Ein üppig gedeckter Tisch: Auf vier Tellern liegen Hühnerkeulen und Gemüse. In der Mitte steht eine Schüssel mit zwei Brathühnern und Kartoffeln. Dazu viel Wein.

Warum kochen wir die meiste Zeit zu viel?

Nach dem Essen bleibt immer noch ein Essen über. Darum geht beim Kochen das Maß verloren.

In den Küchen da draußen gibt es tatsächlich Menschen, die kochen: „Auf.den.Punkt.“ Heißt: Am Ende hört man nur noch das Kratzen des Löffels am Topfboden. Für die einen ist das höchste Kochkunst, für die anderen eine kleine Tragödie namens Hunger. 

Ersterer ist der Vater – er lernte in seiner Jugend Koch –, der so genau dosiert, als sei er im Labor. Zweitere ist die Mutter, die sieht das anders.

Doch das ist eher die Ausnahme. Meist läuft es in den Küchen andersherum: Der Hunger ist längst verschwunden, aber das Essen ist noch da. Gut, wenigstens ist für den nächsten Tag vorgesorgt – das ganz persönliche „Wiedersehensmenü“.

Darum kochen wir zu viel

Erklärungen dafür gibt es viele. Die plausibelste: „Gerne beginnen wir zu kochen, wenn wir zu hungrig sind“, sagte die Ernährungspsychologin Cornelia Fiechtl der : „Bei hungrigem Magen überschätzen wir die Portionsgrößen und kochen zu viel.“

Der Vater kocht augenscheinlich selten hungrig. Und doch erwischt es auch ihn: Dann türmen sich Beilagen wie Gebirgszüge, das Fleisch reicht für eine Fußballmannschaft des FC Bayern – und selbst vom veganen Tellerchen bleibt etwas liegen. Meist geschieht das, wenn Freunde zu Gast sind, die er beeindrucken will („Ein Gedicht! Ich trau mich nie wieder ein Reh zu machen!“). Oder wenn die Familie zusammenkommt. Sein Standardsatz, seit Jahren unverändert: „Aufessen, sonst gibt’s beim nächsten Mal weniger.“ Eine Drohung, die er nie eingelöst hat.

Was Liebe und Gastfreundschaft damit zu tun haben

„Ich glaube, dass reichliches Essen oft als Ausdruck von Liebe und Gastfreundschaft genutzt wird“, erklärte die Psychologin Meryl Pankhurst einmal dem Magazin Food & Wine. „Übermäßiges Essen ist unser konkreter Versuch, Liebe und die Art und Weise, wie wir sie empfinden, auszudrücken: authentisch und im Überfluss.“ Dazu ende der mühsame Akt des Kochens mit Freude, wenn Menschen kräftig zulangen.

Das ist doch eine charmante Erklärung. Hübscher jedenfalls, als sich einzugestehen, dass Menschen schlicht und einfach zu gierig sind – oder nach all den Jahren immer noch zu unfähig, sich die richtige Menge zu merken.

Fragen der Freizeit

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Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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