Sri Lanka: Der Geschmack der Curry-Insel

Sri Lanka: Der Geschmack der Curry-Insel
Sri Lanka. So klein die Insel im Indischen Ozean ist, so groß ist ihre kulinarische Vielfalt. Das beweist Familie Abraham in ihrem Wiener Lokal – ein Gespräch über Gewürze und Gegensätze

Schlichtheit ist eine Frage des Standpunkts. Wer im österreichischen Gasthaus mit Salzpfeffermaggi-Menage gewürztechnisch erzogen wurde, wundert sich manchmal heute noch, wie vielfältig die Welt schmecken kann.

Ja, vielfältig sei die Küche seines Heimatlandes, sagt Savin Abraham, einer der zwei Juniorchefs des Restaurants Colombo Hoppers (Schönbrunner Straße 84, 1050 Wien; colombohoppers.com). Aber prinzipiell seien die Gerichte im Vergleich zu den Speisen im benachbarten Indien mild, leicht und schlicht. „In Sri Lanka konzentrieren wir uns auf wenige Gewürze in einer Speise, so drei bis fünf.“ Konkretes Beispiel: Koriander wird sparsam eingesetzt, „wenn überhaupt, dann die Koriandersamen – denn die Blätter sind sehr intensiv.“ Die Geschmacksvielfalt ergebe sich durch feines Abstimmen der einzelnen Bestandteile. Selbst auf dem Inselstaat, der bis 1972 Ceylon hieß, erkennt Savin regionale Unterschiede: „Je weiter nördlich du fährst, desto indischer wird gekocht.“

Das, was „von in der Früh bis zum Abend“ jedenfalls oft auf dem Tisch landet, geht als Nationalgericht durch: Curry. Ob mit Erdäpfel, Fisch, Huhn oder Linsen, die Spielarten des Curry sind so bunt wie die Saris der Frauen in Colombo. Ein Mahl wird gemeinsam zelebriert. Man gibt alle Speisen in die Mitte, zuerst wird der Reis herumgereicht. Dann nimmt man sich die verschiedenen Currys und das Fladenbrot. „Hat man von allem etwas, knetet man alle Currys zusammen und isst.“

Wichtig: Das Wort Curry hat zwei Bedeutungen. Damit sind einerseits die Gerichte gemeint, andererseits kunstvolle Gewürzmischungen, die als Basis eben dafür dienen.

Entscheidend ist also die Curry-Mischung. „Die ist von Haus zu Haus unterschiedlich. Unsere Mischung ist von der Mama – nicht mal ich kenne die genaue Rezeptur“, erklärt Savin und muss lachen. Sudarshini – die mit Seniorchef Jayantha 1989 das Lokal gegründet hat – habe diese von ihrer Mutter bekommen. „Später wird sie wohl mein Bruder Darith erben, er kocht besser“, ist sich der Jungchef der Rollenaufteilung bewusst.

Sri Lanka: Der Geschmack der Curry-Insel

Die Familie Abraham: Darith, Jayantha, Sudarshini und Savin

Weniger ist auch gut

Für ihr Restaurant bezieht die Abrahams viele Kräuter und Gewürze aus Sri Lanka. Was etwa Zimt angeht, müsse man gute Kontakte haben, „hier ist die Qualität wirklich sehr unterschiedlich“. Für den Hausgebrauch, zum Nachkochen, bekomme man Gewürze in guter Qualität auf dem Wiener Naschmarkt. Am besten nur kleine Mengen kaufen. Kardamom rauche schnell aus, wenn er zerstampft ist. „Auch bei Zimt besser nur eine Stange besorgen und innerhalb von Monaten verbrauchen.“

Über Fleisch spricht Savin wenig, bevorzugt wird vegan oder vegetarisch gekocht. Für die KURIER-Leserinnen und Leser haben Mama Sudarshini und er daher ein veganes Devilled kreiert, wo frisches Gemüse mit einer speziellen Sauce in der Pfanne angebraten wird (siehe Rezept rechts). Ein Unterschied fällt ihm dann noch ein: In Indien wird viel mit Schlagobers und Butterschmalz (dem trendigen Ghee) gekocht.

Sri-Lanker binden hingegen mit Kokosmilch. Auch die Reihenfolge, in der man Zutaten anbrät, sei anders – aber das gehe ins Detail. Denn die wahren Küchen-Geheimnisse plaudert man eben nicht aus.

Rezept: Veganes Devilled mit Sojawürfeln

Sri Lanka: Der Geschmack der Curry-Insel

  • Zubereitung: 20–30 min je nach Erfahrung
  • Portionen: 4
  • Devilled sind Gerichte mit einer pikanten oder scharfen Marinade

DEVILLED
 360 g Sojawürfel 5 min in kaltem Wasser eingeweicht
 2 rote Zwiebeln mittelgroß
 3 halbe Paprika rot, gelb, grün
 2 Stangen Frühlingszwiebeln
 20 g Knoblauch, 20 g Ingwer
 1 EL Kokosöl
 1½ TL Paprikapulver geräuchert
 1½ TL Kurkumapulver
Je 5 g Nelken, Kardamom, Zimt gemahlen oder zerstampft
4   Cherrytomaten halbiert
Salz, Pfeffer nach  Geschmack

DEVILLED SAUCE
 250 ml Bio-Tomatensaft
50 ml Wasser
½ TL Salz, ½ TL Pfeffer
Je  ½ TL Kreuzkümmel-Pulver  und Koriander-Pulver
1 EL Senfpaste
1 EL Tafelessig,50 g Palmzucker
Alle Zutaten mit ein paar Tropfen Tafelöl in einem Mixer zu einer Sauce vermengen

Zubereitung  Devilled:

  • Geschälte Zwiebeln und Paprika würfelig schneiden
  • Geputzte Frühlingszwiebeln schräg schneiden. Ingwer und Knoblauch Julienne schneiden
  • Heiße beschichtete Pfanne mit Kokosöl einfetten,  zuerst die roten Zwiebeln, Ingwer, Knoblauch und restliche Gewürze scharf anbraten,  danach auch die Sojawürfel
  • Zuletzt die Cherrytomaten und die Frühlingszwiebeln  hinzugeben und alle Gewürze samt Devilled Sauce übergießen, einmal leicht unterheben und schnell von Herd wegnehmen  Das Devilled auf einem Teller anrichten. Dazu wird meist Safranreis, Raita (Joghurtsauce) oder ein Dhal (Rote Linsen)  gereicht. Wer eine Variante mit Fleisch bevorzugt: mit Rostbraten-Stücken servieren
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Zu diesem Devilled empfiehlt „Colombo Hoppers“  Bier, alkoholfreies Ginger-Bier oder Saruwath, eine  sehr traditionelle Gewürz-Limonade.  Savins  persönlicher Tipp ist Maracuja-Limonade

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