"G-Punkt Europas": Vilnius-Werbekampagne sorgt für Wirbel

Vilnius
Aufgrund eines Papst-Besuches im September plädiert der Regierungschef für einen anderen Zeitpunkt des Kampagnenstarts.

In Litauen sorgt eine neue Werbekampagne der Stadt  Vilnius für Wirbel. Mit dem Slogan "Niemand weiß, wo es ist, aber wenn man es findet, ist es großartig" will sich die Hauptstadt des Baltenstaat im Ausland als "G-Punkt Europas" vermarkten - und damit von Donnerstag an in Berlin und London um Touristen werben.

Daran setzt es in dem katholisch geprägten EU- und NATO-Land Kritik - nicht zuletzt wegen des anstehenden Papst-Besuchs im Herbst. "Ich denke, dass eine merkwürdige Art der Werbung gewählt wurde", sagte Regierungschef Saulius Skvernelis am Dienstag im litauischen Radio. Die Kampagne überschreite aus seiner Sicht zwar nicht gesetzliche und moralische Grenzen. Angesichts des "sehr wichtigen Besuchs in Litauen" hätte dafür vielleicht aber ein besserer Zeitpunkt gewählt werden sollen, sagte er mit Blick auf die geplante Baltikum-Reise von Papst Franziskus im September.

Kritik von katholischer Kirche

Die Regierung hatte die Stadtverwaltung zuvor bereits vergeblich aufgefordert, den Beginn der Kampagne zu verschieben. Kritik kam auch von der litauischen katholischen Kirche, aus deren Sicht die Werbung das Bild von Vilnius als Stadt für Sextourismus befördere.

Auch im Internet und in sozialen Netzwerken sorgen sich Litauer um den Ruf ihrer Hauptstadt im Ausland, andere wiederum loben die Kreativität der Entwickler und deren Sinn für Humor. "Die Hauptidee der Kampagne ist, dass nur wenige Leute wissen, wo Vilniuswirklich ist, aber wenn sie hierher kommen, sind alle sehr zufrieden und verlieben sich in Vilnius", sagte Jurgis Ramanauskas, einer der Köpfe hinter der sich an 18- bis 35-Jährige richtende Kampagne.

Fehlendes Image

Stadtmarketing-Leiterin Inga Romanovskiene verteidigte die Werbung auf Facebook unter Verweis auf in Deutschland und Großbritannien durchgeführte Umfragen. Demnach wüssten nur wenige, was Vilnius ist und wo es liegt. Angesichts des fehlenden Images bestehe somit nicht einmal theoretisch die Chance, eines zu beschmutzen, schrieb sie.

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