pflanzen fraßen. Schätzungen zufolge lebten 2010 rund 1500 Tiere in diesem Gebiet. Die Behörden und Umweltschützer sahen damals ein Bedrohung und beschlossen, die Pferde zu töten.

Geburtenkontroll-Projekt

Das Vier Pfoten-Team entwickelte ein Geburtenkontroll-Projekt. Bei vier Einsätzen zwischen Oktober 2013 und Jänner 2014 machten die Tierschützer vor Ort die Stuten ausfindig, betäubten 50 Tiere, untersuchten sie und verabreichten ihnen die Impfung. Diese stoppt die Reproduktion der Pferde an einem entscheidenden Punkt: bei der Befruchtung der Eizelle. Die Impfung beeinträchtigt einen bereits vorhandenen Fötus nicht, stellt aber sicher, dass die Stute in der nächsten Paarungszeit nicht trächtig wird.

Bisher wurden nicht nur 50 Stuten erstmalig geimpft, es konnte auch einigen Tieren die Auffrischungsinjektion verabreicht werden. Um die kontrazeptive Wirkung aufrecht zu erhalten, müssen die Tiere nämlich jedes Jahr vor der Paarungszeit erneut geimpft werden, dies kann jedoch aus der Entfernung mithilfe eines Betäubungsgewehrs durchgeführt werden. Die Tiere müssen nicht erneut eingefangen und betäubt werden.

Aufgrund der positiven Bilanz wird das Geburtenkontroll-Programm fortgesetzt: Wenn die ersten 100 Stuten geimpft sind, soll die Zahl in der nächsten Saison ausgeweitet und die Auffrischungsinjektionen fortgesetzt werden.

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