Seine Karriere hatte alles: Höhen, aber auch Tiefen. Mehrmals war er „der Erste“, etwa 1981, als er mit 28 Jahren jüngster Haubenkoch Österreichs wurde. Seine größten Erfolge feierte Gerer als Küchenchef des "Korso" bei der Oper im Wiener Hotel Bristol, wo er von 1984 bis 2008 aufkochte – 1992 wurde er zeitgleich mit dem Steirereck (Helmut Österreicher), den Obauers und der Villa Hiss mit drei Gault&Millau-Hauben ausgezeichnet. Im Jahr 1999 ehrte der Restaurantführer ihn erstmals mit vier Hauben.
Auch der Guide Michelin verlieh ihm 21 Jahre in Folge einen Stern. Ausgezeichnet hat ihn ebenso, dass er sich nie von Rückschlägen unterkriegen ließ. Etwa, als er den Stern 2008 verlor und 2013 sein neues Lokal am Bisamberg pleite ging. Zuletzt entwickelte der nie um einen Witz verlegene und gesellige Mensch mit seiner Frau und einer Tierärztin exklusive Tiefkühlkost für Hunde.
Neue Wiener Küche
Über seinen Tod hinaus bleiben seine Verdienste für die heimische Küche. Bis zuletzt war das Kochen sein Leben, und für Freunde stellte er sich noch immer gerne an den Herd. „Er war ein Mann der ersten Stunde in der Neuen Wiener Küche“, erinnert sich Helmut Österreicher, selbst eine heimische Kochlegende. Gerer gehörte damals, in den späten 1970er- und 1980er-Jahren, zu einer Gruppe, die die österreichische Küche erneuerte und neu interpretierte. Mit dabei auch Gerers Lehrmeister Werner Matt, Jörg Wörther, Rudi Kellner oder Manfred Buchinger. Den Grundstein für seinen Küchenstil legte aber der legendäre Werner Matt, bei dem Gerer in die Lehre ging. „Dort hat er seinen Schliff bekommen“, sagt Österreicher; der gebürtige Steirer habe seinen eigenen Weg gefunden.
Toni Mörwald, der nach seiner Lehre als „einer seiner ersten Schüler im Korso“ viele Jahre mit ihm zusammenarbeitete, beschreibt seinen Förderer als „Genie an Kreativität und Spontanität“. Das habe ihn immer ausgezeichnet. In der öffentlichen Wahrnehmung stand Reinhard Gerer für eine exklusivere Küche, in der Hummer, Gänseleber oder Steinbutt zum Repertoire zählten. „Reinhard wusste aber auch genau, wie man ein gutes Ritschert oder Beuschl, einen guten Karpfen macht“, sagt Mörwald. Im „Korso“ schrieb er durchaus auch Kutteln auf die Karte. „Dabei waren die 1984 ein Abfallprodukt bei den Fleischhauern.“
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