Was Erfolgsdruck mit den Kickern macht
Österreich hat das Kapitel Fußball-EM 2016 fertig geschrieben – drei Spiele, ein Tor, ein Punkt. Adieu, Frankreich. Teamgeist war dabei, ebenso Ballgefühl – und eine enorme Erwartungshaltung an die National-Elf. Der Sportpsychologe Christopher Willis erklärt, was der Erfolgsdruck mit den Sportlern macht.
„Druck ist ein ganz normales Element im Leistungssport. Die Spieler kennen das“, sagt Willis. Fußballer wie Skifahrerinnen, Schwimmer und Boxerinnen lernen, mit den psychischen Anforderungen des Wettkampfs umzugehen, mit Sieg genauso wie mit Niederlage. Sportpsychologen unterstützen sie dabei.
Großereignis
Sportliche Großereignisse freilich stehen nicht auf der Tagesordnung. Sie verlangen spezielle Erfahrung. Die ungewohnte Situation verursacht Stress – er kann positiv motivieren oder negativ blockieren. „Die Herausforderungen im Team sind größer als bei Einzelsportlern. Stress kann anstecken“, sagt Willis. Da kann eine Kleinigkeit, ein einziger Moment, den Ausschlag für Erfolg oder Misserfolg geben. Tor oder Stangenschuss, Elfmeter oder Gelbe Karte beeinflussen die Dynamik in der Mannschaft.
Lerneffekt
„Die Frage ist nicht, ob eine Mannschaft das Spiel gewinnt oder verliert, sondern was alle Beteiligten daraus lernen“, sagt der Sportpsychologe. Die jungen Fußballer können Erfahrungen für weitere Meisterschaften sammeln, der Trainer kann seine Taktik überdenken. Eine stabile Psyche ist Voraussetzung, um erfolgsorientiert weiterarbeiten zu können.
Distanz
„Wichtig für ein Team ist, Außenwelt und Innenwelt zu unterscheiden“, betont Willis, der auch für die Ausbildung von Sportpsychologen im deutschsprachigen Raum zuständig ist. Medien würden oft falsche Interpretationen über die Gruppendynamik verbreiten. Auch das darf nicht irritieren. Die Top-Themen des Teams verändern sich nicht. Willis: „Taktik, Technik, Kondition sind die Basis. Glück gehört dazu. Ohne mentale Stärke kann man keine Leistung bringen.“
Das Kapitel Fußball-EM 2016 ist für Österreich abgeschlossen, das Buch wird weiter geschrieben. Ein Happy End mit der aufstrebenden National-Elf ist aus Expertensicht durchaus möglich.
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